"Geschlossene Gesellschaft" in der Nordfrost-Arena
"Geschlossene Gesellschaft" in der Nordfrost-Arena
Wann hat es das schon mal in Wilhelmshaven gegeben? Schon seit 6 Wochen ist das Spiel des WHV im Achtelfinale des DHB-Pokals restlos ausverkauft. Bereits einen Tag nach der Auslosung standen die Menschen in der Innenstadt Schlange und wollten sich die begehrten Karten kaufen. Das Team der Geschäftsstelle hatte plötzlich alle Hände voll damit zu tun, die 2600 Tickets über den Tresen zu reichen. Jeder will dabei sein, wenn der WHV in der Nordfrost-Arena antritt.
Nur noch zwei Siege trennen den WHV vom Einzug ins Final-4 und einer eventuellen Qualifikation für den Europa-Pokal ..... ja wenn ... ja, wäre da nicht der Gegner, der aktuelle Tabellenführer der 1. Handball-Bundesliga. Die Rhein-Neckar Löwen wollen sich auf keinem Fall die Blöße geben, beim WHV zu verlieren und demnach erwartet man auch eine Top Mannschaft, die mit allem was sie aufzubieten hat, in der Arena antreten wird. Und das hat es in sich. Schon in der letzten Saison war die Meisterschaft zum Greifen nahe, doch fehlten am Ende lediglich nur 2 Törchen Differenz um vor den THW Kiel die Schale zu holen. Der Titel wäre die Krönung einer kurzen, aber intensiven Vereinsgeschichte geworden, der aber auch in dieser Spielzeit mehr als möglich ist. Angefangen hat alles mit dem TSV Baden Östringen im Jahr 2002. Ja, wir erinnern uns:
In einem Handball-Relegations-Krimi erhielt der WHV mit dem Schlusspfiff einen Strafwurf. Naoufel Fathallah traf und der WHV durfte durch ein mehr erzieltes Heimtor gegen die SG Solingen um den Aufstieg spielen (und stieg auf). Ein Jahr darauf spielte man als SG Kronau/Östringen und stieg in die erste Bundesliga auf. 2004 folgte dann der Abstieg. Nach dem Wiederaufstieg 2005 spielte man fortan in der neuen SAP-Arena und der Erfolg trat sogleich ein. Nach Zwei Pokal-Finalteilnahmen (HSV und Kiel siegten) wurde 2007 offiziell der Verein in Rhein-Neckar Löwen umbenannt. 2008 erreichte man das Finale im Europapokal, 2009 wurde man dritter in der Liga und 2013 erreichte man dann den ersten Titel mit dem Gewinn des Europapokals. Auch wenn die deutsche Meisterschaft nur knapp verfehlt wurde, soll es in dieser Saison dann gerne soweit sein. Ur-Gestein und Nationalspieler Uwe Gensheimer war bislang einziger Zeuge der Geschichte des Vereins. Seit 2003 spielt er in der ersten Mannschaft und ist auch diese Spielzeit wieder mächtig in Torlaune. Ähnlich ist es auch auf der rechten Außenbahn. Patrick Groetzki, der auch schon seit 2007 ein Löwe ist, trifft variantenreich und sicher.
Auch der Rückraum ist Top besetzt. So sorgen Alexander Petersson im rechten- und Kim Ekdahl de Rietz im linken Rückraum für einfache Tore. Angeführt von Andy Schmid mit der Kreisachse Bjarte Myrhol, wird es jedem Gegner schwer fallen, dieses Team zu besiegen. Neu-Trainer Nicolai Jacobsen (ehemals THW Kiel) hat ein goldenes Händchen bewiesen und eine Mannschaft geformt, die auf jede Situation eine Antwort hat. Wenn es mal nicht läuft, steht zudem ein Niklas Landin im Tor, der als Europa- und Vize-Weltmeister ordentlich Erfahrung aufweisen kann. Auch ein alter Bekannter ist im Kader der Löwen. Bastian Rutschmann, der im Sommer wieder nach Göppingen zurückkehren wird, hofft auf einen Einsatz bei seinem alten WHV. Für die Statistiker stehen auf Seiten des WHV 2 Siege, 2 Unentschieden und 6 Niederlagen auf dem Konto, sowie ein Pokalerfolg gegen die Reserve aus dem Jahre 2006. Eine Statistik, die aber noch aus der Relegation und der 1. Liga stammt. Dennoch erinnern wir uns an Pokal-Duelle des WHV als Regionalligist, als man den THW Kiel, die SG Flensburg/Handwitt oder den SC Magdeburg zugelost bekommen hatten. In allen Begegnungen war das Spiel lange offen und manch ein Erstligist wäre froh, solche Ergebnisse gegen diese Gegner erzielen zu können (24:27 gegen Kiel).
Mittwoch wird also wieder ein Hauch von Bundesliga-Luft durch die Arena wehen und der Rahmen ist bereits jetzt schon abgesteckt. Mit 2600 Zuschauern im Rücken, wird sich jeder WHV-Spieler voll ins Zeug legen um den großen Gegner lange zu ärgern. Zu verlieren hat der WHV nichts und so kann man ohne Druck befreit aufspielen. Nach dem 2002er-Aufstiegs-Song „Heute erleben wir ein Wunder“ und dem Slogan des damaligen Bundesliga-Partners Toyota „Nichts ist unmöglich“, ist es doch mal langsam wieder an der Zeit, dass irgendwo mal wieder ein „David“ dem „Goliath“ ein Bein stellt. Warum nicht in Wilhelmshaven? Ganz egal, wie es ausgeht, ganz egal wie es steht, der WHV freut sich auf diese besondere Begegnung und wünscht sich ein Publikum, dass bei jedem Spielstand die Halle zur Hölle macht, bis der Abpfiff ertönt. Lasst es uns genießen! Das Spiel leiten A-Kader-Schiedsrichter Peter Behrens und Marc Fasthoff aus Düsseldorf. Zuletzt pfiffen sie den WHV bei der 25:26-Heimniederlage in der 2. Liga-Nord gegen GWD Minden am 21.05.2011. Außerdem leiteten sie in der besagten Saison auch die Heimsiege gegen Aschersleben (35:29) und Rostock (31:24).