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„Emma“: mit 70 immer noch jung geblieben

16.06.2021

Ehefrau Ulrike, vier Söhne, ein Motorrad, ein Haus mit 1500 Quadratmetern Garten in Allmannsweier bei Lahr am Fuße des Schwarzwalds, stets immer ein paar Hunde an der Leine – all‘ das hält Armin Emrich auf Trab und jung. Denn zum alten Eisen zählt der frühere DHB-Bundestrainer definitiv nicht, wenn er am heutigen Mittwoch seinen 70. Geburtstag feiert.

Auch wenn sein letzter Handballtrainerjob schon zwölf Jahre zurückliegt, „Emma“ ist immer dabei, entweder vor Ort bei Länderspielen oder mittlerweile auch virtuell, wenn wegen der Pandemie keine Zuschauer in den Hallen erlaubt sind.

Heute vor 70 Jahren wurde der Winzersohn Armin Oswald Emrich in Bad Kreuznach an der Nahe (Rheinland-Pfalz) geboren, der Schlacks kam früh mit dem Handball in Verbindung, Mit 21 Jahren feierte Emrich sein Bundesligadebüt bei Frisch Auf Göppingen, war im gleichen Jahr 1972 als Volunteer im Einsatz bei den Olympischen Spielen in München – und sollte später selbst zweimaliger Olympiateilnehmer werden.

In Göppingen wurde Emrich Nationalspieler, feierte sein Länderspieldebüt 1973 in Dortmund beim 19:21 gegen die DDR. Sein Höhepunkt als Nationalspieler war die WM-Teilnahme 1974, insgesamt erzielte er bis November 1976 in 27 Länderspielen 22 Tore.

Von Göppingen ging es zur TG Oßweil, von dort weiter zum TuS Hofweier, wo er Torschützenkönig der Bundesliga und Deutscher Vizemeister wurde. Vom Spieler zum Trainer ging es dann ganz schnell – im Jahre 1982. Und Emrich sorgte für einen Aufschrei in Südbaden, denn als ehemaliger Spieler von Hofweier wechselte er ausgerechnet als Trainer zum Erzrivalen TuS Schutterwald. Gleich in der Premierensaison warf Schutterwald als Zweitligist den THW Kiel aus dem Pokal, Emrich formte unter anderem den jungen Martin Heuberger (seinen späteren Nachfolger als Bundestrainer) zum Bundesligaprofi und führte das Team zweimal (1986 und 1989) in die 1. Liga.

1991 beendete der Pädagoge seine Tätigkeit in Schutterwald – um ein Jahr später Männer-Bundestrainer als Nachfolger von Horst Bredemeier zu werden. In 22 Länderspielen lautete Emrichs Bilanz zwölf Siege und je fünf Remis und Niederlagen, Emrich führte die nach der Wiedervereinigung neuformierte deutsche Mannschaft auf Rang sechs bei der WM 1993. Emrichs Nachfolger wurde sein „Nachbar“ aus Lahr, Arno Ehret, mit dem er quasi einen Jobwechsel vollzog und 1995 als Ehrets Nach-Nachfolger die Schweizer Männer-Nationalmannschaft übernahm, die er als bis dato größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn 1996 zu den Olympischen Spielen nach Atlanta führte, wo die Eidgenossen Achter wurden.

1998 übernahm Emrich die SG Wallau-Massenheim für eine Saison – als Nachfolger von Velimir Kljajic und Vorgänger von Martin Schwalb. Danach konzentrierte sich der studierte und leidenschaftliche Pädagoge erst einmal auf seinen Job: die Ausbildung des Lehrer-Nachwuchses beim Oberschulamt in Freiburg, parallel unterstützte er einige Handballvereine und war in der Trainerausbildung tätig.

Im Februar 2005 folgte die überraschende Rückkehr auf die Bank: Armin Emrich übernahm die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes und führte das Team um Rekord-Nationalspielerin Grit Jurack, Welthandballerin Nadine Krause oder dem Duo Maren Baumbach/Anja Alhaus 2006 und 2008 in zwei EM-Halbfinals und sorgte 2007 mit Bronze bei der WM in Frankreich für den seither größten Erfolg der DHB-Frauen, die er dann auch noch zu den Olympischen Spielen in Peking führte – für ihn und Jurack die zweite Olympiateilnahme nach 1996. Im Januar 2009 trat er aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurück.

Es folgten ganz neue Tätigkeitsfelder: Emrich wurde Referent für Feuerwehrleute, denen er „Arbeiten unter Stress“ beibrachte, er war in der Schiedsrichterausbildung tätig, schrieb Trainerbücher. Und all dies gepaart mit seinen vielen Hobbys hält eben jung – in diesem Sinne: Happy Birthday zum 70. Geburtstag – vom Deutschen Handballbund und der ganzen deutschen Handballfamilie!

(BP)