Neuling Verl saugt jede Sekunde auf
Mit einem 40 Mannschaften starken Feld ist die weibliche A-Jugend-Bundesliga in der ersten Saisonphase so groß besetzt wie noch nie zuvor. Aus den Vorjahren etablierte Vereine treffen auf Bundesliga-Neulinge, die ihre erste Saison auf diesem Level bestreiten und jede Sekunde in vollen Zügen aufsaugen. Viermal kommen sie in der Vorrundenphase in diesen Genuss. Viermal haben sie die Möglichkeit sich mit den Großen zu messen. Viermal können sie Erfahrungen sammeln und den Entwicklungsprozess vorantreiben. Sinnbildlich für die Debütanten steht der TV Verl, der sich in der stark besetzten Gruppe 2 mit Borussia Dortmund, der TSG Ketsch, der HSG Bensheim/Auerbach und dem HC Gelpe/Strombach misst. „Uns geht es darum zu zeigen, dass wir auch auf diesem Niveau performen können. Einzelne Aktionen beweisen unsere Bundesliga-Tauglichkeit. Dass es aber in der Summe extrem schwierig für uns ist, in der Bundesliga Spiele zu gewinnen, haben wir von Anfang an akzeptiert“, sagt Trainer Ruben Vosshans. Mit zwei Partien binnen 24 Stunden gegen Gelpe/Strombach und Ketsch eröffnete Verl die Saison. Ein hartes Wochenende, das das gesamte Team trotz der Strapazen genoss. Die Mannschaft, die sich nach der erfolgreichen Qualifikation im Goldenen Buch ihrer Heimatstadt verewigen durfte, übernachtete auf dem Weg nach Ketsch in einem Hotel in Worms, reiste dann weiter und stärkte mit dieser Maßnahme das Gemeinschaftsgefühl. „Für dieses Feeling und diese Emotionen brennen und leben die Mädels. Das wollen wir mitnehmen. Allein schon das Bundesliga-Logo auf dem Trikotärmel zu haben, fühlt sich besonders an“, schildert Vosshans. Auch wenn sich die angehenden Abiturientinnen momentan im Klausuren-Stress befinden, fehlte in der Vorbereitung auf das zweite Saisonwochenende niemand im Training. Das Auswärts-Feeling erfahren die Talente aus der südlich von Bielefeld gelegenen, rund 26000 Einwohner zählenden Stadt auch in den nächsten Tagen wieder. Wenn es zur Partie in Bensheim geht, machen sie alles wie auf dem Weg nach Ketsch vor einer Woche. Wieder brechen Vosshans und seine Schützlinge am Abend vor der Begegnung auf, wieder übernachten sie in Worms und wieder wollen sie das mitnehmen, was für die „Kleinen“ das Abenteuer Bundesliga ausmacht. Die 60-minütige Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln und das ganze Drumherum. „Ein paar Spielerinnen haben sich zu einem Event-Team zusammengefunden. Ich bin gespannt, was sie sich für die Stunden vor der Übernachtung ausgedacht haben“, sagt Vosshans' Trainerkollege Hendryk Jänicke, der sich genauso wie der Rest der Mannschaft auf ein Widersehen freut: Die letztjähriger Verler B-Jugend-Torhüterin Jamila Tazayt wechselte im Sommer ins Bensheimer Internat. „Es wäre eine tolle Sache, wenn sie gegen uns zum Einsatz kommt“, sagt der Trainer. Auch dieses Kapitel würde seinen Platz in den Verler Bundesliga-Erinnerungen finden. Neben Jamila Tazayt ist in dieser Saison eine weitere Ex-Verlerin in der Bundesliga aktiv: Alina von Mutius wechselte kürzlich vom TVV zu den Füchsen Berlin und trat bei den Reinickendorfern in den ersten beiden Spielen mit insgesamt 16 Toren in Erscheinung. Auch bei den vermeintlich kleinen Klubs kann sich die Ausbildungsarbeit im Nachwuchs also sehen lassen.
(rwe)