Sydney 2000: Bitteres Viertelfinal-Aus gegen Spanien
Platz fünf erreicht, aber eine durchaus mögliche Medaille verspielt – das war das Fazit der deutschen Männer-Nationalmannschaft in Sydney. Bei der Olympiapremiere von Heiner Brand als Bundestrainer – und zwei Jahre nach EM-Bronze stand eine Mannschaft mit beiden deutschen Welthandballern –Daniel Stephan (1998) und Henning Fritz (2004) – auf dem Feld, die mit der Weltspitze mehr als mithalten konnte, aber ein einziges Spiel vergeigte, mit dem dann der Medaillentraum geplatzt war.
In der Vorrunde folgten auf den Sieg gegen Kuba und das Remis gegen Südkorea die Revanche für die olympische Finalniederlage von 1984 gegen Jugoslawien. Mit einer Galavorstellung glückte schließlich nach 11:15-Pausenrückstand ein 25:23 gegen Russland – es war die einzige Niederlage des späteren Olympiasiegers in Sydney. Mit einem Sieg im finalen Vorrundenspiel gegen Ägypten wäre Deutschland Gruppensieger, würde im Viertelfinale den Topteams aus Gruppe B, Frankreich, Schweden und Spanien, aus dem Weg gehen – aber es sollte nicht sein: Durch das 21:22 gegen den Afrikameister verspielte die Brand-Truppe die tolle Ausgangslage.
Im Viertelfinale war somit Spanien der Gegner. Ein Thriller wie von Hitchcock: Beim Stand von 26:26 (nach deutscher 13:11-Pausenführung) kurz vor Schluss trifft Stefan Kretzschmar mit einem Aufsetzer nur die Unterkante der Latte. Die Spanier liefen noch einen Konter. Der Olympiatorschützenkönig Rafael Guijosa erzielte das 27:26. „Es ist immer noch der schlimmste Moment meiner Karriere. Auch wenn du es nicht willst, die Szene kommt ab und zu in deinen Kopf, sogar, wenn du nachts träumst“, sagte Kretzschmar später in einem Interview.
Spanien zieht ins Halbfinale ein, verliert dieses 25:32 gegen Schweden und gewinnt am Ende aber Bronze, Deutschland spielt um die Plätze 5 bis 8, schlägt in dieser Runde Ägypten und Frankreich. Russland wird unter Trainerlegende Wladimir Maximov Olympiasieger, Torwart Andrej Lawrow schreibt mit seiner dritten Goldmedaille nach 1988 und 1992 Olympiageschichte als bislang einziger Spieler, dem das gelang. Schweden verliert das dritte Olympiafinale in Folge, bei seiner letzten Olympiateilnahme unter diesem Namen wird Jugoslawien Vierter.
Bei den Frauen verteidigt Dänemark den Titel durch ein 31:27 im Finale gegen Ungarn, Norwegen gewinnt Bronze – die deutschen Frauen hatten sich nicht für Sydney qualifiziert.
Deutscher Kader: Henning Fritz, Jan Holpert; Bernd Roos, Bogdan Wenta, Christian Schwarzer, Daniel Stephan, Florian Kehrmann, Frank von Behren, Jörg Kunze, Klaus-Dieter Petersen, Markus Baur, Mike Bezdicek, Stefan Kretzschmar, Sven Lakenmacher, Volker Zerbe - Trainer: Heiner Brand
Deutsche Ergebnisse:
Vorrunde: 30:22 gegen Kuba, 24:24 gegen Südkorea, 28:22 gegen Jugoslawien, 25:23 gegen Russland, 21:22 gegen Ägypten – Viertelfinale: 26:27 gegen Spanien – Platzierungsrunde 5 bis 8: 24:18 gegen Ägypten, 25:22 gegen Frankreich
Abschlussklassement Männer:
Gold: Russland, Silber: Schweden, Bronze: Spanien, 4. Jugoslawien, 5. Deutschland, 6. Frankreich, 7. Ägypten, 8. Slowenien, 9. Südkorea, 10. Tunesien. 11. Kuba, 12. Australien
Abschlussklassement Frauen:
Gold: Dänemark, Silber: Ungarn, Bronze: Norwegen, 4. Südkorea, 5. Österreich, 6. Frankreich, 7. Rumänien, 8. Brasilien, 9. Angola, 10. USA
(BP)