20190607_herzschlagfinale

07.06.2019

Meister-Showdown, Abstiegs-Endspiel und wohl jede Menge Abschiedstränen: Der letzte Spieltag der Handball-Saison verspricht viel Drama und große Emotionen. Über allem steht die Frage, wer am Pfingstsonntag gegen 16.30 Uhr die Schale in die Höhe recken darf - Titelverteidiger SG Flensburg-Handewitt oder doch noch Rekordmeister THW Kiel?

„Prozentual sind die Chancen größer, dass es Tabellenführer Flensburg-Handewitt schafft“, sagte Christian Prokop dem Sportbuzzer vor dem Fernduell der beiden Erzrivalen.

Die Ausgangslage stützt die These des Bundestrainers: Flensburg reicht im Auswärtsspiel beim Bergischen HC schon ein Remis, um den Vorjahrescoup zu bestätigen. Die Zebras, bei denen Trainer Alfred Gislason vor seinem letzten Pflichtspiel als Vereinscoach steht, können nur mit einem Heimsieg gegen die TSV Hannover-Burgdorf und einer gleichzeitigen Niederlage des Konkurrenten noch auf den Spitzenplatz springen.

Kiels Hoffnungen liegen auf der spannenden Konstellation, dass der BHC mit einem Sieg gegen die SG und etwas Glück sogar selbst noch in den Europacup kommen kann. Der THW habe deswegen „noch eine kleine Chance“ auf seinen 21. Meistertitel, den ersten seit 2015, sagte Prokop. Handball-Ikone Heiner Brand glaubt nicht daran. „Die Chancen stehen 80 zu 20 für die Flensburger“, sagte Brand: „Sie werden so fokussiert sein, dass sie es nach Hause schaukeln werden.“

Der Weltmeister-Trainer wird am Sonntag trotz seiner Verpflichtungen als Sky-Experte für das Flensburg-Spiel mindestens „mit einem Auge“ beim Endspiel in Bietigheim sein, wo „sein“ VfL Gummersbach mit aller Kraft den ersten Abstieg der 53-jährigen Bundesliga-Geschichte vermeiden will. Beim Duell der punktgleichen Teams steht fest: Der Verlierer muss runter in Liga zwei, der Sieger sichert die Klasse.

Kurios dabei: Bei einem Unentschieden könnte Schlusslicht Eulen Ludwigshafen bei einem eigenen Sieg im Heimspiel gegen GWD Minden der lachende Dritte sein und sich retten. Der letzte Liga-Dino Gummersbach wäre gestorben, und auch die Bietigheimer um 2007-Weltmeister Michael Kraus würden absteigen.

Tränen sind aber nicht bloß am Ort des Scheiterns programmiert. So wird Kiel-Coach Gislason unabhängig vom Ausgang des Meisterkampfes am Sonntag verabschiedet. Nach über zwei Jahrzehnten mit rund 1200 Pflichtspielen in der Bundesliga zieht der Isländer einen Schlussstrich unter seine glanzvolle Karriere als Vereinstrainer.

„Die Bundesliga verliert einen ganz starken Trainer, der Großes geleistet hat“, würdigte Brand Gislason. Ob Meisterschaft, Pokal, Champions League oder Europacup-Titel - Gislason gewann sie alle in den 22 Jahren, seit er aus Island zum VfL Hameln gewechselt war. Am Sonntag übergibt der 59-Jährige seine Kieler, mit denen er in elf Jahren 20 Titel gewann, an Filip Jicha und macht Platz für eine neue Trainergeneration.

Doch Gislason ist nicht der einzige prominente Abgang für die Liga: Mit THW-Keeper Andreas Wolff, Europameister von 2016, geht einer der ganz großen Stars (nach Kielce), mit Flensburgs Spielmacher Rasmus Lauge der wohl beste Handballer (nach Veszprem), mit SG-Abwehrchef eine der größten Persönlichkeiten (zum schwedischen Verband) und mit Nikolaj Jacobsen (nach Dänemark), Meistercoach der Rhein-Neckar Löwen von 2016 und 2017, einer der besten Trainer.

Keine Frage: In den Hallen dürfte es emotional werden am Pfingstsonntag.

Quelle: SID