DHB-Team steht im Finale
Das Märchen von Podgorica geht weiter. Die weibliche U17-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Montenegro das Finale am Sonntag erreicht. Ab 17.30 Uhr geht es dann gegen Ungarn (33:25-Sieg im zweiten Halbfinale gegen Dänemark) um die Krone Europas. Um 19.45 Uhr Ortszeit lagen sich die deutschen Spielerinnen am Freitagabend mit einer Mischung aus unbändiger Freude und Fassungslosigkeit in den Armen, skandierten ausgelassen „Finale“, und das alles vor den „Deutschland“-Sprechchören der deutschen Fanschar auf der Tribüne. Mit einer Willensleistung zwang das DHB-Team den Turnierfavoriten aus Russland in die Knie und setzte sich in einem Krimi mit 34:32 nach Verlängerung durch. Nach 60 Minuten hatte die Partie 30:30 gestanden.
Diese Mannschaft ist so schnell nicht kleinzubekommen. Mit Ausnahme der 1:0-Führung durch Viola Leuchter, mit 13 Treffern zur besten deutschen Spielerin der Partie gewählt, gleich zu Spielbeginn lag Deutschland in der regulären Spielzeit kein einziges Mal in Front. Mehrfach schien man den Anschluss zu verlieren. Mit 16:11 (23.) lag Russland vorne, später noch einmal mit 25:21, als noch eine Viertelstunde auf der Hallenuhr stand. Aber Aufgeben ist nicht die Sache der eingeschworenen Einheit von Gino Smits. Mit wilder Entschlossenheit kämpfte sich die Mannschaft in Podgorica immer wieder zurück, holte den Rückstand auf und belohnte sich in der Verlängerung schließlich selbst.
In die zehn Zusatzminuten kämpfte sich die DHB-Auswahl mit großer Moral und der nötigen Portion Mut. Hatte bei den Niederlagen gegen Rumänien in der Vor- und Ungarn in Hauptrunde noch der Mut gefehlt, so packte sich Deutschland in seinem sechsten Turnierspiel entschlossen ein Herz und zeigte keinen Respekt vor Russland. Trotzdem lief die Smits-Sieben auch aufgrund der gegnerischen Qualität fast über die komplette Spielzeit hinweg einem Rückstand hinterher. Der Puls begann ab Minute 50 zu rasen. Torhüterin Marie Weiss fand nach ihrer Einwechslung direkt blendend in die Partie. Auch ihre Paraden trugen dazu bei, dass Deutschland beim 26:26 erstmals seit dem 3:3 wieder ausglich (51.). Der Grundstein für eine dramatische Endphase war gelegt, in der das Smits-Team in den letzten beiden Minuten einen 28:30-Rückstand noch ausglich. Und das ging so: Viola Leuchter traf aus dem rechten Rückraum zum 29:30, Sarah Hübner entschärfte den Siebenmeter der zuvor bei sechs Versuchen sechsmal erfolgreichen Alina Reshetnikova, und Leuchter glich 61 Sekunden vor der Schlusssirene zum 30:30 aus. Als Marie Weiss auf der Gegenseite auch den freien Wurf von Valeriia Vaykum parierte, bot sich mit dem letzten Angriff sogar die Gelegenheit, die Partie auf den letzten Drücker zu entscheiden, aber auch die russische Torhüterin war auf dem Posten – Verlängerung.
Hier legten die Osteuropäerinnen zunächst erneut zweimal vor, aber Leoni Baßiner und Nieke Kühne zogen nach. In der zweiten Halbzeit der Verlängerung machte die DHB-Mannschaft ihren Finaleinzug mit zwei Toren durch Ariane Pfundstein sowie Kühne perfekt. Russland zeigte Nerven, während die Euphorie das Smits-Team auf einer Welle ins Endspiel schwappte. „Am Anfang hatten wir ein paar Probleme, unseren Rhythmus zu finden. Aber die Mannschaft hat die Ruhe bewahrt, hart gekämpft und kühlen Kopf bewahrt", analysierte der Trainer die Begegnung. (RW)
Deutschland: Hübner, Weiss – Schönefeld, Terfloth (6), Trawczynski, Probst, Wohlfeil, Kühne (6), Ehlert (2), Bianco, Röpcke (2), Huth, Baßiner (1), Albers (1), Leuchter (12/1), Pfundstein (4).