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Abenteuer-Touren und Heber, die in Erinnerung bleiben

01.10.2021

Es sind diese besonderen Momente, die im Gedächnis bleiben und an die man auch Jahre später noch gerne zurück denkt. Zum Beispiel, wenn Bilder von Länderspielen über den Bildschirm flimmern, und die Erinnerungen wieder hochkommen, weil man als heutiger Amateur-Handballer den Nationalspielern früher in der gleichen Liga auf dem Feld gegenüber stand. „Nach zwei Hebern von mir", erinnert sich Davin Nink mit einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht, „hat sich Till Klimpke damals auswechseln lassen." Der Rückraum-Mann hat in den Saisons 2015/16 und 2016/17 für die HSG Hochheim/Wicker in der A-Jugend-Bundesliga gespielt, in der die Hessen nicht nur gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen um die heutige Wetzlarer Nummer eins zwischen den Erstliga-Pfosten und Nationaltorwart Klimpke, sondern unter anderem auch gegen andere Aushängeschilder wie den SC DHfK Leipzig ran durften.

Die A-Jugend-Bundesliga vereint seit nunmehr zehn Jahren deutsche Eliteklubs und so manchen kleinen Verein, der teilweise mit „goldenen Jahrgängen", aber auch als Anziehungsmagnet für Spieler aus der Umgebung besondere Höhepunkte erlebt. „Es waren immer großartige Erfahrungen, gegen solche Teams zu spielen. Und gegen Mannschaften wie Leipzig mit einem Franz Semper zu verlieren - das konnte man akzeptieren", schildert Nink ein halbes Jahrzehnt später.

In der laufenden Saison feiern in der JBLH männlich sieben Vereine ihr Bundesliga-Debüt (HC Elbflorenz, SV Salamander Kornwestheim, MTV Lübeck, TV Nieder-Olm, HSG Rodgau Nieder-Roden, Mecklenburger Stiere Schwerin, HSG Verden-Aller). Wenn der Trainer der Letztgenannten, Sascha Kunze, über das erzählt, was sein Team in diesen Wochen der Vorrundenphase erlebt, gerät er ins Schwärmen: „Die Bundesliga ist für uns eine Abenteuer-Tour. Jedes Kind träumt davon, Gegen Vereine wie den THW Kiel spielen zu dürfen."

Die Chancen auf eine Überraschung sind gering, dafür haben die Top-Klubs alleine schon mit ihren Leistungszentren ganz andere Voraussetzungen. Die Underdogs genießen jede Sekunde gegen Leipzig, Berlin, Kiel und Co.. „Frustriert waren wir nach keiner einzigen Partie", erinnert sich Davin Nink. Dazu passt, dass seit Bundesliga-Beginn in der Saison 2011/12 nicht eine Mannschaft im Laufe einer Spielzeit einen Rückzieher machte.

Bis heute gab es 45 Vereine beziehungsweise Spielgemeinschaften, die genau eine Saison in der Bundesliga erlebten. In der JBLH-Premierensaison mischte in etwa der TV Mülheim in der West-Staffel mit. „Es ist wichtig, dass die Bundesliga auch für die kleinen Vereine an der Basis eine Plattform ist, denn es gibt auch immer wieder Spieler, die erst mit 18 oder 19 Jahren richtig gut werden - auch durch die A-Jugend-Bundesliga", sagt Hermi Häring, der die Mülheimer Mannschaft damals trainierte. „Wir haben alle für dieses Projekt gelebt, zu dem die offene Kommunikation mit den Vereinen aus der Region wesentlich beitrugen, indem sie die Talente für die Bundesliga-Saison abgaben. Es ist schade, dass wir es verpasst haben, eine Nachhaltigkeit reinzubekommen." Nachhaltig profitierten von den Erfahrungen immerhin einige Spieler. Auch aus den kleinen Vereinen schaffen es Talente in die Bundesliga, so wie vom TV Mülheim Joshua Reuland, der längst eine feste Größe beim TSV Bayer Dormagen ist. (RW)