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20201203_Gegnerportrait_Niederlande

12.03.2020

Zwar war nach der Vorrunde Schluss, aber ihre erste EM-Teilnahme im Januar werden die Niederländer nicht so schnell vergessen, denn sie erhielten viel Lob. Diesen Aufwärtstrend will die Mannschaft von Erlingur Richardsson am Freitag (18 Uhr, live in der ARD) beim Testspiel gegen die deutsche Mannschaft in Magdeburg fortsetzen - beim Debüt von Richardssons isländischem Landsmann Alfred Gislason auf der DHB-Trainerbank.

Gleich bei ihrer ersten EM-Teilnahme gelang den Oranjes - die bisher immer im Schatten ihrer erfolgreicheren Frauenmannschaft standen - der Sieg und im Gegensatz zu den übrigen Debütanten wurden sie nicht Gruppenletzter, sondern insgesamt 17., was aber auch daran lag, dass sie in der deutschen Gruppe in Trondheim auf einen zweiten Debütanten, Lettland, trafen - und diesen deutlich mit 32:24 besiegten.

Gegen die deutsche Auswahl bestritt die Mannschaft des isländischen Trainers Erlingur Richardsson am 9. Januar ihr erstes EM-Spiel überhaupt, hielt bis zur Pause mit, unterlag dann aber doch deutlich mit 23:34. Auch gegen den späteren Europameister Spanien gab es mit dem 25:36 eine Elf-Tore-Niederlage. Dennoch war Richardsson zufrieden mit den Auftritten: „Trotz der beiden deutlichen Niederlagen haben wir eine gute erste EM gespielt, und wir bekamen viel positives Feedback. Diese Erfahrung bringt uns auf jeden Fall weiter, und ich denke, einige Spieler haben die EM-Bühne für ihre persönliche Zukunft nutzen können.“

Das sah der größte Star der Niederländer ähnlich: „Die EM war eine Riesenerfahrung für uns, wir haben uns toll präsentiert“, meinte der quirlige Spielmacher Luc Steins, der bei Fenix Toulouse spielt und deswegen am Freitag nicht für die „Oranjes“ auflaufen kann. Denn weil derzeit keine so genannte „internationale Woche“ ist, konnte Richardsson nur Spieler aus der Bundesliga und aus der BENE-Liga nominieren. Und weil dort wegen des Corona-Virus das fürs Wochenende geplante Finalturnier abgesagt wurde, stehen Richardsson auch die besten Spieler zur Verfügung.

Von deutschen Klubs stehen sechs Akteure im 16er-Aufgebot für Freitag: Bart Ravensbergen (HSG Nordhorn-Lingen), Bobby Schagen (TBV Lemgo), Jeffrey Boomhouwer (Bergischer HC), Kay Smits (SC Magdeburg), Patrick Miedema (HSG Nordhorn-Lingen), und Toon Leenders (HSG Nordhorn-Lingen). Als Letzter traf übrigens der einzige Niederländer in der HBL ein, der heute ein Heimspiel hat: Aufgrund der Verletzung des Schweden Albin Lagergren verpflichtete der SC Magdeburg Anfang Februar Kay Smits vom dänischen Klub TTH Holstebro, der ebenfalls bei der EM einige Glanzlichter setzte.

Wenige Wochen vor dem heutigen Testspiel - dem 25. Duell der beiden Nachbarländer - verlängerte der niederländische Verband den Vertrag mit Richardsson bis 2022. „Wir setzen auf Kontinuität. Erlingur hat ein Auge für die Zukunft und hat ein Team mit einer guten Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten aufgebaut. Die EM war ein wunderbarer erster Schritt, auf den wir in den kommenden Jahren aufbauen wollen“, sagte Monique Tijsterman, die technische Direktorin des Verbands. „Wir müssen unseren eingeschlagenen Weg fortsetzen und uns den Top-Ländern nähern. Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2020 war der erste Schritt, jetzt müssen wir weiterarbeiten. Jeder muss weiterhin jeden Tag hart arbeiten, um mit den besten Ländern konkurrieren können“, sagte Richardsson, der im Oktober 2017 Bondscoach geworden war. Er führte die Niederländer zur ersten EM. Nächstes Ziel sind die WM-Playoffs im Juni.

Während die „Oranje“-Frauen seit Jahren zur absoluten Weltspitze gehören und im Dezember 2019 erstmals Weltmeister wurden, hatten die Männer ihren bislang größten Erfolg auf europäischer Ebene mit der EM-Qualifikation geschafft. Als einer der vier besten Gruppendritten buchten die Niederländer erstmals das Ticket zu einer EM-Endrunde, hinter Slowenien und Lettland.

Die EM 2020 war insgesamt erst das zweite Turnier mit niederländischer Beteiligung nach der WM 1961 in Deutschland, die man als Elfter beendete. Bei dieser Weltmeisterschaft gab es auch das erste Duell mit einer deutschen Mannschaft, die DHB-Auswahl gewann 33:7 (11:3). Danach dauerte es 32 Jahre, bis man sich 1993 in den Qualifikationsspielen zur EM 1994 in Portugal zu offiziellen Partien wiedertraf, Deutschland gewann das Hinspiel in Sittard (Niederlanden) 18:17 und das Rückspiel in Solingen 18:12.

Vorher und nachher gab es nur Testspiele gegen die Niederländer, die das erfolgreiche Akademie-Projekt für den weiblichen Nachwuchs jetzt auch auf die Jungs übertrugen. „Diese Akademie wird für den Aufschwung sorgen“, ist sich Luc Steins sicher: „Wir haben mit der EM für einiges Interesse an Männerhandball gesorgt, jetzt wollen wir uns im Schatten der erfolgreichen Frauen weiter nach vorne arbeiten.“

Die deutsche Bilanz gegen die Niederlande:

24 Spiele – 20 Siege – 2 Remis – 2 Niederlagen – Tordifferenz: 515:363

(BP)