190213_Konstanz remis in Bittenfeld
Oder auch gerade deshalb, wie Thomas Zilm zu bedenken gab. „Wir haben alles rausgeholt, was ging“, nannte der HSG-Coach die Grundvoraussetzung für den unerwarteten Punktgewinn. „Munter, flockig“ habe man aufgespielt, verriet er mit einem verschmitzten Grinsen. „Und ohne Druck“, so Zilm. Zumindest ohne Erfolgsdruck. Der Druck und die Belastung für jeden einzelnen Spieler waren indes ordentlich. Mit lediglich zehn Feldspielern angereist, „konnte keiner Verantwortung abgeben“, meinte B-Lizenzinhaber Zilm. „Alle haben sie übernommen und gezeigt, was sie auf dem Kasten haben.“ Gegen den Favoriten, der zudem über vier Wechseloptionen mehr verfügte, bäumte sich das kleine Konstanzer Aufgebot von Beginn an mit enormer Leidenschaft, Kampf aber auch spielerisch ansprechendem Auftritt auf.
Kaum drei Minuten waren gespielt, da hatte Jugend-Nationalspieler Luca Mastrocola seine Farben mit 3:1 in Front geworfen. Wer dachte, dies sei ein kleines Anfangs-Strohfeuer, dürfte sich über das 7:4 und 11:8 der Gäste nach einer Viertelstunde mächtig gewundert haben. Erst nach knapp 21 Zeigerumdrehungen war das Topteam aus Bitteneld dort, wo es alle erwartet hatten: mit 14:13 in Front. Kurz darauf erhöhten die körperlich sehr präsenten Württemberger um ihre starken Einzelspieler im Rückraum und am Kreis auf 17:14. Als dann Max Oehler mit einem Doppelschlag auf 24:19 (41.) erhöhte, schien der von (fast) allen erwartete Einbruch der wacker kämpfenden Gastmannschaft doch zu kommen.
Schon schrillten die Alarmglocken und die Erinnerung an das 29:49-Debakel gegen die Rhein-Neckar Löwen vor einer Woche ploppte wieder auf. Doch dazu ließ es Konstanz nicht kommen. Konstanz zeigte Einsatz, mentale Stärke – und körperliche Präsenz. „Damit kam Bittenfeld nicht so klar“, meinte Thomas Zilm. „Wir haben es damit geschafft, sie immer wieder in die zweite Angriffswelle zu treiben und haben schnelle Tore verhindert.“ Mit dieser intensiven Deckungsarbeit erhöhte sein Team den Stressfaktor für Bittenfeld. Das hinterließ Spuren.
Florian Wangler krönte den furiosen 5:0-Lauf der HSG-Talente zum Ausgleich (24:24). Danach entwickelte sich ein Krimi, mit minütlich wechselnder Führung. Etwas mehr als eine Minute vor der Schlusssirene brachte Julian Küchler den Drittliga-Nachwuchs ein letztes Mal mit 31:30 in Front. Sogar zwei Punkte schienen nun möglich. Doch die Württemberger glichen aus, Konstanz hatte die nochmalige Chance zum vollen Jackpot, jubelte aber schließlich auch über einen wertvollen Bonuspunkt. Zilm: „Wir haben nie aufgegeben, das Tempo schön variiert und uns mit einem verdienten Punkt dafür belohnt.“ Nicht einkalkuliert sei dieser gewesen, „aber wir nehmen ihn gerne mit“, strahlte der Konstanzer Übungsleiter und verband dies, ganz in seiner gewohnten Art, direkt mit einer Warnung: „Im Heimspiel am Samstag sehen wir, wie wertvoll dieser Punkt tatsächlich ist.“
HSG Konstanz: Sven Koester, Tim Bammel (Tor); Julian Kirschmann, Felix Fehrenbach (5/1), Reiff Balthes (2), Yannick Sauter, Jan Stotten, Hannes Berger (3), Florian Wangler (7), Luca Mastrocola (2), Rohat Sahin (5), Julian Küchler (7).