Das Küken macht sich keinen Druck - Emily Bölk im Interview
Sie ist das „German Wunderkind“ des deutschen Frauenhandballs: Mit 16 Jahren wurde Emily Bölk zur besten Turnierspielerin bei der Jugend-WM 2014 in Mazedonien gewählt, wo sie die deutsche Mannschaft zur Silbermedaille führte. Kurz darauf gab die Tochter der 1993er Weltmeisterin Andrea Bölk ihr Bundesligadebüt beim Buxtehuder SV. Mittlerweile ist sie beim Pokalsieger von 2015 Stammspielerin, gab im Juni ihren Einstand im Frauen-Nationalteam beim EM-Qualifikationsspiel gegen Island. In den Planungen von Bundestrainer Michael Biegler spielt die mittlerweile 18-Jährige eine so wichtige Rolle im Hinblick auf die WM 2017, dass sie im Sommer nicht für die U20-WM nominiert wurde, sondern beim Lehrgang der Frauen weilte.
Nun hofft die Rückraumspielerin auf ein „Länderspiel vor der Haustür“, wenn die DHB-Auswahl am 7. Oktober in Hamburg (Inselparkhalle, 19 Uhr) das erste von zwei Testspielen gegen Spanien bestreitet.
Sie wurden in Buxtehude geboren, leben in Buxtehude und spielen für den Buxtehuder SV - da kommt ein Länderspiel in Hamburg doch wie gerufen?
Emily Bölk: Ja, das wäre schon genial, aber es steht ja noch nicht fest, ob ich dabei bin. Bundestrainer Michael Biegler wird den Kader nach dem Lehrgang in Aschersleben ja reduzieren. Aber in Hamburg wäre etwas Besonderes, schließlich kommen unsere ganze Bundesligamannschaft, ein paar Jugendteams des BSV sowie Freunde und Familie zu diesem Spiel. Das wäre schon so etwas wie ein Heimspiel für mich.
Obwohl Sie gerade erst 18 Jahre alt sind, haben Sie schon Ihre zweite Bundesligasaison hinter sich. Wie fällt die Bilanz der vergangenen Spielzeit aus?
Emily Bölk: Ich denke, ich konnte meine Leistung festigen und habe einen Schritt nach vorne gemacht. Genau wie die ganze Saison des Buxtehuder SV hatte ich Höhen und Tiefen. Am Ende, als es zählte und zudem viele Spielerinnen verletzt waren, konnte ich das Team unterstützen.
Und nebenbei haben Sie die BSV-A-Jugend beim Final4 in Leverkusen noch zur deutschen Meisterschaft geführt…
Emily Bölk: Ich habe die ganze Saison doppelt gespielt, nur wenn wir zum Beispiel im Europapokal unterwegs waren, konnte ich nicht in der A-Jugend spielen. Nachdem wir ein Jahr zuvor unglücklich im Halbfinale ausgeschieden waren, wollten wir dieses Jahr unbedingt diesen Titel gewinnen. Und das Finale gegen Leverkusen war ein hart umkämpftes Spiel, am Ende war es unglaublich, dieses Ziel zu erreichen.
Auch in der A-Jugend ist Dirk Leun Ihr Trainer, ist das nicht irgendwann zu viel?
Emily Bölk: Nein, im Gegenteil. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, er ist ein guter Trainer. Und seit dieser Saison hört das ja auch auf mit dem Doppel-Spiel, ich werde mich nur auf die erste Mannschaft konzentrieren. Aber ehrlich gesagt, hat mir das richtig Spaß gemacht.
Ist das auch ein Wunsch des neuen Frauen-Bundestrainers Michael Biegler?
Emily Bölk: Ja, er war mit involviert, dass ich mich auf die Bundesligamannschaft und die Frauen-Nationalmannschaft konzentriere, obwohl ich ja noch ein Jahr A-Jugend spielen könnte. Deswegen war ich ja auch nicht bei der U20-WM in Moskau dabei.
Hat diese Entscheidung des DHB Sie überrascht, schließlich waren Sie der Star der Mannschaft und wurden 2014 zum MVP der Jugend-WM gekürt?
Emily Bölk: Ich war richtig überrumpelt, damit hätte ich niemals gerechnet. Wir haben vier Jahre zusammengespielt, haben ein Super-Verhältnis im Team und das wäre der Mega-Abschluss gewesen. Auf der anderen Seite verstehe ich auch den DHB. In der A-Nationalmannschaft zu spielen, macht mir einen Riesenspaß, Michael Biegler ist ein guter und kompetenter Trainer und ich habe sehr früh meine Chance bekommen.
Als Argument für die Entscheidung heißt es von Michael Biegler, aller Fokus – auch für Sie – gelte der Heim-WM 2017. Ist dieses Turnier auch bei Ihnen schon im Hinterkopf?
Emily Bölk: Vor ein paar Jahren bin ich das schon mal gefragt worden – und da hatte ich das überhaupt nicht auf dem Zettel gehabt. Plötzlich ist das ein Thema für mich, jetzt ist die WM 2017 mein Ziel. Doch ich mache mich nicht verrückt. Mit 19 Jahren bei einer Heim-WM zu spielen, wäre schon genial.
Gegen Island haben Sie im Juni Ihr erstes A-Länderspiel bestritten – wie war das Debüt?
Emily Bölk: Ich hatte mich erst total gefreut, auf der Bank zu sitzen, dann war ich mega-aufgeregt, als ich aufs Feld durfte und meine erste Einsatzzeit bekam. Und als ich dann einen Siebenmeter werfen durfte und mein erstes Länderspieltor erzielte, war das richtig cool.
Dann folgte der Athletiklehrgang im Sommer - wie waren Ihre Eindrücke dort?Emily Bölk: Obwohl solche Lehrgänge natürlich unglaublich anstrengend sind, hat es Spaß gemacht, Denn Michael Biegler hat viel Abwechslung in die Übungen reingebracht. Da alle super mitgezogen haben, war das für die ganze Mannschaft ein tolles Erlebnis.
Sind Sie auch ansonsten gut durch die Saison-Vorbereitung gekommen?
Emily Bölk: Ja, auf jeden Fall, außer den paar kleineren Blessuren, die man immer mal hat.
Und haben Sie sich in Ihrem Kalender auch schon den Dezember für die EM geblockt?
Emily Bölk: Wenn man zu allen Lehrgängen eingeladen wird, hat man sich den EM-Termin natürlich schon in den Kalender eingetragen. Aber ich mache mir überhaupt keinen Druck in dieser Beziehung, werde einfach mein Bestes bis dahin geben.
Karten für die beiden Test-Länderspiele gegen den EM-Zweiten Spanien in Hamburg (7. Oktober, Inselparkhalle, 19 Uhr) und Lingen (9. Oktober, EmslandArena, 16 Uhr) gibt es unter www.dhb.de/tickets.