Koke: „Ich bin richtig begeistert“
Offiziell ist Alexander Koke (41) seit März neuer Co-Trainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, aber wegen Corona musste der frühere Linksaußen des TBV Lemgo und von Bayer Dormagen bis zum Lehrgang in der Vorwoche und die Länderspiele gegen die Niederlande (27:25, 33:27) auf sein Debüt warten. EHF-Mastercoach Koke ist seit 2018 Co-Trainer der männlichen U18 des DHB, ist zudem als Doktor der Sportwissenschaften an der Universität Halle beschäftigt. Im DHB-Interview spricht er über seine ersten Erfahrungen mit der Frauen-Nationalmannschaft.
Wie fällt die Bilanz Ihres ersten Lehrgangs aus?
Alexander Koke: Das war ein sehr schöner Lehrgang für mich. Natürlich gab es im Vorfeld ein bisschen Anspannung und Nervosität, weil ich vorher ja noch nie eine Frauenmannschaft trainiert hatte. Aber die Mannschaft hat mich ganz toll aufgenommen und mir den Einstieg ganz einfach gemacht. Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht und bin richtig begeistert. Es war toll, die Spielerinnen nach den Onlinelehrgängen persönlich zu treffen, das ist doch etwas ganz anderes. Der Lehrgang in Freren war ja für alle fast ein Neuanfang nach dieser langen Pause. Es gab einige Veränderungen im Trainerteam.
Wie sind die Aufgaben zwischen Ihnen und Henk Groener aufgeteilt?
Wir sind ja ein dreiköpfiges Trainerteam, in dem Debbie Klijn sich um die Torhüterinnen kümmert, die sehr gut bei ihr aufgehoben sind. Im Lehrgang lag der Fokus auf Abwehr und Gegenstoß, da war ich immer für die angreifende Mannschaft zuständig. Generell widme ich mich eher dem Angriff und Henk der Abwehr. Generell arbeiten wir sehr intensiv zusammen.
Wie läuft dann die Kommunikation zwischen Henk, Ihnen und der Mannschaft ab?
Wir wollen und haben mündige Spielerinnen, deswegen freuen wir uns, wenn sie ihre Meinung sagen und ihre Lösungen anbieten. Diese Selbstinitiative ist ein wichtiger Teil unserer Führung. Wir Trainer leiten an und geben Hilfestellung, die Spielerinnen sollen sich einbringen und umsetzen.
Und in welcher Form unterstützen Sie Henk Groener auf der Bank?
Ich führe die Statistik, mit dem Fokus auf unsere Gegentore, wie sie entstanden sind und wo wir Probleme haben. Vor der Pause stelle ich dann die wichtigsten Informationen für Henk zusammen und bespreche mich mit ihm vor der Kabinenansprache. Natürlich gebe ich den Spielerinnen auch während des Spiels Tipps. Wenn du mit Puls 160 übers Feld läufst, hast du eben eine andere Wahrnehmung, da ist es wichtig, dass wir diese kleinen Hinweise von außen geben.
Welche Aufgaben übernehmen Sie in der EM-Vorbereitung?
Natürlich analysieren Henk und ich die Gegner und deren Stärken und Schwächen sehr intensiv. Wir stimmen uns dabei ab, wer welche Schwerpunkte setzen – und wie wir dann auch wieder die Spielerinnen einbeziehen.
Henk Groener hat gesagt, dass sie beide sich so gut ergänzen, weil Sie ein ganz anderer Typ seien als er – was meint er damit?
Da müssen Sie Henk, denke ich, selbst fragen. Aber es ist so, dass wir unterschiedliche Führungsstile haben. Henk macht das mehr mit Fragen, und die Spielerinnen sollen sich dann ihren Teil erarbeiten. Ich bin eher der direkte Typ und gebe mehr Hinweise.
Nach einer Woche Lehrgang – was ist der Unterschied zwischen Männerhandball und Frauenhandball?
Das Spielfeld und die beiden Halbzeiten sind gleich lang, es gibt zwei Tore, zwei Mal sieben Spieler und einen Ball – also im Grunde genommen nichts. Die Männer leben mehr von ihrer Athletik, Kraft und Dynamik, aber auch da holen die Frauen auch auf. Sie sind technisch und taktisch gleichwertig – und sie nehmen genau so viel auf sich wie die Männer, sind sehr professionell, da gibt es aus leistungssportlicher Sicht keine Unterschiede.