Horst Spengler wird 70
Horst Spengler, im Jahre 1978 Handball-Weltmeister und Kapitän der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), feiert am heutigen Montag, 10. Februar, sein 70. Lebensjahr. Horst Spengler gehörte damals zu dem erfolgreichen Team u.a. mit Joachim Deckarm (geb. 1954), Heiner Brand (geb. 1952), Kurt Klühspies (geb. 1952) und Erhard Wunderlich (1956-2012) unter Bundestrainer Vlado Stenzel (geb. 1934), das völlig überraschend im Finale von Kopenhagen gegen die hoch favorisierte Mannschaft der UdSSR mit 20:19 gewann.
Allen Handballfans von damals ist sicher noch das spektakuläre (Fernseh-)Bild vor Augen, als Kreisläufer Horst Spengler mit einem energischen Sprungfallwurf das Tor zum 20:16 gelang, wobei er so durch die Luft wirbelte, dass er anschließend in der Bande an der Torauslinie landete. Dieses Tor war am Ende der entscheidende Siegtreffer und bedeutete den zweiten WM-Titel einer deutschen Mannschaft 40 Jahre nach dem ersten Titelgewinn bei der ersten Hallen-WM 1938 in der Berliner Deutschlandhalle.
Horst Spengler wurde in Lützellinden, einem Stadtteil von Gießen, geboren und wuchs in einer Handball-Familie auf: Vater Rudolf Spengler (1928-2019) war selbst u.a. 1957 mit dem TV Lützellinden Deutscher Vize-Meister im Feld-Handball im Finale gegen der Berliner SV 92 und später Vorsitzender des Vereins. Vater Spengler war aber auch erster Trainer und wichtigster Förderer seines Sohnes Horst, der mit fünf Jahren zum Handball in Lützellinden kam und als 17-jähriger zum TV Hüttenberg wechselte, wo später von 1968 bis 1979 wiederum Vater Horst der Trainer hieß – mehr noch: Bei der WM 1978 in Dänemark saß Rudolf Spengler als offizieller Co-Trainer der DHB-Nationalmannschaft mit auf der Bank.
Horst Spengler spielte bis zu seinem Karriereende 1983 für den TV Hüttenberg in der Bundesliga, zuletzt sogar als Spielertrainer - einer Doppelrolle, die heute zumindest aus dem Leistungssport im Handball nahezu gänzlich verschwunden ist. Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn führte Horst Spengler als Trainer zuerst die SG Wallau/Massenheim, später die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen (heute HSG Wetzlar) in die Bundesliga. Für den DHB coachte er eine Zeit lang die Nationalmannschaft der Junioren.[
Horst Spengler, dessen großes Handball-Vorbild einst Herbert Lübking (geb. 1941, damals GW Dankersen) in den 1960er Jahren bester Handballer der Welt, war, studierte nach dem Abitur in Gießen die Fächer Mathematik und Sport mit Abschluss für das Lehramt am Gymnasium. Er war bis zu seiner altersbedingten Pensionierung als Oberstudienrat am Gymnasium Johanneum in Herborn im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis tätig. Heute engagiert sich Horst Spengler als sportlicher Berater beim Bundesligisten HSG Wetzlar und verfolgt weiterhin das Geschehen der DHB-Auswahl teilweise sogar live vor Ort, zuletzt bei der Europameisterschaft mit Spielen in Wien: „Wir sollten mit Platz 5 zufrieden sein, solange wir auf den entscheidenden Postionen Rückraum-Links und Rückraum-Mitte über keine Weltklassespieler verfügen“, lautet sein fachlich-fundiertes Fazit.
Zu den „alten“ Weltmeisterschaftsspielern hat sich bis heute stets ein kameradschaftlicher Kontakt gehalten – zuerst mit Benefizspielen und nach der Maueröffnung z.B. „in aller Freundschaft“ in Berlin und anderswo mit Aufeinandertreffen gegen die DDR-Olympiasieger von 1980. Dass dann aus alten erfolgreichen Zeiten geplaudert wird, dürfte allzu normal sein … wie war das noch mit dem offiziellen Geschenk des DHB zum Gewinn der WM 1978: „Da gab es einen kleinen Farbfernseher im Wert von 600 DM“, erinnert sich Horst Spengler in einem Interview, das er vor etlichen Jahren für ein sporthistorisches Forschungsprojekt an der Uni Mainz gegeben hatte. Den Apparat konnte man wohl ganz gut auf den Küchentisch stellen ...
Bei der WM 2007 in Deutschland war Horst Spengler WM-Botschafter der Stadt Wetzlar. Seine Heimatgemeinde Hüttenberg hat schon zu Lebzeiten längst den „Horst-Spengler-Weg“ nach ihm benannt. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier zeichnete ihn im Juni 2015 zusammen mit seinem Vater Rudolf mit dem Hessischen Verdienstorden am Bande aus. Als Ende Oktober letzten Jahres in Hannover beim Tag des Handballs der „DHB Club 100“ feierlich eröffnet wurde, war Horst Spengler natürlich dabei. Er brachte es schließlich auf 147 Einsätze und warf dabei 293 Tore. An dieser Bilanz wird sich mit Sicherheit nichts mehr ändern, aber: Sportliches Können stellt Horst Spengler nach wie vor u.a. im Tennis und neuerdings auch beim Tanzen unter Beweis – jetzt in der „AK 70“!
Quelle: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann