Treffen der Rückraum-Shooter in Flensburg
Da waren es nur noch 16 Mannschaften, die sich im Rennen um die deutsche A-Jugend-Meisterschaft befinden. Ein Ziel haben alle schon jetzt erreicht: Die Qualifikation für die nächste Saison in der A-Jugend-Bundesliga. Jetzt wollen sie mehr...
TSV Bayer Dormagen – 1. VfL Potsdam (Samstag, 16 Uhr). Nach einem Abschlusstraining zu Hause macht sich Potsdam bereits am Freitag auf den Weg in Richtung Dormagen. Im Mannschaftsbus können derweil nicht alle Spieler Platz nehmen. Einige Verletzungen und Krankheiten reduzieren das Stammpersonal. „Aber mit dieser Konstellation muss jedes JBLH-Team in dieser Zeit leben“, will VfL-Trainer Alexander Haase über die personellen Vorzeichen nicht jammern. Für ihn zählt Bayer „in voller Besetzung zu den absoluten Topfavoriten auf den Meistertitel“. Die Mannschaft von David Röhrig scheint rechtzeitig zur entscheidenden Saisonphase zuzulegen. Nachdem Dormagen in der Hauptrunde nur selten in Bestbesetzung hatten auflaufen können, bezwang man zuletzt den Mittelrhein-Konkurrenten VfL Gummersbach zweimal. „Aber wir müssen uns deutlich steigern. Wir sind mit unserer Qualität dazu in der Lage, müssen das mannschaftlich jedoch auch auf die Platte bringen“, so Röhrig. Ein Teil der Potsdamer Spieler kennt das Dormagener Sportzentrum und einige Kontrahenten auf der Platte aus dem vergangenen Jahr. Damals scheiterte der VfL im B-Jugend-Viertelfinale am TSV. „Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe. Potsdam hat neben einer homogenen Mannschaft in Person von Alexander Haase auch einen großartigen, erfahrenen Trainer“, ergänzt dessen Kollege Röhrig. Potsdam warf im 1/16-Finale den HC Empor Rostock aus dem Rennen. „Wir haben uns in beiden Begegnungen verdient durchgesetzt. Die beiden sicheren Siege sprechen insgesamt für uns“, findet Haase.
TSV GWD Minden – Rhein-Neckar Löwen (Samstag, 16.30 Uhr). Der Nächste bitte: Nach Mats Grupe, David Móré und Lion Zacharias hat nun auch Elias Scholtes unter der Woche als A-jugendlicher Rhein-Neckar Löwe sein Erstliga-Debüt gefeiert. Mit dem Achtelfinale gegen Minden steht der nächste Höhepunkt bevor, und das mit sicherlich ordentlichem Selbstvertrauen nach dem großen Abenteuer in der stärksten Liga der Welt. Die Löwen erzielten im 1/16-Finale die deutlichsten Siege aller Mannschaften. Mit +29 und +14 Toren schloss die Mannschaft von Daniel Haase ihre Partien gegen die HSG Hanau ab. „Wir haben die Favoritenrolle angenommen und waren auch die klar bessere Mannschaft. Trotz der Überlegenheit waren wir aber immer klar konzentriert und fokussiert", blickt der Trainer zurück und zeigt gleichzeitig die Ambitionen des Teams auf: „Das Achtelfinale ist für uns ein Zwischenschritt. Wir wollen im Hinspiel auswärts direkt voll konzentriert bei der Sache sein, um ein gutes Spiel zu machen, aber auch für ein gutes Ergebnis, damit wir dann im Rückspiel unseren Heimvorteil nutzen können."
TSG Münster – Füchse Berlin (Samstag, 19 Uhr). Sind die Füchse Berlin für ihren Achtelfinalgegner ein Glückslos oder das genaue Gegenteil? Einerseits besteht die Möglichkeit, weitere wichtige Erfahrungen in zwei großen Spielen gegen einige der Besten ihrer Zunft in der A-Jugend-Altersklasse zu sammeln. Andererseits sind die Chancen auf ein Vorrücken ins Viertelfinale gering. TSG-Trainer Tim Dautermann sieht das bevorstehende Kräftemessen mit der einzigen noch ungeschlagenen Mannschaft in dieser Saison als tolle Fügung. „Wir freuen uns ultra auf diese Partien. Darauf haben wir lange hingearbeitet, und wir sind noch immer vom Gefühl überwältigt, in Düsseldorf gewonnen zu haben.“ Die Kelkheimer sind überglücklich, mit dem Einzug ins Achtelfinale bereits die Qualifikation für die kommende Saison in der Tasche zu haben. „Das ist sowohl für unseren Verein als auch für jeden einzelnen Spieler unfassbar viel Wert. Die Jungs sollen die Spiele und die mit Sicherheit besondere Atmosphäre genießen“, so Dautermann. „Von uns erwartet niemand etwas. Das sind die schönsten Spiele, die man haben kann.“ Die Gäste mussten zuletzt auf einige wichtige Spieler verzichten, lösten die Aufgabe gegen Aue aber souverän. Gegen Münster sollen mit Ausnahme der beiden Langzeitverletzten Florian Billepp und Max Günther alle wieder zur Verfügung stehen. „Münster spielt leidenschaftlich und bringt eine hohe Qualität mit. In ihrer mit Sicherheit vollen Halle kann es heiß werden. Wir werden uns auf uns konzentrieren und gut beraten sein, wenn auf unsere Stärken setzen“, sagt Füchse-Trainer Kenji Hövels.
SG Flensburg-Handewitt – SG Pforzheim/Eutingen (Sonntag, 13 Uhr). Fynn Hasenkamp und Mikael Helmersson hüben, Torsten Anselm und Nico Schöttle drüben – im Duell zwischen Flensburg und Pforzheim treffen zwei Rückraum-Reihen aufeinander, die ein Spiel prägen und ihm ihren Stempel aufdrücken können. Flensburgs Trainer Michael Jacobsen setzt gegen die Baden-Württemberger, die zuletzt wenig Mühe mit Frischauf Göppingen hatten, auf bekannte Stärken seiner Mannschaft, die ihr nach dem Hinspiel-Unentschieden gegen Burgdorf auch den klaren Erfolg im zweiten Aufeinandertreffen einbrachten. „Ich gehe davon aus, dass wir im Tempospiel einen Vorteil haben werden, und auch – sofern alle fit sind – die breitere Bank für uns spricht. Wir müssen unsere Intensität durchdrücken und aber auch richtig gut sein, um Pforzheim besiegen zu können“, so Jacobsen.
HSV Hamburg – JSG Melsungen/Körle/Guxhagen (Sonntag, 13 Uhr). Auf eine große Kulisse können die A-Jugendlichen aus Hamburg und Melsungen freuen, bestreiten sie doch in der Sporthalle Hamburg das Vorspiel zum Erstliga-Aufeinandertreffen zwischen dem HSV und Leipzig. „Enger hätte es wirklich nicht sein können, aber ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie sich das Unentschieden erkämpft haben", sagt HSVH-Trainer Sven Rusbült zum packenden 1/16-Finale gegen Horneburg ein, das sein Team mit einem Tor Vorsprung in der Addition aus Hin- und Rückspiel für sich entschied. Ähnlich ausgeglichen verlief das Duell zwischen TuSEM Essen und der JSG Melsungen/Körle/Guxhagen. Nachdem die Essener noch das Hinspiel gewinnen konnten (35:32), mussten sie sich Melsungen durch eine 28:33-Rückspielniederlage geschlagen geben. Erst in der Schlussviertelstunde konnten sich die favorisierten Hessen den entscheidenden Vorsprung erspielen. Auf Seiten der Hamburger verbessert sich allmählich die Personalsituation. Auch wenn Rusbült weiterhin auf die verletzten Leistungsträger Niklas Aevermann, Lennard Benkendorf und Levin Unbehaun verzichten muss, kehren nach und nach Corona-genesene Spieler zurück ins Mannschaftstraining. „Natürlich bin ich froh, dass einige Spieler zurückkehren, aber dennoch sehe ich die Favoritenrolle bei den Melsungern. Wir müssen zwei optimale Spiele erwischen, um Chancen auf die nächste Runde zu haben", sagte Rusbült vor dem Achtelfinale.
THW Kiel – TV Bittenfeld (Sonntag, 14.30 Uhr). Man kann nie früh genug mit der Vorbereitung auf den nächsten Gegner beginnen. TVB-Trainer Ulf Hummel dachte schon kurz nach dem 1/16-Final-Erfolg über Oftersheim/Schwetzingen an die kommende Aufgabe: „Die Jungs sollen etwas feiern, ich beginne schonmal mit dem Gegnerstudium.“ Dieses ist seit Wochenbeginn deutlich vorangeschritten, und Hummel hat auf den Videos der THW-Partien auf allen Positionen ein hohes Level gesehen. Namentlich nennt er zum Beispiel Linksaußen Corvin Troschke: „Ein unfassbarer Schütze, der kaum einen Fehlwurf hat. Wir sollten ihn am besten gar nicht an den Ball kommen lassen“, weiß der Bittenfelder Coach natürlich, dass das so nicht umsetzbar sein wird. Auch auf ein „richtig ekliges Tempospiel“ hat Hummel sein Team vor der weiten Reise quer durch die Bundesrepublik eingestellt. Im hohen Norden messen sich zwei Teams miteinander, die eine ähnliche Abwehrphilosophie verfolgen und auch leistungsmäßig in etwa auf einer Ebene anzusiedeln sind. Hummel erwartet ein Duell auf Augenhöhe. Dass die Schwaben ihre Hauptrundengruppe auf dem zweiten Platz hinter den Rhein-Neckar Löwen abschlossen, ist für Kiels Trainer André Lohrbach kein Zufall. „Da wartet eine sehr gut ausgebildete Mannschaft auf uns, die eine aggressive Abwehr stellt, ein starkes Zweikampfverhalten an den Tag legt, athletisch, dynamisch und schnell spielt." Bei den Gastgebern gibt es ein paar Wehwehchen, an der personell angespannten Situation ändert sich gegenüber den Vorwochen nichts. „Aber wir werden uns wieder einen Plan zurechtlegen, versuchen, diesen umzusetzen und das bestmögliche Resultat herauszuholen", kündigt Lohrbach an.
JSG Balingen/Weilstetten – SC DHfK Leipzig (Sonntag, 15 Uhr). Mit dem „Buzzer-Beater“, der Balingen im letzten Moment zum Sieg gegen den TSV Allach verholfen hat, erlebte die JSG den emotionalen Höhepunkt dieser Saison. Oder kommt noch mehr? Die Junggallier werden im Achtelfinale gegen die favorisierten Leipziger nichts unversucht lassen, eine Überraschung zu schaffen und noch einen draufzusetzen. Trainer Fabian Mayer sagt: „Die Freude über den Achtelfinal-Einzug wollen wir in Verbindung mit viel Kampf auf die Platte bringen. Individuell ist uns Leipzig überlegen. Dennoch wollen wir dagegenhalten und erhoffen uns die gleiche Stimmung wie am vergangenen Sonntag.“ „Es treffen zwei gute Mannschaften aufeinander. Balingen hat sehr gute Eins-gegen-eins-Spieler und ein gutes Zusammenspiel mit dem Kreisläufer“, weiß Leipzigs Trainer Matthias Albrecht um die Stärken des Gegners, der auch mit viel Emotionalität und Einsatz aufwarten kann. Dagegen hofft Albrecht, dass seine Mannschaft wie schon im Hinspiel gegen den HC Bremen eine starke Abwehr stellt und mutig ins Tempospiel übergeht. Insgesamt konnte er mit dem Auftreten und der Leistung gegen Bremen zufrieden sein, wenngleich die Chancenverwertung noch Luft nach oben offenbart. Voraussichtlich sind alle Spieler an Bord, die im 1/16-Finale das Leipziger Trikot trugen. Hinzu kommen die beiden Rechtsaußen Luca Hopfmann und Staffan Peter. Ob Paul Bones wieder einsteigen kann, entscheidet sich kurzfristig.
HC Erlangen – SC Magdeburg (Sonntag, 15.30 Uhr). Lernwillig sind sie, die A-Jugendhandballer des SC Magdeburg. Wenn Trainer Julian Bauer seinen Schützlingen in dieser Saison etwas vermittelte, setzten sie es auf dem Spielfeld schnell um. Jetzt hat Bauer den nächsten Schwerpunkt gesetzt, der vor allem in den wichtigen Begegnungen eine besondere Rolle spielt: der Kopf. „Es geht darum, dass wir das richtige Mindset mitbringen, Leidenschaft, Ausstrahlung und Körpersprache auch in den Phasen zeigen, in denen es nicht so gut läuft. Wenn wir das schaffen, wird es für jeden Gegner schwierig, uns zu schlagen.“ Den Versuch starten wird der HC Erlangen, der Sieger aus dem umkämpften 1/16-Finale gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden. Kegelt das Team von Johannes Heufelder eine zweite Mannschaft aus dem Rennen, die aus der Hauptrunde A kommt? „Nach einer semi-optimalen Trainingswoche überwiegt die Vorfreude auf dieses Duell mit einer Top-Mannschaft. Als krasser Außenseiter wollen wir uns auf unsere Qualitäten berufen und ein gutes Ergebnis ins Rückspiel mitnehmen. Vor Aufgaben stellen können wir Magdeburg, wenn wir unser Potenzial abrufen.“ (RW)