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Gensheimer: "Jeder ist hier, weil er sich verdient hat"

04.01.2021

Entspannt saß Uwe Gensheimer in der Lobby im Teamhotel vor dem Laptop, als der Deutsche Handballbund zum ersten digitalen Medientermin in der WM-Vorbereitung eingeladen hatte, und stand vor den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen Österreich am Mittwoch, 6. Januar, (13.45 Uhr - live im ZDF) und Sonntag, 10. Januar, (18.10 Uhr - live im ARD) den Journalist*innen Rede und Antwort. Die Themen waren vielfältig: Der Vorbereitungsstart, das Innenleben der Mannschaft und seine Rolle als Kapitän der Männer-Nationalmannschaft.

Wie läuft die WM-Vorbereitung aus der Sicht des Kapitäns bisher? 
Uwe Gensheimer: „Wir wollen mit 20 Spielern alle Optionen in Abwehr und Angriff durchspielen. Das haben wir in verschiedenen Formationen getan. Es ist in dieser Phase wichtig, dass wir viel Zeit und viel Konzentration darauf verwenden.“ 

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die nächsten Wochen? 
Uwe Gensheimer: „Es ist eine ein Stück weit neu zusammengewürfelte Mannschaft und wir wissen noch nicht so genau, wie wir beim Spiel miteinander harmonieren werden. Wir werden die Zeit, die wir haben, so gut es geht nutzen, um Sicherheit reinzubekommen, dass im Spiel keiner mehr groß nachdenken muss. Jeder soll in Abwehr und Angriff Vollgas geben und lange überlegen müssen, wer für wen zuständig ist.“

Formiert sich die Mannschaft gerade neu oder ist noch vieles von der alten Mannschaft vorhanden?
Uwe Gensheimer: „Es ist immer die Aufgabe eines Trainers mit den Spielern, die man zur Verfügung hat, das Bestmögliche umzusetzen. Dabei sollte nicht zwingend eine Schablone, die man im Kopf hat, der Mannschaft aufgedrückt werden, sondern geschaut werden, was zu den Spielern passt, die einem zur Verfügung stehen. Da sind wir gerade bei und das ist ein normaler Vorgang. Man probiert, das Beste aus den Spielern herauszuholen und die Stärken hervorzuheben.“ 

Mit den Kap Verden wartet ein unbekannter Gegner in der WM-Vorrunde. Welche Informationen haben Sie bisher? 
Uwe Gensheimer: „Direkt nach der Auslosung hatte ich noch keine Informationen und habe mir gedacht, dass Alfred uns noch mit einigen Infos versorgen wird (grinst). So ist es auch geschehen, und wir haben schon ein paar Videoschnitte gesehen. Es ist schon so, dass man da nicht direkt Spieler XY im Kopf hat, gegen den man schon mal in der Bundesliga oder im Europapokal gespielt hat. Das sind alles Jungs, die ich noch nicht auf dem Handballfeld gesehen habe. Dadurch kommt etwas anderes auf einen zu.“ 

Sie haben in dieser Saison bei den Rhein-Neckar Löwen auch häufiger auf der Halbposition gedeckt, wie haben Sie diese Rolle bis jetzt angenommen und wo müssen Sie sich noch verbessern? 
Uwe Gensheimer: „Ich kann es nicht ganz so lösen wie die Spieler, die normalerweise auf dieser Position decken. Dennoch glaube ich, dass ich andere Lösungen gefunden habe, um meinen Gegenspieler anzunehmen und öfter mal Fehler und einen Ballgewinn zu provozieren. Das hat bislang ganz gut geklappt und ist eine Option. Ich fühle mich in dieser Rolle nicht unwohl.“  

In der aktuellen Situation sind viele Dinge neu. Wie gestaltet sich da die Rolle des Kapitäns? 
Uwe Gensheimer: „Eigentlich nicht viel anders als sonst auch. Wir haben neue Spieler in der Mannschaft, die werden direkt ins kalte Wasser geschmissen. Ich habe zu den Jungs gesagt, dass jeder hier ist, weil er gute Leistungen in der Bundesliga gezeigt hat und es sich verdient hat. Jeder darf Fehler machen. Dennoch muss sich jeder in einer Aktion seiner Verantwortung bewusst.“

Wie bewerten Sie die skeptischen Stimmen im Vorfeld und wird sowas eher als Ansporn wahrgenommen? 
Uwe Gensheimer: „Wenn man die Kaderzusammenstellung auf dem Papier sieht, dann sind die vielleicht berechtigt, aber trotzdem können in einem Turnier viele Dinge passieren. Wir hoffen, dass wir uns als Mannschaft so schnell wie möglich. Alles andere ist gar nicht so wichtig für uns.“ 

Ist die Bubble ein Thema in der Mannschaft? 
Uwe Gensheimer: „Auf der einen Seite ja, auf der anderen Seite haben wir alle in den vergangenen Wochen gesagt, warum dieses Turnier eine große Wichtigkeit für uns hat. Deswegen ist das Thema für uns erledigt, denn alle, die hier sind, haben Lust, das Turnier zu. Natürlich beschäftigt es uns in einem gewissen Ausmaß, da es ja Regeln gibt, an die wir uns halten müssen, um das Risiko möglichst zu minimieren. Das nehmen wir aber nicht als Last oder Hemmnis wahr.“