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HSG Konstanz mit Vorfreude und emotionalen Erinnerungen vor DHB-Pokal-Duell mit Zweitligist Coburg

13.08.2015
13.08.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

HSG Konstanz mit Vorfreude und emotionalen Erinnerungen vor DHB-Pokal-Duell mit Zweitligist Coburg

Am Samstag um 19.30 Uhr steht für die HSG Konstanz in der Huk-Coburg-Arena das erste Pflichtspiel der Saison auf dem Programm. Dazu ein ganz besonderes, denn das bevorstehende Duell im DHB-Pokal mit dem Zweitligisten HSC 2000 Coburg weckt viele emotionale Erinnerungen – positive wie negative. Das letzte Testspiel vor dem Pokalspiel hat die HSG Konstanz indessen mit 20:24 (10:11) gegen den Schweizer Erstligisten TSV Fortitudo Gossau verloren.

Die Belastung verteilen, alle mit Einsatzzeit bedenken und gerade der jungen zweiten Garde viel Spielpraxis ermöglichen – nur drei Tage vor dem Final-Four-Turnier in Coburg wechselte HSG-Cheftrainer Daniel Eblen gegen Gossau viel durch. Nach einem guten Beginn – Konstanz lag schnell mit 3:0 in Front – zeigte sich die erste Sieben der HSG im Vergleich zum ersten Testspiel gegen Aarau deutlich verbessert und konnte den Vorsprung auf 7:3 ausbauen. Dank einer guten Abwehrleistung mit einem immer besser zurechtfindenden Jugend-Nationaltorhüter Stefan Hanemann im Rücken, der sich einige Male mit tollen Reflexen auszeichnen konnte, hatten es die Eidgenossen schwer, sich gegen die Konstanzer Deckung durchzusetzen.

Die ersten Wechsel gegen Ende der ersten Halbzeit machten sich im Ergebnis dann jedoch sofort bemerkbar. Die nach zuletzt vier Siegen gegen deutsche Drittligisten mit breiter Brust auftretenden Gossauer ließen den Ball nun gut durch die eigenen Reihen laufen und nutzten die Kopflosigkeit der jungen Konstanzer konsequent aus. Während die Gastgeber vor der Halbzeit nicht mehr zum Torerfolg kamen, drehte der letztjährige Tabellenachte der Schweizer Eliteklasse mit vier Treffern in Folge die Partie zum 10:11.

Auch dank eines starken Ex-Konstanzers Holger Hug im Tor, konnten sich die Gäste zu Beginn des zweiten Durchgangs deutliche Vorteile erspielen und bauten die Führung auf 15:12 aus. Beim 14:15 war Konstanz allerdings wieder zurück im Spiel, konnte aber immer dann, wenn sich die Chance zum Ausgleich bot, die Gelegenheit nicht nutzen. Sowohl beim Stand von 15:16 als auch beim 18:19 unterliefen der HSG technische Fehler, die mit einem Tempogenstoßtor der Gossauer bestraft wurden.

In der Schlussphase tat sich Konstanz ungemein schwer gegen die sich immer besser auf das Konstanzer Spiel eingestellte Schweizer Deckungsformation, verfiel einige Male in Hektik und ließ zudem klare Chancen zum Torerfolg ungenutzt. Folgerichtig hatte Gossau beim Schlusspfiff den größten Abstand der Partie hergestellt und konnte auch gegen Konstanz einen 24:20 (11:10)-Erfolg feiern. „Natürlich war das heute kein besonders gutes Spiel von uns. Man hat gesehen, dass wir in der letzten Zeit viel gearbeitet haben und müde waren“, wollte Daniel Eblen die Partie aber nicht überbewerten. „Die ersten 15 Minuten waren top, unsere ersten sieben, acht Spieler haben ihre Sache gut gemacht. Am Ende haben wir aber den Kopf verloren. Wir müssen vor allem daran arbeiten, dass von der Bank noch mehr kommt.“

HSG Konstanz – TSV Fortitudo Gossau 20:24 (10:11) HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Stefan Hanemann (Tor); Luis Weber, Fabian Schlaich (5), Manuel Both (1), Mathias Riedel (2), Matthias Stocker, Paul Kaletsch (1/1), Felix Krüger (3), Fabian Maier-Hasselmann (1), Tim Jud (2), Benjamin Schweda (2/1), Alexander Lauber, Luis Pfliehinger (1), Michael Oehler (2), Lukas Beck, Marius Oßwald. Die erste Garde wurde nach der hohen Belastung in den letzten Tagen weitestgehend für das erste Pflichtspiel der Saison 2015/16 geschont. Geschont für ein erstes Highlight der neuen Saison. Für ein Duell, das sofort bei allen Konstanzern Erinnerungen an die Saison 2013/14 weckt. Zwei hochdramatische Schlachten hatte sich die HSG Konstant damals mit dem späteren Zweitliga-Aufsteiger HSC 2000 Coburg geliefert. Schon bei der mehr als unglücklichen 24:25-Niederlage mit der Schlusssirene in Coburg war die HSG ganz dicht davor, dem großen Favoriten ein Bein zu stellen. Ende Januar war es dann soweit: Konstanz revanchierte sich mit einem 19:18-Sieg in allerletzter Sekunde. Mit einem Kempa-Trick. Spektakulärer und emotionaler konnte das Drehbuch für eine magische Konstanzer Nacht nicht sein. Paul Kaletsch hatte sich nach seinem Kempa-Siegtreffer das Trikot vom Leib gerissen und rannte damit wild wedelnd durch die Halle, bis ihn seine Mitspieler niedergerissen und förmlich erdrückt hatten. Die Halle stand Kopf, weil jeder genau wusste, dass hier etwas Besonderes, Einmaliges passiert war. Es war die bislang letzte Pflichtspiel-Niederlage der Coburger Vereinsgeschichte gegen einen Drittligisten auf ihrem Siegeszug in die 2. Bundesliga.

Besondere Erinnerungen sind es vor allem deshalb, weil die Triumphe des David gegen den Goliath nur ganz selten stattfinden – und eben jener im Januar 2014 ganz besonders emotional und spektakulär zu Stande kam. Das wissen sie alle bei der HSG Konstanz. Die Vorzeichen im Jahr 2015 sind selbst im Vergleich dazu noch einmal deutlich andere, auch wenn Konstanz schon damals nur der krasse Außenseiter war. Während der HSC 2000 Coburg nach dem Aufstieg in der 2. Bundesliga auf Anhieb eine gute Rolle spielte, zwischenzeitlich gar an den Aufstiegsrängen in die erste Liga schnupperte und am Ende einen guten achten Platz belegte, hat sich das Team der HSG Konstanz in den letzten beiden Jahren enorm verjüngt. In der Spielzeit 2015/16 geht Konstanz mit einem Durchschnittsalter von nur 21,8 Jahren an den Start. Coburg hingegen hat seinen ohnehin schon namhaften Kader weiter hochkarätig verstärkt und etwa den aktuellen österreichischen Nationalspieler Romas Kirveliavicius, den bisherigen Erstliga-Akteur Adnan Harmandic, den lettischen Nationalspieler Girts Lilienfelds und den in der vergangen Saison ebenfalls in der 1. Bundesliga spielenden Torhüter Jan Kulhanek hinzugewonnen.

Der Zugewinn an Qualität und Quantität des ambitionierten HSC – der Aufstieg in die erste Liga in den nächsten zwei Jahren ist das offensiv formulierte Ziel – hat sich in der Vorbereitung schon bemerkbar gemacht. Gegen den deutschen Serienmeister THW Kiel konnte Coburg in einem Testspiel 50 Minuten mithalten und lag lediglich mit vier Treffern in Rückstand. Ein deutliches Ausrufezeichen, auch wenn man sich schließlich doch noch mit 25:35 (12:14) geschlagen geben musste, ebenso wie der 30:28-Erfolg gegen Bundesliga-Aufsteiger Eisenach.

Dennoch ist die Vorfreude auf ein tolles Pokal-Event in der über 3.500 Zuschauer fassenden Huk-Coburg-Arena groß bei den Spielern der HSG Konstanz. „Ich freue mich sehr vor diesem großen Publikum zu spielen. Ich bin wirklich gespannt, denn wir haben nichts zu verlieren. Wir wollen einfach nur unsere Bestes zeigen“, meint etwa der Schweizer U21-Nationalspieler Tim Jud, der sich langsam mit den neuen Abläufen im HSG-Team zurechtfindet. Getrübt wird die Vorfreude allerdings durch den sicheren Ausfall von Kai Mittendorf und Simon Flockerzie, die noch einige Wochen zum Zuschauen verdammt sind. Besonders schwer dürfte zudem ein Ausfall von Junioren-Nationaltorwart Konstantin Poltrum wiegen. Jugend-Nationaltorwart Stefan Hanemann wird nämlich definitiv nicht für Konstanz im DHB-Pokal spielen können, da er in diesem Wettbewerb nur in einer Mannschaft eingesetzt werden darf. Erstligist HSG Wetzlar, der über das Erstspielrecht verfügt, möchte deshalb für alle Eventualitäten gerüstet sein und wird Stefan Hanemann im vor der Partie der HSG gegen Coburg stattfindenden Duell um 17 Uhr mit dem Oberligisten Kleenheim einsetzen – eine Ausnahme, denn trainieren und spielen wird er normalerweise in der 3. Liga bei der HSG Konstanz. „Ich drücke Konstanz die Daumen und hoffe, dass, falls Konstantin nicht spielen kann, Max einen blendenden Tag erwischt und die Abwehr entlasten kann“, meint Stefan Hanemann enttäuscht über die Regelung der HBL, dass er nur für einen Verein spielen darf. „Ich fühle mich immer besser und stärker und bemerke jeden Tag kleine Fortschritte nach meiner Verletzung, die ich zum Glück nicht mehr spüre. Ich versuche meinen Körper in den letzten Vorbereitungswochen auf 120 Prozent zu bekommen, um damit zum Saisonauftakt richtig Gas geben zu können.“

Allerdings besteht noch die Hoffnung, dass Konstantin Poltrum trotz seiner Verletzung vielleicht doch schon am Samstag wieder spielen kann. „Es könnte sein, dass er einsetzbar sein wird. Das müssen wir kurzfristig entscheiden“, so Daniel Eblen, der in Coburg einfach sehen möchte „was passiert“. Natürlich gelte es, sich so gut wie möglich zu verkaufen. „Wir müssen uns cleverer anstellen. Ich sehe das auch als Generalprobe für die neue Saison, weil es sich eben um ein Pflichtspiel handelt.“ Beeindruckt haben den Konstanzer Chefcoach bei seinen Beobachtungen des Gegners vor allem die „gute Abwehrleistung“ und die „zwei verschiedenen Abwehr-Varianten“, die Coburg gut beherrsche.

Mit dem Erreichen des eventuellen Finales am Sonntag um 17 Uhr gegen Wetzlar oder Kleenheim rechnet daher niemand wirklich. Kapitän Fabian Schlaich ordnet die Pokalpartie realistisch ein und sagt auf die Frage nach einer möglichen Überraschung: „Wir haben keinen Druck. Coburg ist mit der tollen Halle ein super Los. Mit Eventualitäten beschäftige ich mich nicht.“ Sein Co-Kapitän Mathias Riedel ergänzt: „Die aktuelle Coburger Mannschaft ist mit der von damals bei unserem Heimsieg nicht zu vergleichen, sie haben nun alle ein Jahr Zweitligaerfahrung und haben sich exzellent verstärkt. Ich bin sehr gespannt, wie lange wir dagegenhalten können. Die große Kulisse ist auch für uns eine große Motivation. Wir wollen dort Spaß haben und das Event mit einem guten Spiel genießen.“