Leipzig II mit WM-Spielerin Hubinger - Altlandsberg ohne Chance
Leipzig II mit WM-Spielerin Hubinger - Altlandsberg ohne Chance
Bis zum 16:21 in der 47. Minute hielten Altlandsbergs Damen gegen die sächsische Übermacht respektabel mit. Dann brachen in der Erlengrund-Halle die Dämme, und es kam, wie man es befürchten musste. Der MTV 1860 Altlansberg unterlag in der 3. Liga Ost dem aktuell Zweiten HC Leipzig II noch klar mit 19:30 (12:16).
Dass in der Tabelle nicht all zu viel passiert ist, lag daran, dass an diesem Sonnabend bis auf den SHV Oschatz (33:25 über den Berliner TSC) alle Mannschaften der unteren Tabellenhälfte verloren. Und da ist es vor allem vom 7. bis zum 11. Rang verdammt eng. Da trennen nämlich Henstedt-Ulzburg (18:20 Zähler) und Oschatz (16:24, genau wie der MTV) nur zwei Pluspunkte. Doch zurück zum Spiel in der „Erle“. Da sind nämlich ein paar Hintergründe aufzuarbeiten. Um zu verstehen, warum Altlandsbergs Damen so klar verloren und warum die Mannschaft zurzeit ein Stück weg ist vom Leistungsvermögen der ersten Saison-Halbserie.
Was macht der MTV, wenn er aufgrund einiger Verletzungs- oder anderer Ausfälle Personalnot hat?
Er holt sich Handballerinnen aus seiner 2. Mannschaft. Die sind in der Brandenburg-Liga tätig. Das ist die fünfthöchste Spielklasse.
Was macht der HCL II, bestehend aus der halben deutschen Junioren-Nationalmannschaft, wenn jemand fehlt?
Er holt sich schnell eine Nationalspielerin aus der Ersten des sächsischen Elite-Klubs und bringt sie mit nach Märkisch-Oderland. Es lebe der kleine Unterschied. In diesem Fall war es die 20-jährige Anne Hubinger. Die hatte vor ein paar Wochen noch bei der Weltmeisterschaft in Serbien (7. Platz) gewirbelt. Sonst ist sie in der Bundesliga und der Champions League zuhause.
„Was sie und ihre jungen Kolleginnen hier phasenweise gezeigt haben, das wäre echt zum genießen gewesen - hätte es nicht zur letztendlich klaren Klatsche unserer Mannschaft geführt“, sagte schwer beeindruckt MTV-Teammanager Wolfram Eschenbach.
In der Tat - die Rückraumwürfe einer Nele Reimer (acht Treffer) zum Beispiel sind Leckerbissen, an denen sich schon mancher Gegner verschluckt hat. Die Ex-Rostockerin ist neben Anne Hubinger übrigens nur eine von mehreren aus dem HCL-Junior-Team, die schon Bundesliga-Luft geschnuppert haben. Der Jung-Star begann aber im Angriff eher verhalten. Erst in der 9. Minute (5:4) warf Anne Hubinger, die über den Ostsee-Verein Motor Barth und den HSC 2000 Magdeburg nach Leipzig kam, eines ihrer fünf Tore. Die blonde Dame - ziemlich groß (1,85 m), sehr nett und extrem hübsch - organisierte vor allem ihre Abwehr exzellent. Da wurde es für die fleißigen Sophie Lütke (8/3 Tore), Janin Hetzer, Christiane Wiechert oder Sylvia Kalina gegen die großgewachsenen und einsatzstarken Kontrahentinnen sehr schwer. Da führten Ballverluste immer wieder zu schmerzhaften Gegentreffern. Vor allem nach jener 47. Minute. Hätte die 43-jährige MTV-Torhüterin Kathrin Wiehle, die glücklicherweise noch eine Saison dranhängen wird, nicht wieder mal einen Sahne-Tag erwischt, wäre es für den MTV noch ärger geworden.
So monierte auch HCL-Trainerin Dr. Marion Mendel: „Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht. Aber wir haben auch einiges ausprobiert und dann klappte einiges auch sehr gut.“
Aber war das nicht auch Wettbewerbsverzerrung? „Was sollten wir denn machen?“, so Dr. Mendel. „Wir hatten auch ein paar Ausfälle und wollten hier schließlich mit einer spielfähigen Mannschaft antreten.“
Was soll man dagegen sagen? Zumal der MTV diese Partie gewiss auch gegen einen HCL II ohne Anne Hubinger verloren hätte. Dazu steckt einfach zu viel Qualität in dieser Mannschaft.
Hat Anne Hubinger, bisher 25 Länderspiele und 27 Tore für Deutschland, der Sonnabend-Auftritt überhaupt Spaß gemacht? War die Rückraum-Linkshänderin nicht deutlich unterfordert? Die Studentin für Sonderpädagogik: „Na klar hat es Spaß gemacht. Ich wollte ja meinen Mitspielerinnen helfen. Und in Altlandsberg ist es doch schön. Ich war ja schon mal in der 2. Liga mit Magdeburg hier.“
Das haben alle gesehen: Um die Sächsinnen in Verlegenheit bringen zu können, hätte beim MTV bei allen alles passen müssen. Aber das konnte ja gar nicht der Fall sein. Wenn drei Leistungsträgerinnen (Allrounderin Franziska Chmurski, Rückraum-Linkshänderin Manja Berger, Kreisläuferin Dominic Wielsch) aus verschiedenen Gründen unter der Woche nicht eine einzige Trainingseinheit mitmachen können, wenn FHC-Neuzugang Antea Arndt (Knieprobleme) ihre Heimpremiere absagen muss, dann ist einer wie Coach Fabian Lüdke die ärmste Sau in Märkisch-Oderland.
Bleibt am Ende zu bemerken: Die verlorenen Punkte gegen den Top-Favoriten Leipzig tun nicht wirklich weh. Aber am nächsten Sonnabend kommt mit dem Fünften TSV Owschlag eine Mannschaft, die keine römische Zwei (II) hinter dem Vereinsnamen hat. Eine, die keine Nationalspielerin aus dem Ärmel zaubern wird. Dann kommt es zu einem Duell, bei dem neben handballerischen Fähigkeiten vor allem der Charakter entscheiden wird. Am Sonnabend muss dann geschuftet werden, bis der Arzt kommt. Bei Manja Berger war er bereits diesmal da. Die konnte wenige Sekunden vor Schluss keine Luft mehr schnappen, weil sie beim letzten Wurfversuch einen Schlag auf die Brust bekam. Glücklicherweise nur eine schwere Prellung. Der Notarzt gab Entwarnung. Entwarnung auch bei Annika Fleck. Die MTV-Linksaußen kam im wahrsten Sinne des Wortes mit einem blauen Auge davon...
MTV 1860 Altlandsberg: Kathrin Wiehle, Juliane Schlein; Christiane Wiechert 1, Sophie Lütke 8/3, Janin Hetzer 2, Lisa Schönfelder, Sylvia Kalina 2, Annika Fleck; Manja Berger 3, Franziska Chmurski 2/1, Dominic Wielsch, Marion Priemer 1, Stefanie Kretzschmann, Luisa Neumann