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Worst Case für Herdecke/Ende

06.09.2016
06.09.2016 · JBLH männlich, Jugend-Bundesliga · Von: pm verein/andree hagel

Worst Case für Herdecke/Ende

Es ist eine Riesen-Geschichte: Die A-Jugendhandballer der HSG Herdecke-Ende spielen in der Saison 2016/17 in der Bundesliga. Doch diese Geschichte ist inzwischen auch irgendwie traurig, und das liegt daran, dass Trainer Mathias Grasediek auf zwei seiner Eckpfeiler verzichten muss, und zwar verdammt lange. Nachdem sich Rückraum-Mitte-Mann Luca Dannemann schon im November des vergangenen Jahres in der Partie gegen die DJK TuS Oespel-Kley einen schwerwiegenden Knorpelschaden im Sprunggelenk zugezogen hat und seitdem auf Eis liegt, fehlt seit dem 31. Juli auch Till Miekus. Der Rechtsaußen hat sich in einem Testspiel des Drittligisten SG Schalksmühle-Halver, für den er ebenso wie Dominik Spannekrebs ein Zweitspielrecht besitzt, einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen – ohne Fremdeinwirkung.

Als Trainer Mathias Grasediek die Nachricht von der schweren Verletzung Till Miekus‘ erhalten hatte, sagte er: „Für uns ist das der Worst Case!“ Und dieser Worst Case, dieser ungünstigste anzunehmende Fall bedeutet, dass auch ein Traum zerstört worden ist – der Traum davon, nach dem Aufstieg in die Beletage des deutschen Jugendhandballs dort auch eine gute oder noch bessere Rolle zu spielen. „Das ist richtig scheiße“, sagt Till Miekus. „Erst recht, wenn man da wie wir fast vier Jahre drauf hingearbeitet hat. Wenn wir komplett und alle fit wären, dann hätten wir in der Bundesliga schon was reißen können. Ich glaube, dann wäre Platz sechs drin gewesen.“ Jener Rang also, der das Bundesliga-Ticket für die drauffolgende Saison garantiert.

Aber der Reihe nach: Wie geht es Till Miekus überhaupt? „Es ist schon besser“, sagt der 18-Jährige. „Ich kann ohne Schmerzen schlafen und mich bewegen. Es ist ganz gut soweit, ich bin im Plan.“ Er weiß aber, dass er eine sehr lange Handball-Pause einlegen muss, ein Pause, die mehr schmerzt als das lädierte Knie. „Trainieren kann man wohl schon wieder nach sechs Monaten, aber bis man wieder richtig spielen und in die Zweikämpfe gehen kann, könnte es auch sieben, acht Monate dauern“, sagt er. Dass er seiner A-Jugend beim Bundesliga-Abenteuer nicht helfen kann, nervt Till Miekus am meisten. „Das war gerade am Anfang sehr frustrierend“, erzählt er. „Aber mittlerweile geht es, es bringt ja eh nichts, rumzujammern.“

Was in den kommenden Wochen folgt, ist für Till Miekus (leider) klar: An den Wochenenden wird er sich in der Regel zwei Handball-Spiele anschauen, „und in der Woche muss ich dann Reha machen“, sagt er und schnauft dabei ein bisschen durch. Enttäuscht. Er hofft aber, dass sich seine Mannschaft, eben die A-Jugend der HSG Herdecke-Ende, auch trotz der Rückschläge in der West-Staffel der Bundesliga achtbar schlagen wird. „So ganz gleichwertig lassen sich Lucas und mein Ausfall vielleicht nicht auffangen“, meint der junge Mann, der im kommenden Jahr sein Wirtschaftsabitur machen wird. „Aber die Jungs kämpfen immer. Wir haben einen unheimlich guten Teamspirit, und ich denke schon, dass wir einige Punkte holen werden.“

Es ist also klar: Vor allem wird Till Miekus das Abschneiden seiner Herdecker A-Jugend-Kollegen verfolgen. Im Blick wird er aber auch die Drittliga-Auftritte der SG Schalksmühle-Halver haben, für die er im Testspiel gegen den Oberligisten HSG Gevelsberg-Silschede einen ausgezeichneten Start hingelegt und achtmal getroffen hatte. Und die Zeit in Schalksmühle und Halver bei Trainer Stefan Neff, der vom Liga-Rivalen TuS Volmetal gekommen ist, hat Till Miekus, wie er sagt, „mächtig Spaß gemacht, nicht nur wegen Stefan“. Sondern? „Wegen der ganzen Mannschaft. Da kann man viel lernen. Das sind Drittliga-Spieler, das ist noch mal was anderes“, erzählt er.

Tiel Miekus ist in seiner Heimat also gut angekommen. „Er wird uns natürlich auch fehlen“, sagt Stefan Neff, der 29-jährige A-Lizenz-Trainer der SGSH. „Die ersten Eindrücke, die er hinterlassen hat, waren bärenstark – sowohl sportlich als auch menschlich. Jetzt gilt es, Till die nötige Zeit und die nötigen Hilfen zu geben, damit er noch stärker zurückkommt und wir uns in den nächsten Jahren auf einen tollen Spieler freuen können.“

Und was traut Till Miekus seiner Zweitspielrecht-Mannschaft zu? „Schwierige Frage“, antwortet er. „Die West-Staffel der 3. Liga ist richtig ausgeglichen, glaube ich. Da ist alles möglich. Aber wenn der Start gut verlaufen sollte, hoffe ich, dass wir uns für den DHB-Pokal qualifizieren können.“ Das hieße, die SG Schalksmühle-Halver müsste zum Abschluss der Saison Platz sechs belegen – wobei die Nachwuchs-Teams der drei Bundesligisten VfL Gummersbach, TBV Lemgo und TSV GWD Minden, die im DHB-Pokal nicht spielen dürfen, für diese Qualifikation nicht gewertet werden.