Vor 25 Jahren: Der deutsche Handball ist wiedervereint
Mit der Aufnahme der fünf Landesverbände aus der ehemaligen DDR in den Deutschen Handballbund beim DHB-Bundestag am 8. Dezember 1990 in Dortmund wurde der deutsche Handball offiziell wiedervereint. „Großer Dank“, sagt der heutige DHB-Präsident Andreas Michelmann, „gebührt insbesondere denjenigen, die schon zu Beginn der erkennbaren Wiedervereinigung mit aller Kraft für eine weitestgehend gleichberechtigte Vereinigung der beiden deutschen Handballverbände gekämpft haben.“ Damals wie heute wieder ist Heinz Winden der DHB-Vizepräsident Recht. Erst Ende Mai 1990 gewählt, war es die Aufgabe Windens als Vorsitzender einer Strukturkommission, diese Aufnahme vorzubereiten und über die Bühne zu bringen.
„Ich war seinerzeit viel im Osten unterwegs und habe Vereine und Verbände beraten. In Seminaren habe ich über Vereinsrecht, Gemeinnützigkeit und steuerliche Dinge, aber auch den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb referiert“, erinnert sich Winden: „Das war für Vereine und Verbände eine komplette Umwälzung, aber alle waren sehr wissbegierig und haben das sehr schnell umgesetzt.“
Der ursprüngliche Vorschlag des DHB war, dass die neu gegründeten Landesverbände aus dem Gebiet des Deutschen Handballverbands (DHV) in einen eigenen Regionalverband integriert werden sollten. Doch es war der Wunsch von Seiten des DHV, dass die Verbände in die bestehenden Regionalverbände aufgenommen werden sollten: So kam Sachsen-Anhalt zum Norddeutschen Handball-Verband, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in den Nordostdeutschen Handballverband, Sachsen in den Süddeutschen Handball-Verband und Thüringen in den Südwesten.
„Wir wollten diesen historischen Akt der Aufnahme in den DHB natürlich im dann nicht mehr geteilten Berlin zelebrieren, aber so kurz nach der Einheit war dort überhaupt kein Hotel zu bekommen. Also fand der DHB-Bundestag in einem Hotel neben der Westfalenhalle in Dortmund statt“, blickt Winden zurück: „Und nach dem historischen Satz ‚Damit ist der deutsche Handball wiedervereint‘ sang der ganze Saal die Nationalhymne.“
DHB-Präsident war seinerzeit Jürgen Hinrichs, Präsident des DHV war Hans-Georg Herrmann. „Heimlich, still und leise wurde der DHV später aufgelöst“, sagt Winden. Offizielle Vertreter des nun ehemaligen DHV im Erweiterten DHB-Präsidium wurden Dieter Jungmichel und Ewald Astrath. Klaus Borgwardt war zuständig für „ostdeutsche Fragen und Angelegenheiten“.
Vor dem Bundestag, so erinnert sich Winden heute noch bestens, hatte es Ende Oktober 1990 ein Juniorinnenturnier in Menden gegeben, wo er als offizieller DHB-Vertreter weilte. Neben der DHB-Auswahl, Spanien und Frankreich spielte dort auch die DDR-Mannschaft. Die große Frage war, welche Nationalhymnen im Auftaktspiel der beiden deutschen Teams gegeneinander gespielt werden sollten: „Schließlich wurde ‚Einigkeit und Recht und Freiheit‘ für beide Teams gespielt - ein kleiner Schritt zur dann sehr schnellen Wiedervereinigung des deutschen Handballs“, sagt Winden.
Und für die ehemalige Bundesrepublik war die Wiedervereinigung sportlich auch sehr positiv: Denn die Männer-Nationalmannschaft des DHB spielte seinerzeit nur in der C-Weltmeisterschaft, während die DHV-Mannschaft das Spielrecht für die A-Weltmeisterschaft 1993 in Schweden und die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona hatte, wo dann auch erstmals wieder gesamtdeutsche Mannschaften an den Start gingen.
Weitere Fügung der Geschichte: Vier Tage vor der handballerischen Vereinigung Deutschland trafen bei der Frauen-WM in Südkorea noch beide deutschen Mannschaften aufeinander - im Spiel um Platz drei. Und in einem der letzten Länderspiele sicherte sich die DDR durch einen 25:19-Erfolg über die BRD die Bronzemedaille - nur mit Spielerinnen, die noch bei Vereinen aus den fünf neuen Ländern spielten. Drei Jahre später, bei der WM 1993 in Norwegen, war auch das Frauen-Team erfolgreich wiedervereint - und wurde unter Trainer Lothar Doering Weltmeister.