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Nur zwei Teams aus der Hauptrunde A gewinnen

21.03.2022

Die 1/16-Final-Hinspiele haben gezeigt, dass die aus der Hauptrunde B gekommenen Spitzenteams gegen viele Vertreter aus der Hauptrunde A prima mithalten können. Viele knappe Ergebnisse, die alle Optionen für die Rückspiele offen halten, resultieren daraus.

HC Erlangen – HSG Rodgau Nieder-Roden 28:25 (15:13).
Diese Begegnung beinhaltete alles, was ein gutklassiges Jugendhandballspiel ausmacht: packende Zweikämpfe, hohe Intensität und viel Tempo. „Das war beste Handball-Werbung zwischen zwei Teams auf sehr hohem Niveau“, schwärmte Erlangens Trainer Johannes Heufelder, dessen Mannschaft zur Pause mit zwei Toren Vorsprung führte. Sie hätte ein deutlicheres Polster mitnehmen können. „Mit weniger Fehlern im Spielaufbau wäre ein Vorteil von vier, fünf Treffern möglich gewesen“, so Heufelder. Der Erstliga-Nachwuchs sah sich jedoch auch einer Mannschaft gegenüber, die in der Hauptrunden-Endphase immer besser in Form kam und auch in Erlangen nicht locker ließ – trotz ganz ungünstiger Vorzeichen. Mehrere Stunden stand der Nieder-Rodener Mannschaftsbus auf der Autobahn in einer Vollsperrung. Erlangen stimmte einem um 30 Minuten späteren Spielbeginn zu. Viel mehr Zeit lag auch nicht zwischen dem Betreten der Halle und den Anwurf. Trotzdem fand die HSG ganz gut in die Begegnung, auch wenn gegen die Erlanger Rückraum-Shooter Anton Beck und Tobias Buck die nötige Aggressivität fehlte. Die hingegen legte Erlangen gegen Ben Seidel an den Tag. „Sein Trikot war nach Spielende schwer zerrissen“, kommentierte Gästetrainer Christian Sommer. Die Erlanger führten auch, weil sie technische Fehler des Gegners mit Gegenstößen ausnutzten. „Wenn wir Erlangen ins Positionsspiel gezwungen haben“, beobachtete Sommer, „haben wir ganz gut verteidigt.“ Nach rund zehn Minuten im zweiten Abschnitt kippte das Spiel zwischenzeitlich. Nieder-Roden übernahm beim Stand von 19:20 wieder die Führung. Die Hausherren reagierten prompt und schlugen zurück. Mit der Einwechslung von Torhüter Leo Marterstock traf Johannes Heufelder eine goldrichtige Entscheidung. Seine Paraden wurden in der Endphase zum wichtigen Faktor.

THW Kiel – HSG Lemgo 34:26 (11:12). „Das war eine verdiente Niederlage, die in der Summe vielleicht zwei, drei Tore zu hoch ausgefallen ist“, kommentiere Lemgos Trainer Christoph Theuerkauf die 26:34-Niederlage. „Aber noch ist nichts verloren, das war erst die erste Halbzeit. Wir hatten eigentlich eine sehr gute Trainingswoche, dann ist aber leider das böse „C“ dazwischengekommen“, so Theuerkauf über den Ausfall weiterer Spieler. Am Tag vor dem Spiel und kurz vor der Abreise an die Ostsee haben sich noch zwei Spieler abgemeldet, sodass Lemgo nur neun Feldspieler und drei Torhüter aufbot. Das alles blendeten die Ostwestfalen aus, Kiel lag in der ersten Halbzeit nie in Führung. „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut mitgehalten, die taktische Disziplin im Angriff wie in der Abwehr hat gut funktioniert“, gab es laut Lemgos Coach wenig auszusetzen. Später ging der HSG die Kraft aus und somit auch die Führung abhanden. Überhaupt nicht zu bremsen waren Jarnes Faust (7 Tore) und der überragende Corvin Troschke (14/6), die Kiels Torgaranten waren. Lemgo fand im zweiten Durchgang bei weitem nicht mehr so gut den Zugriff in der Deckung. Außerdem trugen 20 Fehlwürfe inklusive vier verworfener Siebenmeter zum deutlichen Ergebnis bei. Kiel hielt sich nach der frühen Auszeit im ersten Abschnitt besser an die taktische Marschrichtung und verteidigte stärker. Über wechselnde Abwehrsysteme stellten die Gastgeber die HSG immer wieder vor neue Aufgaben. Über viele Tempogegenstöße kam der THW schließlich zum klaren Erfolg. „Wir mussten durch mehrere Ausfälle einiges kompensieren. Wir hatten anfangs vor allem gegen Lemgos Halblinken einige Schwierigkeiten, aber das haben wir mit der Zeit in den Griff bekommen. Ich bin zufrieden mit der Steigerung der Mannschaft im Laufe der Begegnung", sagte Kiels Trainer André Lohrbach.

HC Bremen – SC DHfK Leipzig 22:34 (9:18). Das Spitzenteam aus Leipzig erreichte das bislang deutlichste Ergebnis im 1/16-Finale um die deutsche Meisterschaft. „Sie gehören zu den drei, vier besten Teams in Deutschland. Das wussten wir schon vor der Begegnung, und das haben wir auf dem Spielfeld auch gesehen“, sah Bremens Vorsitzender Ralf Fricke wenig Überraschendes. Die ersten Minuten gehörten Nils Greilich, der bis zur neunten Minute schon viermal getroffen hatte und reichlich zum 2:7-Zwischenstand beitrug. „Wir haben in der ersten Halbzeit leider fünf, sechs klare Chancen vergeben“, nannte Fricke einen Grund für den deutlichen Zwischenstand. An Leipzigs Überlegenheit ließ er jedoch keine Zweifel aufkommen. Die Gastgeber steigerten sich nach der Pause vor den Augen von 160 Zuschauern in der Deckung, sodass die Sachsen den Vorsprung nur noch etwas ausbauten. „Wir sind trotz der Niederlage zufrieden mit unserer Leistung. Leipzig war einfach die bessere Mannschaft“, resümierte Ralf Fricke. Leipzigs Trainer Matthias Albrecht sagte zum Auswärtssieg: „Wir sind mit dem Spiel und dem Ergebnis sehr zufrieden. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir eine sehr konzentrierte und fokussierte Leistung in allen Bereich gezeigt. Einzige Manko in der ersten Halbzeit war die Chancenverwertung. In der zweiten Hälfte haben wir nicht mehr ganz so konzentriert gespielt."

VfL Horneburg – HSV Hamburg 25:26 (10:14). Ab der ersten Spielminute drückten beide Mannschaften aufs Gaspedal und benötigten keine Abtastungsphase. Horneburg erzielte durch eine Umstellung auf eine 5:1-Fomation in der Abwehr einige Ballgewinne, was jedoch nicht im Ergebnis zum Ausdruck kam. HSVH-Schlussmann Finn Luca Gründel, der zahlreiche klare Würfe entschärfte, war der Grund dafür, dass die Gäste die Führung behielten. Nach vorne gepeitscht von 450 Zuschauern zeigte Horneburg im zweiten Abschnitt auch große Moral, als der Rückstand 16:22 lautete (48.). „Die Jungs haben immer weitergemacht und um jedes Tor gekämpft“, lobte VfL-Trainer Stefan Hagedorn den Einsatz seines Teams. Gleichzeitig suchten die Gäste zu schnell und unvorbereitet ihre Abschlüsse und scheiterten mit ihren Halbchancen am Horneburger Torhüter. Dies wusste der VfL zu nutzen: Ex-HSVHer Boye Witschel verkürzte zum 19:22 (51.) und wenig später rundete Ole Hagedorn den 5:0-Lauf zum 21:22 (53.) ab. Die Kulisse in der Sporthalle Horneburg machte sich lautstark bemerkbar, doch der Ausgleich gelang dem VfL nicht. „Am Ende hatten wir leider ein paar technische Fehler zu viel. Auch die Zeitstrafe in der Endphase hat uns etwas gekostet“, kommentierte Stefan Hagedorn, der trotzdem zufrieden ist, für das Rückspiel in Hamburg noch alle Chancen zu haben. „Es war das erwartet schwere Auswärtsspiel, und ich bin froh, dass wir den Sieg eingefahren haben. Dennoch ärgert es mich, dass wir die Führung in der Schlussphase leichtfertig hergegeben haben“, so HSVH-Trainer Sven Rusbült.

TuSEM Essen – JSG Melsungen/Körle/Guxhagen 35:32 (19:14). Als Florian Drosten nach zehn Minuten das Tor zum 7:5 für Melsungen erzielte, war es bereits der letzte Führungstreffer der Nordhessen. Trotzdem haben sie für das Rückspiel in eigener Halle noch alle Chancen, weil Essen es verpasste, mehr als einen Drei-Tore-Abstand ins Ziel mitzubringen. Schon zur Pause führte TuSEM mit fünf Toren (19:14), nach 38 Minuten waren es sogar derer sieben (25:18). Bis fünf Minuten vor der Schlusssirene hatte Trainer Lukas Ellwanger allen Grund zufrieden sein. Das 33:27 deutete auf einen schicken Vorsprung für das Rückspiel hin. Aufgeben war für die „MT Talents“ jedoch keine Option. Sie zeigten einen starken Schlussspurt und schlossen zum 32:35 auf. „Wir haben ein ordentliches Spiel abgeliefert, aber nicht hoch genug gewonnen. In den letzten Minuten ist die Mannschaft etwas vom System abgekommen. Somit verspielte sie eine bessere Ausgangslage“, monierte Trainer Ellwanger.

Mecklenburger Stiere Schwerin – TSV GWD Minden 28:28 (10:16). Ein 1/16-Finale um die deutsche Meisterschaft ist etwas Anderes als ein Spiel in der Hauptrunde B. Das machte sich am Anspannungspegel der Schweriner bemerkbar, die einige Zeit benötigten, um sich freizuschwimmen. „Wir waren schon einigermaßen nervös und hatten auch deshalb Startschwierigkeiten“, erkannte Schwerins Trainer Michael Gutsche. Folglich gingen die Mindener, die von jedem Fehler profitierten, mit einer deutlichen Führung in die Kabine (16:10). „Dann kehrte bei uns eine ganz andere Mannschaft auf die Platte zurück“, kommentierte Stiere-Coach Teo Evangelidis die deutliche Steigerung. Schwerin kassierte nur noch zwölf Gegentreffer. Stück für Stück kam der Qualifikant näher und landete eine Punktlandung. Malte Koch verwandelte in den letzten drei Minuten drei Siebenmeter machte das Unentschieden perfekt.

TSG Münster – HC Düsseldorf 32:30 (18:16). In einigen Hauptrundenbegegnungen hat sich die TSG Münster knapp durchgesetzt, und die Qualität in engen Partien das bessere Ende auf seiner Seite zu haben, warfen die Hessen auch gegen Düsseldorf in die Waagschale. Die Gastgeber hatten im Vorfeld der wichtigen Begegnung eine konzentrierte Trainingswoche absolviert und gingen somit entsprechend vorbereitet in die Partie. Zu dieser Vorbereitung zählte, auch über Lösungen gegen die Manndeckung für Paul Ohl zu verfügen. „Das ist uns insgesamt gut gelungen. Mit noch mehr Konsequenz im Angriff, hätten wir uns klarer absetzen können“, sagte TSG-Trainer Tim Dautermann. Um das Düsseldorf Rückraum-Kreuzen besser zu unterbinden, stellte Münster zwischenzeitlich auf eine offensivere Deckung um, von der Dautermann schnell wieder abrückte. Viermal glich der HC in der zweiten Hälfte aus. „Davon haben wir uns nicht umhauen oder vom Ausgleich beirren lassen“, kommentierte Dautermann und freute sich über die erfolgreichen Reaktionen im Angriff.

TSV Allach – JSG Balingen/Weilstetten 27:23 (13:10). Die Ergebnisentwicklung macht es deutlich: Balingen hat die Partie in München aufgrund der Anfangsviertelstunde verloren, in der sich die JSG einen 4:8-Rückstand einhandelte. An diesem Abstand änderte sich einige Zeit nichts Wesentliches. Ein Drei-Tore-Zwischenspurt Balingens brachte die Gäste zum Stand von 20:18 heran. Ausgerechnet jetzt gelang es der Mannschaft von Fabian Mayer nicht nachzulegen und die Spannung auf die Spitze zu treiben. In den folgenden elf Minuten gelang den Junggalliern nur ein erfolgreicher Abschluss, während der TSV sich wieder absetzte und seinen Heimsieg unter Dach und Fache brachte.  (RW)