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Ein schmerzhafter Prozess - Annika Rohde nach langwieriger Blessur im Aufwind

16.11.2014
16.11.2014 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein/Westfalen-Blatt

Ein schmerzhafter Prozess - Annika Rohde nach langwieriger Blessur im Aufwind

Abstiegskampf? »So etwas kannte ich mit Halle bisher noch gar nicht!« Annika Rohde möchte sich mit der neuen Situation, in der Unions Drittliga-Handballerinnen stecken, gar nicht erst anfreunden. Nach überstandenen Schulterproblemen will sie mit ihrem Team nach einem schwachen ersten Saisondrittel jetzt die Wende einleiten – mit einer Heimspiel-Überraschung am Sonntag gegen den Tabellenzweiten aus Fritzlar.

Eine Knochennekrose im Schlüsselbein hatte Annika Rohde schon in der vergangenen Serie immer wieder zu schaffen gemacht. Sie verpasste weite Teile der Vorbereitung und den Saisonstart, gehörte erst am dritten Spieltag gegen Leipzig II wieder zum Kader. »Ein Teil des Knochens stirbt ab. Die Stelle verknorpelt, ein schmerzhafter Prozess. Inzwischen kann ich ohne Bedenken spielen. Ich musste aber auf Nummer sicher gehen, da ich die Schulter auch bei der Arbeit im Fitnessstudio belaste«, erklärt sie.

Im Haller Lazarett befand sich die Linksaußen wochenlang in »guter Gesellschaft«, normaler Trainingsbetrieb war kaum möglich: »Einige haben an der Seite immer selbstständig Übungen gemacht. Auf dem Feld standen dafür inklusive Torhüter oft nur acht Leute. Man versucht das zu kompensieren, aber der Kader hat seine Grenzen.« Der schlechte Auftakt kann fast schon als logische Konsequenz gesehen werden. Nach dem wichtigen Auswärtserfolg in Badenstedt steht Union nur dank der besseren Tordifferenz über dem Strich. »Ich hoffe, dass wir jetzt wach geworden sind. Für mich ist es bedenklich, dass wir zu diesem Zeitpunkt so weit unten stehen«, meint Annika Rohde.

Trotz der Negativerlebnisse zieht die 27-Jährige auch Positives aus der Verletztenmisere. Statt langsam an das Niveau herangeführt zu werden, müssen junge Spielerinnen wie Marleen Fräßdorf oder Anna Lena Bergmann von Beginn an in die Bresche springen – und lösen ihre Aufgabe ordentlich. »Wenn ich richtig fit gewesen wäre, hätte Marleen diese Chance so wohl nicht bekommen«, sagt Annika Rohde. Wie Fräßdorf und Bergmann hat auch sie eine Jöllenbecker Vergangenheit. 2011 verließ sie Halle, nachdem sie mit dem damaligen Trainer Zygfryd Jedrzej nicht zurechtkam. Zwei Jahre spielte sie mit dem TuS in der Verbandsliga und kehrte dann im Sommer 2013 überraschend zur Union zurück. »Ich hatte in Jöllenbeck eigentlich schon zugesagt. Dort gab es dann aber ein paar Probleme und ich hatte vom Trainerwechsel in Halle gehört«, begründet sie die Rückkehr. Die zwei Spielzeiten in Bielefeld bleiben ihr dennoch in guter Erinnerung: »Ich habe mich persönlich weiterentwickelt. In Jöllenbeck wurde ich viel im Rückraum eingesetzt und habe gelernt, mehr Verantwortung zu übernehmen.«

Vor allem in der Deckungsarbeit hat sie zugelegt und wird für Halles Coach Uwe Landwehr in der Abwehr so zur Schlüsselspielerin. Das Haller Hauptproblem liegt für die Defensivspezialistin derzeit aber im Angriff. »Hinten stimmt es über weite Strecken, auch wenn es noch Abstimmungsprobleme gibt. Vorne müssen wir wieder ruhiger spielen und die Übersicht behalten. Zuletzt haben wir die Bälle oft hektisch einfach weggeschmissen«, findet Annika Rohde.

Der Tabellenzweite Fritzlar wird Halles Torjägerinnen Sonntag vor Herausforderungen stellen, hat im Durchschnitt die wenigsten Gegentore (nur gut 20 pro Spiel) kassiert. Annika Rohde glaubt aber an die Siegchance: »Gegen gute Mannschaften spielen wir besser. Außerdem müssen jetzt Siege her!« Ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf? »Ich denke, dass jetzt die Wende kommt und wir einen sicheren Platz im Mittelfeld schaffen. Die Mannschaft wird sich da durchkämpfen.« Darauf baut auch Trainer Uwe Landwehr vor der schweren Heimaufgabe am Sonntag: »Die zweite Halbzeit gegen Badenstedt mit geduldigem Spiel und einer Angriffseffektivität von über 50 Prozent hat gezeigt, wie es laufen muss. Wenn wir dann noch ins Tempospiel kommen, sind wir schwer zu schlagen.« Allerdings ist die zuletzt verbesserte Josy Löbig am Donnerstag im Training umgeknickt. Linda Hillmer könnte an ihrer Stelle zum Comeback kommen. Katrin Thiede ist angeschlagen, soll aber spielen.