190201_Konstanz_Interview_Präsident

01.02.2019

Der Mangel an Hallenzeiten droht jedoch manche Entwicklung im Ausbau des Trainingsbetriebs zu bremsen.

Zu all den genannten Punkten gehört die passende Infrastruktur. Wir benötigen dringend den geplanten und von allen Seiten unterstützten Hallenanbau der Schänzle-Sporthalle. Wir sind am Anschlag, davon sind alle Vereine betroffen. Das hat der Gemeinderat erkannt. Nun muss sich schnell etwas tun. Wie sollen wir sonst Schlittschuhfahren, wenn wir kein Eis haben? Wir wollen mit der ersten Mannschaft in der 2. Bundesliga, der U23 in der 4. Liga und sämtlichen Jugendteams jeweils in der höchsten Liga spielen und unseren Sportgarten weiter ausbauen. Die Mittel für den Jugendleistungsbereich erwirtschaftet zum großen Teil die erste Mannschaft. Schon alleine deshalb müssen die Einstellung und der Biss bei jedem da sein. Diesen Spagat müssen wir hinbekommen, denn es wird nie so sein, dass wir uns nur fertige Spieler kaufen. Wir müssen sie uns selbst machen. Dafür müssen die entsprechenden Trainingsmöglichkeiten für alle Teams gegeben sein.

Aktuell führt die HSG mit sechs Punkten Vorsprung das Feld in der 3. Liga Süd an. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Wir haben gehofft, dass sich das Team so findet, wie es das getan hat. Wir hatten keine einfache Situation und mussten alle erst einmal den Abstieg verdauen und neue Spieler integrieren. Es hat sich jedoch wieder einmal bezahlt gemacht, die Neuzugänge auch nach Charakter auszuwählen. Dies zeigt auch die Qualität des Umfeldes und Trainerstabes, die aus dieser Situation eine Erfolgsgeschichte gemacht haben. Dabei darf man nicht vergessen, dass es etwas anderes ist, mit einem fertigen Team nur zu sehen, dass alle bei Laune gehalten werden oder man einen kompletten Neuaufbau bewerkstelligen muss. Mit einem möglichen Aufstieg würden die Anforderungen allerdings weiter steigen, die Trainingsumfänge und der Aufwand nochmals zunehmen. Dann würde sich zeigen, ob wir den nächsten Schritt schaffen.

Was macht aus Ihrer Sicht den von vielen Seiten hervorgehobenen besonderen Geist der Drittliga-Mannschaft aus?

Ich habe noch die Stimmen vom „Ausverkauf“ bei jedem einzelnen Abgang und vom „Untergang“ nach dem Abstieg im Kopf. Veränderungen werden oft erst einmal nur negativ gesehen. In Veränderungen liegen zugleich Chancen. Wir haben nach dem Abstieg viel verändert und sind froh, dass es so gut funktioniert hat. Unsere Athletiktrainerin Cleo Oexle ist hier hervorzuhaben, die mit ihrem fachlichen Hintergrund und ihrem Umgang, der weiblichen Komponente, daran einen entscheidenden Anteil hat. Für Typen wie Fabian Wiederstein war eine Veränderung eine große Chance. Diese einzelnen Komponenten fügen sich zum Erfolg zusammen. Es wird nicht immer so weitergehen, deshalb arbeiten wir jeden Tag an unseren Zielen. Erreicht ist noch gar nichts.

Zwölf Spiele liegen noch vor der HSG Konstanz. Geht nach der Pause alles wieder bei null los?

Wenn man das Training beobachtet, wird klar, dass wir ein anderes Niveau als zum Saisonstart haben. Es wird kein Selbstläufer, aber die Mannschaft möchte jedes Spiel gewinnen und aufsteigen. Auswärts, gerade in Pfullingen, ist es immer schwer. Wenn wir jedoch wie bisher als Einheit auftreten, bin ich überzeugt, dass wir zufrieden sein können.

Lassen Sie uns noch kurz auf die Euphorie bei der Weltmeisterschaft blicken. In Konstanz herrschte schon im vergangenen Jahr mit bereits 10.000 Besuchern bei den zehn Heimspielen eine ähnliche Begeisterung. Rechnen Sie nun mit einem Handball-Boom?

Der Erfolg der Nationalmannschaft schadet uns sicher nicht. Die Frage ist, wie er uns hilft. Jeder Verein muss hier seine eigenen Wege gehen. Das Public Viewing in der Schänzle-Sporthalle wurde mit über 300 Fans sehr gut angenommen. Ob jedoch eine Mutter wegen zwei Gensheimer-Toren mehr ihr Kind zu uns in den Sport-Garten bringt, ist zu bezweifeln. Hier gelten andere Maßstäbe und vor allem die Qualität des Angebots. Jeder einzelne im Team, im Umfeld, jeder Helfer hinter der Theke oder Ordner hat eine wichtige Aufgabe als Teil des Erfolges. Die Heimspiele sind für uns das Ergebnis dieser Arbeit. Wenn die Halle voll ist, freuen wir uns über das, was wir richtig gemacht haben. Mit unseren jüngsten Aktivitäten wollen wir uns noch mehr am Markt und in der Stadt positionieren. Auf diesem Weg wollen wir alle mitnehmen.