Heuberger: „Goldmedaille Motivation für die nächsten Jahre”
Die „Goldhamster von Varazdin“ haben ihren EM-Titel würdig gefeiert, das 34:20 gegen Gastgeber Kroatien im U19-Finale war eine Demonstration der Macht und der Stärke dieser - wie U20/21-Bundestrainer Martin Heuberger meinte - „phänomenalen Mannschaft“. Der Schwarzwälder, der mit dem U19-EM-Gold seinen fünften Titel als Juniorentrainer des Deutschen Handballbundes bei Welt- und Europameisterschaften feierte, war überschwänglich glücklich, wie sich die Mannschaft entwickelt hat: „Ich habe schon einige Turniere erlebt, aber was mit diesen Jungs passiert ist in den letzten zwei, drei Wochen - so eine Teamentwicklung habe ich noch nie gesehen.“
Die Mannschaft spielt seit dem EYOF 2019 zusammen, als man in Baku Silber gewann und noch von den Kroaten im Finale geschlagen wurde. Danach fielen Corona-bedingt die Jugend-EM 2020 und die Jugend-WM 2021 aus. „Wir waren sehr traurig, dass diese hochtalentierte Mannschaft dann ursprünglich keine Chance haben sollte, sich in Wettkämpfen zu beweisen und diese internationalen Erfahrungen zu sammeln“, sagt Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handballbunds. „Nach den abgesagten Turnieren kam kurzfristig die Ansage der EHF für diese U19-EM. Der Zeitpunkt war spät, die Zeit war also sehr knapp, um das Team zu nominieren und auf das Turnier vorzubereiten. „Wir waren am Ende der deutschen A-Jugendmeisterschaft. Für einige Vereine war es schwierig, Spieler abzustellen, weil diese im Übergang zum Seniorenbereich die komplette Vorbereitung bei den Erwachsenen mitmachen sollten“, blickt Kromer auf den Frühsommer zurück: „Unser großer Vorteil ist aber die Vielzahl von Talenten. Da sind wir anderen Nationen sicherlich voraus, die in solchen Situationen richtig Probleme bekommen hätten.“
Eigentlich wäre die Mannschaft ja noch von U18/19-Bundestrainer Erik Wudtke betreut worden, der aber mit der A-Nationalmannschaft als Assistent von Alfred Gislason bei den Olympischen Spielen war. Deswegen wurde das Team früher in den Juniorenbereich hochgezogen, wo es nun erstmals mit Martin Heuberger und dessen Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen zusammengearbeitet hat.
In der direkten Turniervorbereitung fielen einige Leistungsträger wegen Verletzungen aus, beim Turnier zogen sich in Fynn Nicolaus (Schulter) und Niclas Heitkamp (Knie) wichtige Stützen schwere Verletzungen zu. „Besonders beeindruckt hat mich daher, wie die Mannschaft und das Trainergespann mit viel Teamgeist alle diese Rückschläge gemeistert haben. Da ist ein tolles Team entstanden“, lobt Sportvorstand Axel Kromer. „Die Jungs haben einen unglaublichen Zusammenhalt und Teamgeist entwickelt und mit einer unglaublichen Begeisterung gespielt. Sie haben allen Widrigkeiten getrotzt und sind so was von verdient ungeschlagener Europameister geworden“, ergänzt Jochen Beppler, Chef--Bundestrainer Nachwuchs beim Deutschen Handballbund.
Und wie sieht die Zukunft dieser „Klasse von 2021“ aus? Sehr positiv, da sind sich alle Beteiligten einig: „Schon in Kürze werden viele dieser Spieler, die bei der EM ein beeindruckendes Niveau erreicht hatten, auch auf Vereinsebene Verantwortung übernehmen. Diese Erfahrungen, die sie bei der EM gegen Gleichaltrige gesammelt haben, wollen diese aufstrebenden Talente nun auch im Seniorenbereich unter Beweis stellen“, meint Kromer.
Heuberger sieht dies ähnlich: „Dieses Turnier wird die Jungs weiterbringen. Ich bin davon überzeugt, dass es ihrer Entwicklung guttut, und diese Goldmedaillen ihre Motivation für die nächsten Jahre sind.“ Mit Blick auf die nächsten Jahre gibt es natürlich einen besonderen Höhepunkt: die Junioren-Weltmeisterschaft 2023 in Deutschland. „Diese Jahrgänge wollen weiter bei der EM 2022, aber speziell natürlich bei der Junioren-Weltmeisterschaft 2023 in Deutschland für Furore sorgen“, sagt Kromer und ist sich sicher: „Von den Spielern, die jetzt in Kroatien aufliefen, werden wir viele in der Zukunft mit tragender Rolle in der Bundesliga und auch im Kader der A-Nationalmannschaft sehen. Ich bin zuversichtlich, dass sie ihren Weg gehen werden.“
Der DHB-Sportvorstand sieht besonders die letzten Turniertage in Kroatien als entscheidend für die weitere Entwicklung an: „Natürlich bringen dich auch Misserfolge weiter, aber diese Spieler werden nun immer wieder an das Turnier denken, voller Hunger, so etwas noch einmal zu erreichen. Sie sind heiß auf Erfolge, solche Erlebnisse sind nicht nur für den Sport, sondern die ganze Persönlichkeitsentwicklung bedeutsam. Diese Jungs haben jetzt Blut geleckt, sie wollen noch mehr und werden diese Energie und diesen Willen jetzt auch gleich wieder bei ihren Vereinen unter Beweis stellen. Sie werden es nicht erwarten können, dass die Saison startet - aber da müssen die Vereinstrainer sie auch ein bisschen bremsen.“
Kromer sieht allerdings nicht nur die Spieler, sondern auch das Trainergespann mit Martin Heuberger und Klaus-Dieter Petersen als Triebfeder des Erfolgs von Varazdin: „Im Nachhinein bin ich auch sehr froh, dass wir damals Martin Heuberger angerufen haben. Es war ja nicht selbstverständlich, dass der ehemalige A-Nationaltrainer wieder im Nachwuchs arbeiten will. Aber dieser Posten passt zu 1000 Prozent auf Martin, er geht richtig in dieser Aufgabe auf, die sein perfektes Jobprofil ist.“
(BP)