Altlandsberg: Großes Spiel der kleinen Lisa
Altlandsberg: Großes Spiel der kleinen Lisa
Es war nun wirklich kein Erfolg mit Glanz und Gloria, das 25:23 (13:12), mit dem die Frauen des MTV 1860 Altlandsberg in der 3. Liga Ost ihren Drei-Punkte-Abstand zu den Abstiegsrängen verteidigten. Es war ein Arbeitssieg. Denn es bedurfte schon einigen Aufwandes, um die Gastgeberinnen in die Knie zu zwingen. Die Mädels von der Küste, obwohl bereits als Absteiger feststehend, hatten sich viel vorgenommen. Die Botschaft von RHC-Kapitän Isabell Duwe im Programm-Blatt an die Rostocker Fans: „Das Team von Trainer Fabian Lüdke, das sich derzeit auf dem 10. Platz befindet, will heute sicherlich die zwei Punkte mit nach Hause nehmen. Doch nicht mit uns!“
Es sollte anders kommen. Weil die MTV-Damen einen anständigen Kampf boten. Weil die Abwehr meistens gut funktionierte. Und weil sich die Altlandsbergerinnen von der doch eher langsamen Spielweise der Gastgeberinnen nicht einschläfern ließen. Auch wenn bei den Grün-Weißen manches wenig spritzig, eher sehr bedächtig wirkte. Immerhin gelang es die Kreise von Rostocks Spielmacherin Isabell Duwe und der gefährlichen Rückraum-Linkshänderin Luise Scheele eng zu machen, so dass die ihre großen Fähigkeiten nur selten präsentieren konnten.
Das alles gefiel der kleinen aber energischen RHC-Trainerin Ute Lemmel gar nicht. Sie war richtiggehend auf der Palme. „Gleich nach dem Spielende haben wir eine ziemliche Abreibung bekommen“, verriet Luisa Scheele. Hauptgrund: Dreimal verspielten die Rostockerinnen in der 2. Halbzeit Drei-Tore-Führungen - beim 16:13 (36. Minute), beim 18:15 (38.) und beim 22:19 (51.). „Wir haben gekämpft aber in der Endphase durch eigene Fehler den Gegner stark gemacht“, schimpfte Ute Lemmel. „Uund unser Wurfverhalten reicht für diese Liga eben nicht aus…“
Mit dem Wurfverhalten hatten allerdings auch die Altlandsberger Damen ihre liebe Mühe. Dabei hätten sie sich vieles einfacher machen können. „Sechs Bälle knallten schon in der ersten Halbzeit an Latte oder Pfosten“, registrierte MTV-Leistungdiagnostiker Winfried Dreger.
Dass es dennoch klappen würde, mit dem MTV-Sieg, war eigentlich klar. MTV-Abwehrchefin Sylvia Kalina wusste es wieder mal vorher. Ihre enge Freundin und MTV-Kapitän Sophie Lütke verriet: „Kalli hat in letzter Zeit öfter mal etwas geträumt, was dann auch eintraf. So hat sie den Sieg vor 14 Tagen gegen Owschlag vorausgesagt und leider auch, dass es dann eine Woche später gegen Schwerin nicht so gut laufen würde…“
Zum Thema Siegertypen. Zu denen gehört natürlich Torhüterin Kathrin Wiehle. „Ihr gehaltener Siebenmeter beim Stand von 23:23 in der 58. Minute war der Knackpunkt dieses Spiels“, so MTV-Trainer Fabian Lüdke. „Wäre der rein gegangen, hätten wir sicherlich verloren.“ Haben Altlandsbergs Damen aber nicht. Auch weil Kathrin Wiehle in ihrem Kasten schon vorher einige Glanztaten zelebrierte. Sie wurde übrigens per Extra-Tour zum Spielort gebracht. Weil die Vize-Chefin eines Verbraucher-Marktes am Sonnabend-Vormittag noch Dienst schieben musste, konnte sie nicht rechtzeitig zur Abfahrt in Altlandsberg sein. Später hieß es: Raus aus dem Kaiser`s-Kittel, rein in die MTV-Klamotten und im Privatwagen von Team-Manager Wolfram Eschenbach dem MTV-Bus hinter. Lohnte sich…
Sieger-Typen waren auch andere. Von Torwart-Kollegin Juiane Schlein, die diesmal im Kasten gut begann, bis hin zu Christiane Wiechert, die 17 Sekunden vor dem Ende das Schluss-Tor besorgte. Und besonders gerne wird im Kreis der Sieger-Typen bekanntlich die Rolle des Sieg-Jokers gespielt. Die krallte sich diesmal Lisa Schönfelder. Oder man muss wohl eher sagen, sie wurde ihr verpasst. Eigentlich sollte sie ja auf Wunsch von Stephan Schulz, dem Trainer der Zweiten, mit den anderen beiden Dauer-Leihgaben Luisa Neuman und Stefanie Kretzschmann in der Brandenburg-Liga gegen Luckenwalde (22:25) spielen. Dann entschied man beim Donnerstag-Training der Drittliga-Mannschaft, „Schöni“ mit nach Rostock zu nehmen. Immerhin fehlten aus diversen Gründen schon Mandy Gramattke, Dominic Wielsch und Antea Arndt. Die kleine Lisa (schon vier Treffer gegen Schwerin) machte ein großes Spiel, warf fünf Tore. Wenn sie jetzt noch in der Abwehr zulegt, dürfte sich die flinke Rechtsaußen für die 3. Liga immer unentbehrlicher machen.
Wie wichtig der Sieg an der Warnow war, zeigen auch die Resultate der MTV-Verfolger. Oschatz bezwang nach einem knappen 24:22 (55.) Absteiger Bandenburg-West klar mit 29:24. Und der Berliner TSC bezwang Buxtehude II (allerdings mit nur einer etatmäßigen Rückraum-Spielerin angereist) mit 29:25.
Übrigens: Für das kurioseste MTV-Tor des Tages sorgte Franziska Chmurski. Zwei Siebenmeter hatte die Allrounderin eiskalt und mit straffem Wurf versenkt. Beim Stand von 22:22 (54.) entschied sich die MTV-Franzi dann für eine Bogenlampe. Die Kugel senkte sich, tuschierte die Latte - allgemeiner Aufschrei - und sprang wohl vom Rücken der Torhüterin in die Maschen.
MTV 1860 Altlandsberg: Juliane Schlein, Kathrin Wiehle; Manja Berger 4, Sophie Lütke 4, Christiane Wiechert 3, Lisa Schönfelder 5, Sylvia Kalina 3, Annika Fleck 1; Janin Hetzer 1/1, Franziska Chmurski 4/4, Marion Priemer.