Der Supercup als Spiegel der Handballgeschichte
Der Supercup als Spiegel der Handballgeschichte
Die Idee hatte eine Ikone des deutschen Handballs, und was Vlado Stenzel anpackte, wurde auch erfolgreich: Kurz nachdem er die deutschen Männer 1978 zum WM-Titel in Kopenhagen geführt hatte, plante Stenzel eine „Mini-WM“ für die Jahre einführen, in denen es keine Weltmeisterschaften gab - die Geburtsstunde des Supercups. Seit 1979 wurde das Turnier bereits 18 Mal vom Deutschen Handballbund organisiert. Die Siegerlisten lesen sich wie ein Who‘s who des internationalen Männerhandballs.
Anfangs gingen sechs Mannschaften an den Start, zwischenzeitlich sogar acht - und seit 2009 sind es, auch dem dicht gedrängten internationalen Wettkampfkalender geschuldet, nur noch vier Teilnehmer bei diesem traditionsreichen Testturnier. Mit sechs Turnierfolgen ist die DHB-Auswahl der erfolgreichste Teilnehmer des Supercups, bei dem 1991 erstmals eine gesamtdeutsche Mannschaft antrat. Mit fünf Titeln folgt die Sowjetunion beziehungsweise Russland. Sechs verschiedene Nationen haben sich von 1979 bis 2013 in die Siegerlisten eingetragen, neben den Genannten sind dies Spanien, Schweden, Rumänien und Polen. Und diese Mannschaften haben die jeweiligen Epochen des Welthandballs geprägt - erst in der sowjetisch-rumänischen Periode, dann in der schwedischen, und dann folgten Titel und Medaillen für Spanien und Polen.
Bis 1995 wurde der Zwei-Jahres-Turnus beibehalten, obwohl sich der internationale Wettkampfkalender mit der Einführung der Europameisterschaften im Jahr 1994 entscheidend geändert hatte - und auch der WM-Rhythmus gebrochen wurde, als wegen des Ende des Warschauer Pakts erst die WM von 1989 auf 1990 verschoben und schließlich die nächste erst 1993 ausgetragen wurde. Der Supercup aber blieb, auch wenn das für 1997 geplante Turnier erst im Frühjahr 1998 ausgetragen werden konnte.
Spielten in den Anfangsjahren noch jeder gegen jeden, wurden später (mit acht Mannschaften) zwei Gruppen gebildet, es folgten Finale und Platzierungsspiele, seit 2009 tritt jeder wieder gegen jeden an - an drei Tagen in drei deutschen Städten.
Nach dem Auftaktsieg des damaligen Weltmeisters beim ersten Supercup in 1979 war das Abschlussklassement 1981 fast identisch mit dem der 1982er Weltmeisterschaft auf deutschem Boden, wenn man vom Abschneiden des Gastgebers absieht: Die Sowjetunion gewann, Jugoslawien wurde Dritter, zwei Jahre später standen sich diese Mannschaften auch im WM-Finale in Dortmund gegenüber. Eher überraschend war dann der rumänische Triumpf 1983, denn eigentlich war die goldene Epoche von Birtalan & Co. schon vorbei.
Ein Jahr, nachdem man die Olympischen Spiele von Los Angeles boykottiert hatte, setzte sich die Sowjetunion beim Supercup 1985 wieder durch, der Olympiazweite Bundesrepublik Deutschland landete hinter dem 1980er Olympiasieger DDR auf Rang drei. 1987, ein Jahr vor ihrem Olympiasieg in Seoul, landeten die Sowjets auf Rang zwei hinter der Bundesrepublik, die acht Jahre nach dem Premierensieg wieder ganz oben auf dem Podium stand.
Es folgten vier Turniere mit vier unterschiedlichen Siegern - Sowjets, Spaniern, Schweden und Russen - und exakt diese Mannschaften waren zum Beispiel auch die Medaillengewinner bei Olympia 1992 in Barcelona.
1998 gelang dem damaligen EM-Dritten Deutschland der erste Supercupsieg einer gesamtdeutschen Mannschaft, vor dem 1995er Weltmeister Frankreich und dessen Nachfolger Russland, der zwei Jahre später auch denbis dato letzten Olympiasieg feierten. Dazwischen folgte noch der Supercup-Triumph 1999, ebenfalls der letzte seiner Art für die Mannschaft von Trainerlegende Wladimir Maximov.
Nach dem verschobenen Intermezzo in 1998 fand danach der Supercup dann auch wieder ausschließlich in ungeraden Jahren statt. Und seit 2001 hießen die Sieger entweder Deutschland, Spanien, Schweden oder Polen. Wie zum Beispiel 2007, als die Polen Revanche für das im Februar verlorene WM-Finale nahmen, oder 2011, als die Spanier sich schon einmal für den späteren WM-Titel einwarfen, gleiches war ihnen bereits 2003 gelungen, 15 Monate, bevor sie zum ersten Mal Weltmeister geworden waren.
Den letzten schwedischen Erfolg beim Supercup gab es vor genau zehn Jahren - und siehe da: seit 2002 haben die Schweden auch bei Großereignissen keinen Titel mehr gewonnen, die einzige Medaille seither war Olympiasilber in London. Aber auch die Deutschen mussten ein gewisses Tal durchschreiten, was sich am letzten Platz beim Supercup 2011 zeigte - aber nur zwei Jahre später, kurz nach Rang fünf bei der WM 2013, waren sie wieder dort, wo sie schon häufiger waren: Ganz oben auf dem Siegerpodest. Ein Platz, den man am Sonntag auch liebend gern wieder in Kiel einnehmen möchte - erstmals unter Dagur Sigurdsson.
Sieger und Platzierte der bisherigen Supercup-Turniere:
1979: 1. Bundesrepublik Deutschland, 2. Rumänien, 3. Sowjetunion
1981: 1. Sowjetunion, 2. Bundesrepublik Deutschland, 3. Jugoslawien
1983: 1. Rumänien, 2. Sowjetunion, 3. Jugoslawien
1985: 1. Sowjetunion, 2. DDR, 3. Bundesrepublik Deutschland
1987: 1. Bundesrepublik Deutschland, 2. Sowjetunion, 3. DDR
1989: 1. Sowjetunion, 2. DDR, 3. Rumänien
1991: 1. Spanien, 2. Sowjetunion, 3. Schweden
1993: 1. Schweden, 2. Deutschland, 3. Schweiz
1995: 1. Russland, 2. Deutschland, 3. Schweden
1998: 1. Deutschland, 2. Frankreich, 3. Russland
1999: 1. Russland, 2. Kroatien, 3. Schweden
2001: 1. Deutschland, 2. Russland, 3. Schweden
2003: 1. Spanien, 2. Deutschland, 3. Schweden
2005: 1. Schweden, 2. Frankreich, 3. Russland
2007: 1. Polen, 2. Schweden, 3. Deutschland
2009: 1. Deutschland, 2. Dänemark, 3. Schweden
2011: 1. Spanien, 2. Schweden, 3. Dänemark
2013: 1. Deutschland, 2. Polen, 3. Schweden