„Wollen den ersten Schritt in Richtung EM machen“
Zwei Tage vor dem ersten EM-Qualifikationsspiel gegen Bosnien-Herzegowina (Donnerstag, 16.15 Uhr im ISS-Dome Düsseldorf, live im ZDF) stellten sich Nationaltorhüter Johannes Bitter und Axel Kromer, der Sportvorstand des Deutschen Handballbunds, den Journalistenfragen beim virtuellen Medientermin aus dem Trainingsquartier der Nationalmannschaft in Neuss.
Axel Kromer …
Über die aktuelle Situation rund um das Spiel am Donnerstag:
Wir stehen in ständigem Kontakt mit der EHF und dem bosnischen Verband. Bei uns gab es nur negative Testergebnisse, Bosnien hat aktuell nur einen reduzierten Kader zur Verfügung. Daher stellte der Verband bei der EHF den Antrag, das Spiel zu verschieben. Die EHF berät und bewertet das noch, und wird - so ist es geplant - am heutigen Dienstag entscheiden, ob das Spiel stattfinden kann.
Für uns wäre es sehr wichtig, dass beide Qualifikationsspiele über die Bühne gehen, denn in dieser Saison ist ein unglaublich großer Termindruck. Es wäre für uns demzufolge schwer zu ertragen, diesen freigeschaufelten Termin nicht zu nutzen, EHF und DHB haben alles dafür getan, dass die Risiken klein sind. Es wäre ein harter Schlag, wenn das Spiel nicht stattfinden würde, denn im Frühjahr ist Termindichte noch höher.
Generell haben wir ein wohleres Gefühl, weil wir nun nur HBL-Spieler im Kader haben, alle aus einer Bubble aus getesteten Bundesligaspielern. Die Tests von Andreas Wolff und Christian Dissinger waren auch negativ, aber so kann man noch sicherer sein.
Zur Spielvorbereitung aus sportlicher Sicht:
Gegen Bosnien und Estland müssen wir über unsere eigenen Stärken kommen. Alfred Gislason hat sich und uns akribisch vorbereitet, wir werden überrollt von Informationen über den Gegner. Alfred hat seine EM-Analyse präsentiert, mit genauen Punkten, wo er ansetzen will und was er punktuell ändern möchte. Dazu hat er viel in unsere gemeinsame Datenbank eingestellt, er sammelt mit Co-Trainer Erik Wudtke viele Informationen, das ist wichtig gerade gut für die jungen Spieler wie Sebastian Heymann oder Juri Knorr, die viele Informationen aufsaugen und damit auch sehen, was der neue Bundestrainer von ihnen erwartet.
Über die Bedeutung des Spiels:
Wir wollen den ersten Schritt in Richtung EM machen, wir müssen die Punkte sammeln - und wir hätten uns sehr gefreut, wenn beide Mannschaften in Bestbesetzung aufgelaufen wären. Nachholspiele führen wie gesagt zu einer Verdichtung des Terminplans. Die EM-Qualifikation ist Sache der EHF, und daher ist es nicht an uns, das Thema öffentlich zu diskutieren. Wir haben Verständnis, wenn andere Spieler ein ungutes Gefühl haben, wenn sie aus Ländern kommen, wo nicht so getestet wird wie in Deutschland.
Johannes Bitter …
Zur sportlichen Erwartungshaltung:
Wir erwarten von uns, dass wir dieses Spiel gewinnen. Alfred konnte nicht alles umsetzen, was er mit uns umsetzen will, dafür war die Zeit auch zu kurz. Die Kieler Spieler kennen ihn und geben viel an uns weiter. Ich bin mir sicher, dass wir bis Donnerstag ein paar Basics draufhaben, wir haben ja auch einiges im Repertoire, was funktioniert, es muss also nicht alles verändert werden. Wir können ja auch im Verein guten Handball spielen.
Über den Gegner Bosnien-Herzegowina:
Wir haben uns auf ein Topteam aus Bosnien vorbereitet, das eine starke EM gespielt hat. Wir wissen aktuell nicht, mit welchen Spielern Bosnien kommen wird. Der sportliche Wert ist auf jeden Fall hoch, denn es ist ein Länderspiel in Deutschland mit Relevanz für die EM-Qualifikation. Wir bereiten uns intensiv vor und schauen, was passiert.
Zur Wiedersehensfreude:
Wir haben uns am Montag alle gefreut, uns wiederzusehen. Natürlich haben wir uns vor den Testergebnissen nicht in den Arm genommen - das war schon etwas seltsam. Heute war alles gut, alle Tests sind negativ - und somit konnten wir unser erstes Training absolvieren. Alfred war sehr motiviert, der hat heute Morgen fast zwei Stunden Training vollgemacht, da waren wir richtig gut dabei.
Zur Bedeutung der EM-Qualifikationsspiele:
Wir alle stellen uns Fragen, wie: ist das sinnvoll und notwendig? Aber es sind alle da, also ist es richtig hier zu sein, jeder hat diese Fragen für sich so beantwortet. Der Termindruck wird ja noch höher, wenn diese Spiele jetzt nicht stattfinden. Wir haben jetzt die Zeit, die Qualifikation zu bestreiten.
Zu den Maßnahmen rund um den Lehrgang und die Spiele:
Der DHB hat alles getan für einen sicheren Aufenthalt und ein sicheres Spiel. Die Tests haben gezeigt, dass wir in Deutschland keine Probleme haben wie andere Länder, weil hier sehr engmaschig getestet wird. Das gilt auch für die Reise nach Estland - da sind wir ja gleich wieder raus, wir sind in einer komfortablen Situation im Vergleich zu anderen. Wie gesagt, wir machen uns alle Gedanken. Wir haben das Glück, dass alle unsere Spieler aus der Bubble Bundesliga sind, das garantiert bestmögliche Sicherheit und eine Risikominimierung. Wir müssen die Spiele also nicht absagen, es ist kein höheres Risiko als bei einem normalen Bundesligaspiel.
Man kann nicht lange planen und weiß nicht, was noch kommt. Daher müssen wir jetzt machen, was geht, und dann sehen, dass wir besser durch die Zeit kommen.
Zur Weltmeisterschaft 2021:
Eine WM im Januar ist anders als die jetzigen Qualifikationsspiele, dann sind alle in einer Bubble. Nach einem negativen Eingangstest wird das Risiko sehr runtergefahren. Eine WM ist einfacher als EM-Qualifikation in ganz Europa, denn jetzt reisen wir viel, was das Risiko nicht minimiert.
(BP)