16fa372b0375110.jpg

Sauerland Wölfe: Nach 40 überragenden Minuten reicht die Kraft nicht

09.04.2018
09.04.2018 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel West · Von: pm verein

Sauerland Wölfe: Nach 40 überragenden Minuten reicht die Kraft nicht

So langsam fällt es den Spielern des Aufsteigers SG Menden Sauerland Wölfe schwer, die Glückwünsche für eine gute Leistung entgegenzunehmen. Denn wie schon zuvor bei der viertplatzierten HSG Krefeld lagen die Wölfe auch am Samstag in eigener Halle gegen den Tabellenzweiten der 3. Handball-Liga drei Viertel der Partie in Führung, ehe sie dann in der Schlussviertelstunde doch einen möglichen Sieg aus der Hand gaben.

Wie entfesselt legte der krasse Außenseiter gegen den mit Aufstiegsambitionen antretenden Gast aus Dormagen los. Die rund 400 Zuschauer in der Walramhalle trauten ihren Augen kaum, als sie nach dreieinhalb Minuten den Blick auf die Anzeigetafel richteten: Mit 5:1 lagen die Wölfe in diesem Moment in Führung, hatten die Gäste dank einer furiosen Leistung in der Anfangsphase regelrecht überrollt. Das sah wohl auch Gästetrainer Ulrich Kriebel so, der in diesem Moment seine Akteure ungewöhnlich früh zur Auszeit bat. Doch wer nun befürchtete, der Favorit könnte das Ruder schnell übernehmen, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Die Mannschaft von Sascha Simec blieb hellwach, mutig und höchstmotiviert. Dank dieser Mischung blieben die Gastgeber spielbestimmend und verteidigten lange eine Führung von bis zu sechs Toren. Vorne spielten die Wölfe fast fehlerlos, hinten zeigte Routinier Matthias Kohl eine überragende Leistung – noch besser, als schon gegen Krefeld.

Erst in der späteren Phase der Halbzeit kam ein Bruch ins Spiel der SG – in Überzahl konnte im eins gegen eins erst Tom Trost Ex-Bundesligaspieler Daniel Eggert nicht halten, dann fiel sein schneller Wurfversuch vom Anwurfpunkt ins leere Tor der Gäste direkt in die Hände eines Verteidigers. Doch genau dieser Mut zum Risiko sollte es lange Zeit an diesem Abend sein, der den Außenseiter auszeichnete.

Auch der Ausgleich durch Tim Wieling in der 21. Minute brachte die Wölfe nicht ins Wanken. Bis zur Pause erspielte sich der Außenseiter eine erneute 20:17-Führung, die Gastgeber wurden von den Rängen mit stehenden Ovationen in die Kabine begleitet. Trotzdem hatten die Gäste bereits zu diesem Zeitpunkt durch schnelle Aufholjagden ihre Gefährlichkeit unter Beweis gestellt. Vor allem im Umschaltspiel durfte sich die SG zu keiner Zeit Nachlässigkeiten erlauben.

„Wir mussten dann etwas ändern. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht gut verteidigt, wir haben uns dann in der zweiten Halbzeit für eine bewährte kompakte 6:0-Variante entschieden und das hat Wirkung gezeigt“, beschrieb der Däne Eggert die taktischen Maßnahmen des Gegners, der weiterhin im Offensivspiel konsequent aufs Tempo drückte, für den zweiten Abschnitt.

Doch zunächst gaben die Hausherren weiter den Ton an. Nach fünf Minuten im zweiten Abschnitt lag die SG mit 23:17 in Führung – und das zu diesem Zeitpunkt völlig verdient. Aber in der Folge schlichen sich immer mehr Ungenauigkeiten in das Spiel ein. Offensiv kamen die starken Außenspieler immer weniger zur Geltung. Zu oft wurde gegen die eng stehende Deckung das Anspiel auf den Kreisläufer versucht, immer wieder bestraften die Dormagener die Ballverluste mit Tempogegenstößen. Und immer häufiger konnte die Abwehr nicht mehr mithalten und musste die Gegenspieler ziehen lassen. So deutete sich früh das an, was dann in der 43. Minute erstmalig passierte: Der TSV ging mit 24:25 in Führung. Großen Anteil daran hatten vor allem die Brüder Ian und Patrick Hüter, die kaum zu stoppen waren und auch ihre Nebenleute durch gute Leistungen mitrissen.

Aber noch einmal konterten die Wölfe: Matthias Kohl parierte überragend, die SG legte erneut in der 44. Minute auf 26:25 vor. Doch es sollte die letzte Führung sein – wie gegen Krefeld reichte die Kraft beim Aufsteiger am Ende nicht, um gegen den haushohen Favoriten Zählbares mitzunehmen. Mit acht Toren in Folge sorgten die Gäste bis zur 56. Minute für klare Verhältnisse. „Das war wieder eine grandiose Leistung unserer Mannschaft, auf die die Jungs stolz sein dürften. Natürlich ist es ärgerlich, am Ende ohne Punkte dazustehen. Aber die Formkurve weist immer weiter nach oben. Und jetzt kommen andere Spiele gegen Gegner auf Augenhöhe“, schüttelte auch Trainer Sascha Simec schnell die erste Enttäuschung über die Niederlage ab. Da die HSG Handball Lemgo zeitgleich verlor, blieb die Niederlage in der Tabelle erneut folgenlos. Am Sonntag tritt die SG nun um 17 Uhr zu einem ganz wichtigen Spiel beim Vorletzten ATSV Habenhausen an – und dann gibt es möglicherweise auch endlich wieder einmal Glückwünsche zu einem Sieg - und nicht nur zu herausragenden Leistungen wie denen von Matthias Kohl und den Außen Dominik Flor und Mathis Vornholt.

SG Menden Sauerland Wölfe - TSV Bayer Dormagen 27:34 (20:17).

SG: Kohl; Trost (1), Flor (6), Vogler (4/3), Jost, Heunemann (1), Loos, Schulte, Krechel (5), Vornholt (4), Thier (3), Schrage (1), Schöße (2).

TSV: Broy, Bartmann, Boieck (n.e.); Carvalhais, Eggert (2), I. Hüter (5), Kübler (2), Pyszora, P. Hüter (3), Brüren (2/1), Jagieniak, Morante Maldonado (3), Stutzke (8), Wieling (9).

Schiedsrichter: Fratczak / Ribeiro.

Zuschauer: 352.

Zeitstrafen: 6:4 Minuten.

Siebenmeter: 3/3:1/1.

Spielfilm: 7:1 (6.), 8:5 (9.), 9:7, 11:9, 13:10, 14:14 (21.), 18:14 (25.), 20:15, 20:17 - 23:17 (35.), 23:23 (39.), 24:23, 24:25 (43.), 26:25 (44.), 26:33 (56.), 27:34.