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TVB schreibt das Wunder von Bittenfeld

10.04.2022

SC DHfK Leipzig – JSG Balingen/Weilstetten 34:26 (16:9). Hinspiel: 25:19; Leipzig erreicht das Viertelfinale. Erwartungsgemäß ließen die Gastgeber nach dem Sechs-Tore-Sieg im Hinspiel nichts mehr anbrennen. Das Team von Matthias Albrecht rief gegen die Balinger eine über weite Phasen fokussierte Leistung ab und gewann erneut deutlich. Der SC raubte seinem Gegner mit einem 5:1-Start zeitig alle Hoffnungen auf eine Auswärtscoup. Nach dem 16:9-Pausenstand verlief der zweite Abschnitt der umkämpften Begegnung zu Beginn sehr zerfahren. Der Abstand änderte sich im weiteren Verlauf nur marginal. Staffan Peter (9/4) für Leipzig und Tim Hildenbrand (9/4) für Balingen waren die besten Torschützen der Begegnung.

Füchse Berlin – TSG Münster 43:26 (24:12). Hinspiel: 36:24; Berlin erreicht das Viertelfinale. Im Gegensatz zum Hinspiel traten die Füchse ohne Moritz Sauter und Max Beneke an, aber auch ohne die beiden Talente, die bereits über Erstliga-Erfahrung verfügen, dominierte der Titelverteidiger die Begegnung von Anfang an. Die Füchse standen stark in der Abwehr und fanden gut den Übergang ins Tempospiel, sodass sie bereits nach einer Viertelstunde mit 15:5 führten. Die Gäste erreichten diesmal nicht das Level von vor einer Woche. „Einige Jungs konnten nicht ihr Potenzial abrufen, was nach einer so langen Saison auch völlig legitim ist“, sagte TSG-Trainer Tim Dautermann, der insgesamt auf eine Spielzeit zurückblickte, in der seine Mannschaft, die zum Saisonabschluss in Berlin übernachtete und am Sonntag die Heimreise antrat, mehr erreicht habe, als der Coach jemals für möglich gehalten hätte. Dautermann wird auch in der neuen Saison den ältesten Nachwuchs aus dem Taunus trainieren – dann erneut in der Bundesliga. Im zweiten Durchgang rauften sich die Gäste noch einmal zusammen und fanden vor allem offensiv besser ins Spiel. „Wir haben uns bis zur 50. Minute etwas schwer getan und waren in der Abwehr nachlässiger“, erklärte Berlins Trainer Kenji Hövels. In der Endphase legte der Favorit wieder einen Zahn zu und machte das Ergebnis deutlich. Bei den Füchsen trugen sich alle elf Feldspieler in die Torschützenliste ein.

SC Magdeburg – HC Erlangen 31:30 (13:19). Hinspiel: 30:21; Magdeburg erreicht das Viertelfinale. Julian Bauer hat wohl selten zuvor den Halbzeitpfiff so herbeigesehnt wie am Samstag. Sein SCM hatte das Hinspiel in Erlangen mit 30:21 für sich entschieden – das liest sich wie die halbe Miete. Aber gegen eine Erlangener Mannschaft, die in Sachsen-Anhalt bis zum Äußersten kämpfte und den Matchball lange Zeit extrem gut umsetzte schien das Weiterkommen nach 30 Minuten am seidenden Faden zu hängen. „Wir glaube wir haben Magdeburg noch einmal zittern lassen. Dafür ein extrem großes Kompliment an meine Mannschaft“, kommentierte Gästetrainer Johannes Heufelder die 19:13-Führung nach 30 Minuten. Der SCM fand im ersten Abschnitt keinen Zugriff, verlor viele Zweikämpfe und hatte Schwierigkeiten mit der offensiven Abwehr des HCE. „Nach der Pause kamen wir mit einer ganz anderen Körpersprache und einer 180-Grad-Wende aufs Feld zurück“, beschrieb Julian Bauer. Sein Team machte deutlich, dass es nicht nur das Viertelfinale erreichen, sondern auch das Spiel für sich entscheiden wollte. Das gelang unter anderem, weil die Franken zwischen der 40. und 46. Minute einen 0:5-Lauf kassierten. „Wir haben viele Zeitstrafen kassiert und die Effizienz ließ nach“, erklärte Heufelder, warum die Begegnung kippte. Er gratulierte dem Favoriten zum Weiterkommen: „Über 120 Minuten gesehen hat sich Magdeburgs Qualität verdientermaßen durchgesetzt. Aber wir können erhobenen Hauptes in die Sommerpause gehen.“

1. VfL Potsdam – TSV Bayer Dormagen 27:29 (10:10). Hinspiel: 32:34; Dormagen erreicht das Viertelfinale. Die mit größtenteils Spielern des jüngeren Jahrgangs angetreten Gastgeber boten dem amtierenden Vizemeister einen großen Kampf und hatten lange Zeit alle Chancen, das Viertelfinale zu erreichen. In der 51. Minute lagen sie beim siebten Führungswechsel in dieser Begegnung mit 21:20 in Front – es fehlten zwei Treffer, um das Hinspiel-Ergebnis zu drehen. Hinten heraus hatte Bayer jedoch Vorteile, zog auf 26:22 davon und sorgte für die Vorentscheidung. „Potsdam hat sich großen Respekt für seine Leistung verdient“, sagte Dormagens Trainer David Röhrig in Richtung der Gastgeber, die alles in die Waagschale warfen und eine starke Deckung stellten. Aufs Verteidigen hatte auch der TSV in der Spielvorbereitung den Fokus gelegt. Das zeigte Wirkung. Die 6:0-Deckung stand deutlich besser als im ersten Aufeinandertreffen. Hier machte sich das Comeback von Alexander Schoss bemerkbar, der die Hintermannschaft zusammenhielt. Dafür fehlte vorne ein Leistungsträger: Lucas Rehfus musste passen. „Das hat man unserem Angriffsspiel angemerkt. Wir versuchten eher auf Sicherheit zu spielen. Das war nicht immer attraktiv“, sagte David Röhrig. Nicht attraktiv, aber erfolgreich – und das zählte am Ende. „Wir sind unfassbar happy, im Viertelfinale zu stehen“, ergänzte Dormagens Coach. Potsdams Trainer Alexander Haase gratulierte dem Gegner zum Weiterkommen: „Dormagen hat sich in zwei spannenden, hochemotionalen Spielen verdient durchgesetzt. Vor einer tollen Potsdamer Kulisse haben beide Mannschaften in einer trotz der Bedeutung sehr fairen, aber hochintensiven Partie alles reingeworfen. So sollte Handball in der Jugend-Bundesliga sein.“

Rhein-Neckar Löwen – TSV GWD Minden 43:29 (21:14). Hinspiel: 44:19; Rhein-Neckar Löwen erreichen das Viertelfinale. Der Löwen-Nachwuchs entschied das Achtelfinale in der Gesamtaddition aus beiden Duellen mit einem satten Plus von 39 für sich. Da war es auch verschmerzbar, dass die Abwehr der Gelb-Blauen nicht ganz so konsequent agierte wie noch im Hinspiel. „Sicherlich waren wir da etwas nachlässiger, aber es war trotz allem ein verdienter Sieg und bei so einem Resultat müssen wir jetzt auch nicht das Haar in der Suppe suchen“, zeigte sich Trainer Daniel Haase nach der Schluss-Sirene zufrieden. Die Löwen-U19 startete fokussiert in dieses Achtelfinal-Rückspiel: Die Abwehr um den Mittelblock mit Valentin Clarius und Robert Timmermeister ließ in der Anfangsphase wenig zu, so verloren die zunächst in der Offensive verunsichert agierenden Mindener einige Bälle, was das Haase-Team konsequent auszunutzen wusste. Nach sieben Minuten stand bereits ein 8:2 für die Gastgeber auf der Anzeigetafel. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte fanden die Ostwestfalen zwar bessere Mittel, um die Defensive der Hausherren in Verlegenheit zu bringen, den Rückstand konnte Minden allerdings nicht verkürzen, denn die Gelb-Blauen blieben im Abschluss konsequent, markierten gegen die 3:3-Deckung der Gäste bis zur Pause 21 Treffer. Nach Wiederbeginn zeigten sich die Junglöwen weiter in Torlaune. Die Haase-Sieben präsentierte sich im Spiel nach vorne weiter entschlossen, nutze die Räume im Positionsspiel oder kam über den Gegenstoß zum Torerfolg.

SG Pforzheim/Eutingen – SG Flensburg-Handewitt 23:22 (15:10). Hinspiel: 28:36; Flensburg-Handewitt erreicht das Viertelfinale. „Wir haben im Angriff zu viel mit der Brechstange agiert“, erklärte Flensburgs Trainer Michael Jacobsen, warum die Nordlichter der Musik eine Halbzeit lang hinterherliefen. Die Pforzheimer, bei denen Torjäger Nico Schöttle fehlte, witterten Morgenluft. Immerhin war vom Acht-Tore-Defizit bereits zur Pause mehr als die Hälfte aufgeholt. Linksaußen Arved Horchheimer ließ sein Team mit insgesamt zehn Treffern hoffen. Nach zwei frühen Zeitstrafen zu Beginn der zweiten Hälfte, die Pforzheim zum 17:11 nutzte, wusste Flensburg, was die Stunde geschlagen hat. „Zwischendrin herrschte Alarm bei uns“, ließ Jacobsen wissen. „Aber wir sind mit einem besseren Mindset in den zweiten Durchgang gekommen.“ Dank einer kompakteren Abwehr holten die Gäste auf und konnten mit der knappen Niederlage leben. „Natürlich hätten wir gerne gewonnen“, so der Trainer, „aber in der Addition beider Spiele war es eine souveräne Angelegenheit.“

TV Bittenfeld – THW Kiel 35:25 (15:12). Hinspiel: 29:37; Bittenfeld erreicht das Viertelfinale. Gänsehaut hoch drei vor rund 500 Zuschauern in der Bittenfelder Gemeindehalle. „Ich weigere mich die Saison aufzugeben“, hatte TVB-Trainer Ulf Hummel nach der 29:37-Hinspielniederlage gesagt und traf damit genau auf die Einstellung, die sein wie entfesselt spielendes und kämpfendes Team vor heimischem Publikum auf die Platte zauberte. „Das ist einfach eine krasse Mannschaft. Jeder hat sich zerrissen. Ich kann noch immer nicht glauben, was da passiert ist.“ Die Schwaben, die sich über ihre klasse Angriffsleistung Power und Selbstvertrauen holten, führten kontinuierlich, aber selbst nach 35 Minuten waren sie beim Stand von 18:15 noch weit von der Eingangs-Hypothek entfernt. „Wir haben uns immer weiter und weiter reingekämpft, und irgendwann kam die Halle dazu“, beschrieb Hummel, wie sich ein tosender Hexenkessel entwickelte. Bittenfeld hat in dieser Saison schon häufig mit ganz engen Partien Erfahrung gemacht. Vielleicht kam ihnen diese gelegen. Als Dalio Uskok in der 44. Minute zum 25:17 traf, war der Rückstand kompensiert. Kiel leistete erbitterten Widerstand und kam noch einmal auf 23:30 heran. Spätestens mit dem 33:23 durch Luca Mauch (59.) stand fest, dass die Einheimischen an diesen Nachmittag mit einem Jugendspiel auf einem in allen Bereich allerhöchstem Niveau noch lange zurückdenken werden. Kiel fand bei weitem nicht so gut in die Zweikämpfe wie im Hinspiel - sowohl in der Abwehr als auch im Angriff gegen die Bittenfelder 3:3-Abwehr. „Das war vor allem in der zweiten Halbzeit, in der wir keine gute Leistung gezeigt haben, mit der entscheidende Punkt. Außerdem haben wir in der Phase zwischen der 30. und 45. Minute einige Zeitstrafen kassiert", sagte THW-Trainer André Lohrbach. Der Kader der Gäste bestand im Gegensatz zum Bittenfelder Aufgebot aus 80 bis 90 Prozent Spielern des jüngeren Jahrgangs. Hier kann auch die Erfahrung eine Rolle gespielt haben. „Aber wir nehmen diese K.o.-Spiele als wichtige Erfahrung mit in die nächste Saison. Und ich glaube, dass wir dann weiter sein werden, wenn es noch einmal so einer solchen Situation kommt", ist sich Lohrbach sicher.

JSG Melsungen/Körle/Guxhagen – HSV Hamburg 31:24 (15:10). Hinspiel: 31:33; Melsungen erreicht das Viertelfinale. I
m Vergleich zur Vorwoche konnte HSVH-Trainer Sven Rusbült wieder auf Niklas Aevermann und Tobias Pachmann zurückgreifen. Die JSG hingegen bot abermals eine sehr junge Mannschaft auf. Trainer Florian Maienschein berief sechs B-Jugendliche in seinen Kader, die vor einer Woche die Hessenmeisterschaft gewonnen hatten. Die Nordhessen stellten eine körperbetonte Abwehr, gegen die der HSVH Schwierigkeiten hatte, Lösungen zu finden. Nach dem 10:6 (15.) zog Rusbült seine erste Möglichkeit des Time-Outs, um an einigen Stellschrauben zu drehen. Dies brachte nicht den gewünschten Erfolg, der Rückstand vergrößerte sich und beim Stand von 14:8 legte der Trainer die zweite Grüne Karte. Vor allem Melsungens Rechtsaußen Florian Potzkai bereitete den Hamburgern große Probleme. Die größte Baustelle der Hamburger U19 war die mangelhafte Chancenverwertung. Hundertprozentige Torwürfe fanden nicht den Weg ins Ziel. Auch nach Wiederanpfiff ließ sich dieses Problem nicht beheben. Dafür der Angriff der JSG ins Stocken, als die Elbestädter auf eine offensivere Abwehrformation umstellten. Dass sich die Defensivarbeit nicht auf der Anzeigetafel widerspiegelte, lag an den vergebenen Torwürfen. Rusbült zählte nach dem Spiel insgesamt 25 Fehlwürfe. Er sagte in seiner Zusammenfassung: „Diese Niederlage ist sehr bitter, da sie absolut vermeidbar war. Mit dieser großen Anzahl an Fehlwürfen wird es verdammt schwer ein Spiel zu gewinnen. Auch wenn es nicht ganz für das Viertelfinale gereicht hat, bin ich nach dieser langen und kräftezehrenden Saison sehr stolz auf meine Mannschaft.“ Melsungens Trainer Florian Maienschein fand: „Ich hatte den Eindruck dass wir gerade in der ersten Halbzeit sehr fokussiert waren. Die Mannschaft wusste, was heute auf sie zukommt. Als es in der zweiten Hälfte eng wurde, war das eine Phase, in der wir im Angriff zu statisch wurden. Aber wir haben diesen Kippmoment überstanden und kamen dann auch wieder zurück ins Spiel.“  (RW)