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6000-Seelen-Gemeinde fordert Metropole heraus

18.03.2022

HC Erlangen – HSG Nieder-Roden (Samstag, 16 Uhr). Die kurze Pause vor dem 1/16-Finale tat dem HC Erlangen gut, denn zuvor hatten die Franken zwei Wochenenden mit jeweils zwei Partien zu bewältigen. „Wir haben uns gut erholt und die Zeit genutzt, um die Köpfe freizubekommen“, sagt HCE-Trainer Johannes Heufelder. Die Gastgeber brachten aus der Hauptrunde zwei an der Schulter verletzte Spieler mit, bei denen sich wohl erst unter intensiverer Belastung zeigen wird, ob die Partien gegen Nieder-Roden ein Thema werden. Nach Platz zwei hinter dem TSV Allach in der Staffel 4 der Hauptrunde B ist sich Heufelder sicher, dass sich sein Team nicht verstecken muss gegen die in seinen Augen leicht favorisierten „Baggerseepiraten“: „Ich erwarte eine spannende Aufgabe gegen einen sehr guten Neuling, der hochverdient das 1/16-Finale erreicht hat. Es würde mich nicht überraschen, wenn Nuancen den Ausschlag geben.“ Heufelder hebt beim Gegner neben dem sehr guten Umschaltspiel den starken Rückraum um Nationalspieler Ben Seidel und Torhüter Julian Ohm hervor. Sie waren auch wesentliche Stützen der HSG in den letzten Hauptrundenwochen, als unter anderem Siege gegen Bittenfeld, Melsungen und Dormagen gelangen. „Unsere Entwicklung zeigt steil bergauf“, sagt Nieder-Rodens Trainer Christian Sommer. Die Niederlage in der Partie gegen den HC Düsseldorf, als drei, vier Ausfälle zu beklagen waren, sollte nicht überbewertet werden. Vier von Corona betroffene Spieler befinden sich in der Wiedereingliederung und könnten am Samstag schon wieder zum Einsatz kommen. Es ist gut möglich, dass das eine Rolle spielt gegen einen Gegner, den Sommer auf Augenhöhe sieht. „Erlangen hätte auch in der Hauptrunde A locker acht bis zehn Punkte geholt.“

TSV Allach – JSG Balingen/Weilstetten (Samstag, 16 Uhr). Es ist ein längerer Handlungsstrang, der dazu führte, dass die Balinger im 1/16-Finale die nicht unbedingt dankbare Aufgabe zu bewältigen haben, sich mit den starken Allachern auseinandersetzen. Weil im Laufe des Dezembers und im neuen Jahr teilweise acht bis zehn erkrankte beziehungsweise verletze Spieler ausfielen, mussten die Junggallier Abstriche machen. „Eine solche Situation hatten wir zuvor noch nie erlebt. Diese spiegelt sich natürlich auch in der Tabelle wider“, erklärt Trainer Fabian Mayer, warum seine Mannschaft seit dem Jahrwechsel erst eine Partie für sich entschied und auf den siebten Platz ihrer Gruppe abrutschte. Die Verletzungsmisere hinterlässt auch im Training ihre Spuren. Seit Wochen trainiert die A-Jugend häufig gemeinsam mit der zweiten Mannschaft, der B-Jugend oder dem TV Weilstetten. In der Vorrunde setzte sich Balingen in diesem Duell genauso durch wie bei einem Saison-Vorbereitungsturnier in der Schweiz. Mayer hofft nun auf einen dritten Streich, weiß aber natürlich um die Qualität des TSV, der in seiner Hauptrundengruppe nur einmal verloren hat. „Sie haben sich zu einer festen Größe in der Jugend-Bundesliga entwickelt. Allach spielt einen modernen, schnellen Handball und kämpft 60 Minuten lang“, weiß Balingens Trainer, was seine Schützlinge in München und später im Rückspiel erwartet.

THW Kiel – HSG Lemgo (Samstag, 18 Uhr). Dass sich die HSG Lemgo in der Hauptrunde A mit den absoluten Spitzenteams messen durfte und Kiel die Hauptrunde B dominierte, hängt eng dem direkten Aufeinandertreffen Ende September des vergangenen Jahres zusammen. Lemgo gewann dieses mit 29:22 und sicherte sich durch den gewonnenen direkten Vergleich den zweiten Vorrunden-Rang hinter dem HSV Hamburg. „Kiel hat sich seitdem verbessert“, ist sich Lemgos Trainer Maik Schulze sicher, und der THW hat sich an das Gefühl gewöhnt, als Sieger vom Feld zu gehen. Keine einzige Niederlage gab es in der Hauptrunde zu beklagen. Auf der Gegenseite zeigen die HSG-Partien gegen Berlin, Leipzig und Magdeburg, dass die Ostwestfalen gut mithalten können. „Als Außenseiter sehe ich uns nicht“, ergänzt Schulze. Das hat auch mit der sehr angespannten Personalsituation der Kieler zu tun. Verletzungen, Corona-Fälle und noch ausstehende medizinische Freigaben nach überstandenen Infektionen dünnen den Kader deutlich aus. „Wir hoffen ein Team auf die Platte zu bringen, das den abwehrstarken und im Kollektiv guten Lemgoern Paroli bieten kann. Auch in Topbesetzung wären wir nicht der Favorit gewesen, aber so sind wir der deutliche Außenseiter. Wir versuchen das Wunder zu schaffen“, so Kiels Trainer André Lohrbach.

HC Bremen – SC DHfK Leipzig (Samstag, 19.30 Uhr). Als Hauptrunden-Zweiter hinter den Füchsen Berlin hat Leipzig seine Ambitionen deutlich gemacht, dass die Saison noch einige Woche andauern könnte. „Es war und ist für alle keine einfache Situation, da man immer wieder mit Corona konfrontiert wird. Trotzdem sind wir mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden und schauen positiv auf die Meisterschaftsspiele. Wir sind gegen Bremen schon der Favorit. Trotzdem sind es K.o.-Spiele, und die müssen erstmal gespielt werden. Da gilt es vor allem, keinen Gegner zu unterschätzen und sich gut vorzubereiten“, will SC-Trainer Matthias Albrecht den Schlendrian von seinem Team fernhalten. Vorbereitet hat Albrecht seine Jungs zum Beispiel auf die sehr guten Bremer Rückraumschützen, deren Zusammenspiel mit dem Kreis und das gute Tempospiel. Nachdem der Leipziger Fokus zuletzt auf der individuellen Entwicklung und dem Klassenverbleib der zweiten Mannschaft in 3. Liga lag, in der auch ein paar A-Jugendliche zum Einsatz kamen, gilt seit Wochenbeginn die volle Konzentration der Meisterschaft. Der komplette Kader kann sich derzeit nicht einbringen, da einige Verletzungen und Corona-Infektionen als Störfaktoren hinzukommen. „Aber wir werden trotzdem eine gute Mannschaft ins Spiel schicken, die alles daran setzen wird, eine Runde weiterzuziehen“, so Albrecht. Für Bremens Vorsitzenden Ralf Fricke zählt der Gegner aus Sachsen zu den drei, vier stärksten Teams in dieser Saison. „Sie haben zum Beispiel mit den Leun-Brüdern eine richtig große Qualität. Wir wollen den Zuschauern ein vernünftiges Spiel bieten und uns so teuer wie möglich verkaufen.“ Fast schon eine Ausnahme stellen die Bremer hinsichtlich der Corona-Lage dar: Stand Donnerstagnachmittag gab es in Mannschaftskreisen keinen einzigen positiven Befund. Mit täglichen Schnelltests ist man bemüht, für den Fall der Fälle einen eventuellen Infektionsherd schnell einzudämmen.

VfL Horneburg – HSV Hamburg (Samstag, 19.30 Uhr). 450 Zuschauer lässt der VfL Horneburg zu seinem Derby gegen den HSV in die Halle, der Verein hätte an die 600 Karten verkaufen können. „Innerhalb von zwei Tagen waren wir ausverkauft, und aktuell gibt es eine lange Liste mit Nachrückern“, berichtet Trainer Stefan Hagedorn. Das große Interesse überrascht nicht. Erstens steht der Verein aus der 6000-Seelen-Gemeinde erstmals in der K.o.-Phase um die deutsche Meisterschaft, zweitens ist der Gegner aus der nur rund 40 Kilometer entfernten Hansemetropole ein ganz besonderer. Viele Spieler kennen sich gut, Boye Witschel und Lukas Fürste wechselten erst im Laufe dieser Saison aus Hamburg nach Horneburg. „Wir freuen uns, den Favoriten herausfordern zu können“, sagt Hagedorn, dessen Team durch von Ausfällen betroffen ist. Der Trainer mutmaßt: „Am Ende kann es entscheidend sein, welche Mannschaft weniger stark von Corona betroffen ist. Für uns ist es nicht einfach, die Fehlenden zu kompensieren. Hamburg hingegen könnte aus seiner starken B-Jugend auffüllen. Leider bleibt durch die aktuelle Situation die letzte Freude auf der Strecke.“ Bislang holte der VfL in der Vor- und Hauptrunde addiert 27:9 Punkte. „Wir wollten mehr Spiele gewinnen als verlieren. Dieses Ziel haben wir souverän erreicht. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft jetzt den Schalter umlegt. Denn in der Hauptrunde B wurden wir zuletzt nur selten richtig gefordert“, sagt Hagedorn.

TuSEM Essen – JSG Melsungen/Körle/Guxhagen (Sonntag, 20 Uhr). TuSEM spielte lange Zeit um den Gruppensieg in Staffel 3 der Hauptrunde B mit, musste mit den drei Niederlagen gegen Hanau, Gummersbach und Münster auf der Zielgeraden jedoch Federn lassen und rutschte auf Platz drei ab. „Es war ein ständiges Auf und Ab, wir hatten nie den kompletten Kader zur Verfügung. Deshalb konnten wir uns nicht so entwickeln wie ich es mir gewünscht hätte", erklärt Essens Trainer Lukas Ellwanger. Melsungens Trend geht in die umgekehrte Richtung. Mit 7:1 Punkten aus den jüngsten vier Partien verbesserte sich die JSG in der ausgeglichenen Staffel 2 der Hauptrunde A auf Rang drei, und „das spricht für sich", wie Lukas Ellwanger unterstreicht. Trainer Florian Maienschein sah dabei einen großen Entwicklungsschritt in Sachen Durchschlagskraft. 38 Tore gegen Bittenfeld und Düsseldorf sowie 36 gegen Balingen belegen das. Steigerungspotenzial sieht der Trainer jedoch in der Abwehr: „Wir müssen die Räume noch mehr verdichten, um so kompakter zu sehen“, fordert er. Gegenüber dem Hauptrunden-Endspurt steht Melsungen aller Voraussicht nach Rückraum-Ass Manuel Hörr wieder zur Verfügung, auf den es laut Ellwanger genauso zu achten gilt wie auf Kreisläufer Lasse Ohl. „Wir brauchen gegen die mannschaftliche Geschlossenheit Melsungens und ihr starkes Tempospiel ein gutes Rückzugsverhalten sowie viel Disziplin im Angriff", so Essens Coach, der erneut nicht auf seine Bestbesetzung zurückgreifen kann. Jason Wellershaus fällt mit einer Sprunggelenksverletzung aus, Torhüter Elias Tombach trainierte unter der Woche erstmals seit acht Wochen wieder, zudem stehen Fragezeichen hinter den Einsätzen von Nicolas Körber und Luis Buschhhaus, der sich im Drittligaspiel der zweiten Mannschaft unter der Woche leicht verletzte.

Mecklenburger Stiere Schwerin – TSV GWD Minden (Sonntag, 16 Uhr). Ein exklusives Alleinstellungsmerkmal können die Jungstiere für sich beanspruchen: Als einziger Qualifikant sicherte man sich den Gruppensieg, wovon die Schweriner nicht zu träumen gewagt hätten. „Dass wir das 1/16-Finale erreicht haben, spiegelt die Entwicklung der Mannschaft wider“, ist Pressesprecherin Barbara Arndt überzeugt von der Formkurve des Teams, das zuletzt auch den Ausfällen trotzte und dennoch in der Erfolgsspur blieb. Liebend gerne würden die Mecklenburger auch in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga dabei sein – im Idealfall ohne in die Qualifikation gehen zu müssen. Ein Sieg im 1/16-Finale, und dieses Ziel wäre bereits erreicht. „Wir sind gut vorbereitet, brauchen aber vielleicht etwas Glück, um Minden zu schlagen“, sagt Arndt. Die Schweriner Verantwortlichen um Trainer Michael Gutsche sehen die Ostwestfalen als eindeutigen Favoriten. „Mindens Platz acht in der Hauptrunde A sagt nichts aus. Sie haben auf hohem Niveau gespielt.“

TSG Münster – HC Düsseldorf (Sonntag, 16 Uhr). Das „Wohnzimmer“ der TSG Münster ist rechtzeitig zur K.o.-Phase um die deutsche Meisterschaft wieder bezugsfertig. Nachdem die Kelkheimer aufgrund von Renovierungsarbeiten in die Krifteler Kreissporthalle umziehen mussten, steigt die Partie gegen Düsseldorf auf dem frisch verlegten Boden der Eichendorffschule. Ob diese „nur“ eine Partie erlebt, oder ob die Hessen das Ticket fürs Achtelfinale lösen, wird sich in den beiden Vergleichen gegen Düsseldorf zeigen. „Wenn wir einen guten Tag erwischen, ist Düsseldorf nicht unschlagbar. Wer wie wir als Gruppensieger weiterkommt, will auch seine Chance aufs Achtelfinale wahren. Trotzdem haben wir keinen Druck, weiterkommen zu müssen“, sagt Trainer Tim Dautermann. Seine Spieler nehmen die bevorstehenden Aufgaben gegen den Qualifikanten vom Rhein mit der richtigen Einstellung und Konzentration an. Im Training hinterlässt die Mannschaft einen fokussierten Eindruck, zeigt eine spürbare Grundanspannung und wirkt auf Dautermann „freudig aufgeregt“. Die Gäste um ihren starken Rückraum mit Paul Wulf und Florian Böhnert zahlten in der ersten Hälfte der Hauptrunde noch einiges an Lehrgeld, zeigten dafür in den Rückspielen erhebliche Fortschritte. „Sechs von sieben Spielen waren trotz mehr Verletzungspech und Ausfällen deutlich besser. Die Ergebnisse wurden knapper und wir haben hier und da Punkte geholt“, resümiert HCD-Coach Benjamin Daser. Aktuell ist bei den Düsseldorfern nur von ein paar Wehwehchen die Rede. Langzeitverletzungen gibt es keine. „Gegen Münster wird es meiner Einschätzung nach ein offenes Rennen ohne klaren Favoriten. Der Gegner zeigt in dieser Saison kontante Leistungen und zeichnet sich neben seiner Geschlossenheit auch durch großen Kampfgeist aus.“ (RW)

Weitere 1/16-Final-Hinspiele steigen unter der Woche:
NSG EHV/Nickelhütte Aue - Füchse Berlin (Dienstag, 18.30 Uhr)
Rhein-Neckar Löwen - HSG Hanau (Dienstag, 20 Uhr)
VfL Gummersbach - TSV Bayer Dormagen (Dienstag, 20 Uhr)
HC Empor Rostock - 1. VfL Potsdam (Mittwoch, 19 Uhr)
TSV Burgdorf - SG Flensburg-Handewitt (Mittwoch, 19 Uhr)
Frischauf Göppingen - SG Pforzheim/Eutingen (Mittwoch, 19 Uhr)
HSG Dutenhofen/Münchholzhausen - SC Magdeburg (Mittwoch, 19.30 Uhr)
HG Oftersheim/Schwetzingen - TV Bittenfeld (Donnerstag, 20 Uhr)