AE3I5529.jpg

Hanning: Wir nehmen Druck als Rückenwind

04.06.2021

Als Lasse Ludwig nach verrichteter Arbeit auf dem Hallenboden in der Melsunger Stadtsporthalle saß, machten die Worte des Jugendnationaltorhüters schnell deutlich, dass die Füchse Berlin den Fokus bis zur letzten Aufgabe dieser Saison aufrechterhalten. Gerade hatten die Reinickendorfer die Mannschaft, die in beinahe identischer Besetzung vor zwei Jahren die Deutsche B-Jugendmeisterschaft gewann, im Rückspiel deutlich in die Schranken verwiesen, aber auch der 34:21-Erfolg (das Hinspiel war mit 36:26 an Berlin gegangen) lockte den Schlussmann nicht aus der Reserve. „Auch die Finals müssen erst gespielt werden“, sagt der 18-Jährige mit Bodenständigkeit, Wertschätzung für den Gegner und der Einstellung, die nicht den Ansatz einer Fahrlässigkeit aufkommen lassen dürfte.

Mit genau diesen Tugenden starten die Füchse in dieser Saison jedes Mal aufs Neue in eine Begegnung. Der „knappste“ Sieg der Runde stammt aus dem Viertelfinal-Rückspiel gegen den SC DHfK Leipzig. Selbst da war es nach 60 Minuten ein stattlicher Vorsprung von acht Toren – und das immerhin gegen den B-Jugend-Finalisten von 2019. „Die Mannschaft hat eine sehr hohe intrinistische Motivation“, charakterisiert Trainer Bob Hanning sein Team. Besondere Motivationskünste, um die Spieler trotz ihrer Rolle als Dauerfavorit immer wieder heiß zu machen und auf Betriebstemperatur zu bringen, seien aus diesem Grund nicht notwendig. Es ist eine Mischung aus mehreren Faktoren, die Berlin so dominant auftreten lässt. „Die Spieler haben die innere Bereitschaft, bringen Woche für Woche maximalen Trainingseinsatz mit, und besitzen enormes Talent – dann kommen solche Demonstrationen wie zum Beispiel im Halbfinal-Rückspiel gegen Melsungen heraus“, erklärt Hanning. „Und wenn gar nichts geht,“, ergänzt er, „dann haben wir mit Lasse Ludwig einen Torhüter, der eine Klasse für sich darstellt.“

Ob die Qualität der Mannschaft und die damit einhergehenden Ergebnisse eine Drucksituation erzeugen? Hanning sieht’s aus einer anderen Perspektive: „Wir nehmen Druck seit Jahren als Rückenwind und freuen uns auf zwei tolle Spiele gegen einen tollen Gegner. Dormagen steht völlig zu Recht im Finale. Es treffen die mit Abstand besten Mannschaften aufeinander. Beide Teams ähneln sich in der Spielphilosophie, die immer wieder in der Kleingruppe die richtigen Lösungen finden.“ Abschließend warnt der Füchse-Coach, indem er an ein Aufeinandertreffen aus der Saisonvorbereitung im vergangenen Sommer erinnert. Bei einem Turnier in Berlin setzte sich Dormagen in der Vorrunde gegen die Füchse durch, bei denen damals aber Lasse Ludwig und Nils Lichtlein fehlten, kassierte später im Endspiel jedoch die Revanche. Wie es diesmal im Endspiel um die Meisterschaft ausgeht, zeigen die beiden nächsten Wochenenden. (RW)

Der Weg ins Finale:
Vorrunde, Staffel Ost: Berlin - Leipzig 30:20, Potsdam - Berlin 17:31, Berlin - Magdeburg 42:23, Cottbus - Berlin 14:41, Gelnhausen - Berlin 20:42.
Zwischrunde, Gruppe A: Berlin - Rostock 43:18, Rostock - Berlin 25:40.
Viertelfinale: Berlin - Leipzig 36:24, Leipzig - Berlin 28:36.
Halbfinale: Berlin - Melsungen 36:26, Melsungen - Berlin 21:34.

Tore pro Spiel: 37,3
Gegentore pro Spiel: 21,4
Siebenmeterquote: 52/60 (86,6 Prozent)
Top-Torschützen: Tim Freihöfer 57, Moritz Sauter und Maxim Orlov beide 51.