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U19-WM: „Unglaublich weiterentwickelt“

30.08.2019

Der Alltag hat die Helden von Skopje wieder, der Trainer ist noch mittendrin in seiner Analyse - und bald stehen für die U19 des Deutschen Handballbunds und Bundestrainer Erik Wudtke schon die nächsten Herausforderungen an. Rund zwei Wochen nach WM-Silber und dem Finale gegen Ägypten (28:32) blickt Wudtke mit etwas Abstand, aber noch mehr Stolz auf die beste deutsche WM-Platzierung dieser Altersklasse zurück. Gleich nach seiner Rückkehr war der Rheinländer noch als Mitorganisator bei den German Youth International Championships in Düsseldorf, nun widmet er sich der Detailanalyse des Turniers für die nächste DHB-Trainertagung.

„Natürlich waren die Jungs gleich nach der Finalniederlage enttäuscht und es flossen Tränen. Aber beim anschließenden Empfang beim deutschen Botschafter in Skopje - der alle unsere WM-Spiele in der Halle verfolgte - sah es schon wieder besser aus. Die Spieler hatten unsere Botschaft verstanden, dass 22 WM-Mannschaften uns um die Silbermedaille beneiden.“ Gemeinsam mit den Eltern der Spieler ließ der DHB-Tross die WM in der deutschen Botschaft Revue passieren.

Wudtkes wichtigste Erkenntnis des Turniers: „Die Jungs haben sich unglaublich weiterentwickelt, vor allem in einem Punkt: der Umsetzung dessen, was wir ihnen vorgegeben haben. Und das alles sehr variabel auf dem Feld umzusetzen. Definitiv lässt sich sagen, dass wir zwei Jahre lang eine tolle Zeit hatten - und der U20/21-Bundestrainer Martin Heuberger eine funktionierende Truppe mit Emotion und Leidenschaft und einigen sehr interessanten Spielern übernimmt.“

Heuberger war in der zweiten WM-Woche in Skopje vor Ort, einerseits um sich ein Bild seiner künftigen Juniorenmannschaft zu machen, andererseits um das Trainerteam Erik Wudtke und Alexander Koke zu unterstützen. „Martin hat sich zum Beispiel ganz toll um die Torhüter gekümmert, wir haben nächtelang zusammengesessen und Wurfbilder auf Video zusammengeschnitten und analysiert.“

Lobende Worte findet Wudtke vor allem für die Abwehrarbeit seiner Mannschaft, die mit 23,11 Gegentoren auch die beste Defensive der WM stellte. „Wir haben uns in der Abwehr dank viel Leidenschaft das nötige Selbstvertrauen geholt und den Gegner genau dieses Selbstvertrauen geraubt. Diese emotionalen Vorteile haben wir dann auch in den Angriff eingebracht. In der Offensive waren wir spätestens nach dem wichtigen Sieg gegen Tunesien viel gefestigter.“

Auch die Kooperation der Defensive mit den Torhütern stellt Wudtke heraus, wobei sich zwischen den Pfosten anfangs ein ungewohntes Bild zeigte: „Lukas Diedrich hat eine ganz hervorragende WM gespielt, Johannes Jepsen - eigentlich die Nummer eins - kam nicht so richtig ins Turnier. Ihn haben wir dann aber psychologisch so gut aufbauen können, dass er am Ende wieder ein Klasse-Rückhalt war.“

Nach der Auftaktniederlage gegen die starken Portugiesen - am Ende WM-Vierter - war der Sieg gegen Tunesien für Wudtke der Knackpunkt, die Wende zum Guten: „Wir standen unter erheblichem Druck, hatten negativen Stress, denn eine weitere Niederlage hätte das Turnier-Aus bedeuten können. Aber wir haben das in positiven Stress umgewandelt, in Energie und Bereitschaft - und dann wurde es von Spiel zu Spiel besser.“

Die Vorrundengruppe beendete die DHB-Auswahl als Zweiter, vor dem Achtelfinale hatten Wudtke und Koke vor dem Gegner Argentinien gewarnt: „Wir haben den Spielern den nötigen Respekt eingebläut. Wir haben ihnen vor Augen geführt, dass wir im Abschlussranking um bis zu acht Plätze steigen, wenn wir gewinnen - das hatten sie verinnerlicht.“ Im Viertelfinale (26:16) gegen Ungarn zeigte das Team dann auch im Angriff eine starke Leistung, im Halbfinale folgte gegen Dänemark (31:23) das beste Turnierspiel. Wudtke: „Unsere Abwehr hat die Dänen mit einer Riesen-Leidenschaft förmlich kaputt gemacht, da hat taktisch alles funktioniert.“

Und dann das Finale: Schon nach wenigen Minuten lag Deutschland gegen die wie entfesselt aufspielenden Ägypter hinten. „Wir haben alles, aber wirklich alles, in der Abwehr versucht, kamen ran, aber der Rückstand war zu groß. Ägypten wurde ein würdiger Weltmeister“, sagt Wudtke.

Nun beginnt auch für den Bundestrainer eine neue Zeitrechnung, er übernimmt die U17, die in diesem Sommer in unterschiedlichen Besetzungen die Ruhr Games gewann, Frankreich zweimal beim DFJW schlug und schließlich Silber beim EYOF holte. „Sie haben sich toll präsentiert. Ich kenne die Mannschaft, war schon bei einigen Lehrgängen und auch bei den Sichtungen gewesen. Die Jungs müssen aber gleich verinnerlichen, dass sie sich nicht auf den Erfolgen ausruhen dürfen. Das hat die EM vor einem Jahr gezeigt, als uns andere Mannschaft überholten, die diese Spieler zuvor beim EYOF alle hinter sich gelassen hatten“, sagt Wudtke, der persönlich gerade dabei ist, sich „emotional von den Erfolgen in Skopje zu trennen“, denn schon bald wartet der erste Lehrgang mit dem neuen Team.

(BP)