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„Es ist einfach schade“

14.12.2021

Es sollte nicht sein! Nach einem überragenden Start hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft das WM-Viertelfinale in Granollers am Dienstagabend gegen Gastgeber Spanien mit 21:26 (10:14) verloren und damit das erste WM-Halbfinale seit 2007 knapp verpasst. Nach fünf Siegen in Serie und zwei Niederlagen geht es für die DHB-Auswahl nun nach Hause. Dementsprechend niedergeschlagen waren Bundestrainer Henk Groener und die deutschen Spielerinnen.

Bundestrainer Henk Groener:

Zum Spiel: Wir sind enttäuscht, dass wir es heute nicht geschafft haben, das Spiel für uns zu entscheiden. Wir haben super angefangen, haben das Spiel dann aber durch eigene Fehler im Angriff aus der Hand gegeben und haben Spanien wieder ins Spiel gebracht. Danach sind wir nur noch hinterhergerannt. Wir hatten trotzdem Chancen gehabt, aber die haben wir nicht reingemacht auch als wir in der Abwehr wieder gut gestanden haben. Aber wir haben es leider nicht geschafft, näher ranzukommen und waren leider nicht gut genug.  

Zu den Gründen für die Niederlage: Eine ausführliche Analyse des Spiels werden wir mit der Mannschaft noch machen. Wir waren gut vorbereitet, wir haben das Spiel so begonnen, wie wir es wollten und hatten die Spanier mit schnellen Toren im Griff und uns einen guten Vorsprung herausgespielt. Dann fangen wir unverständlicherweise an, uns mit unseren Fehlern selbst zu verunsichern und haben Spanien wieder ins Spiel gebracht. Die Halle wachte auf und stand dann hinter der Mannschaft - und dann laufen wir dem Rückstand im Rest des Spiels hinterher. Wir haben vieles versucht, aber nichts hat gefruchtet, keine Abwehrumstellung, kein 7-gegen-6 im Angriff, keine personellen Wechsel. Wir haben uns Chancen erarbeitet, die dann aber leider auch nicht reingemacht. Somit waren wir heute nicht gut genug, um Spanien zu schlagen.  

Zu seiner ersten WM-Bilanz: Wir haben viel Positives geschafft. Nach dem Remis im EM-Qualispiel im Oktober gegen Belarus haben nicht viele gedacht, dass wir bei dieser WM weit kommen könnten. Das wurde besser mit dem Last-Minute-Sieg gegen Russland beim Tag des Handballs. Wir haben uns gut vorbereitet auf dieses Turnier und haben unsere Qualität von Spiel zu Spiel gesteigert. Wir haben wichtige Spiele gegen Ungarn und Südkorea gewonnen, gegen Dänemark haben wir eine Klatsche bekommen, weil wir zu ängstlich waren und zu viel Respekt vor dem Gegner hatten. Und heute haben wir nach gutem Start leider das Heft aus der Hand gegeben.

Kapitänin Alina Grijseels:

Zum Spiel: Es war am Ende ein verdienter Sieg für Spanien. Wir waren nicht clever genug, vor allem im Angriff. Wir hatten einen sehr, sehr guten Start, laden dann aber Spanien durch einfache Fehler im Angriff wieder ein, um ins Spiel zu kommen und schnelle Tore zu machen. Am Ende ist es ärgerlich, weil wir nicht 100 Prozent unserer Leistung gebracht haben. Mit 100 Prozent hätten wir dieses Spiel gewonnen.

Zu ihrem WM-Fazit: Ich bin sehr enttäuscht und es ist bitter, denn das war eine Riesenchance für uns, um ins Halbfinale einzuziehen. Insgesamt können wir aber stolz sein auf unsere Leistung in der Vorrunde und in der Hauptrunde - mit Ausnahme des Dänemark-Spiels. Auf dem Rest können wir aufbauen und Selbstvertrauen mitnehmen, aber jetzt überwiegt erst einmal die Enttäuschung.

Kapitänin Emily Bölk:

Zum Spiel und zur WM: Das ist echt sehr schade, denn wir haben ein echt tolles Turnier gespielt und guten Handball gezeigt. Es wäre natürlich super gewesen, wir hätten uns heute selbst belohnt. Wir hatten einen Super-Start, genau wie wir uns das vorgenommen und gewünscht hatten. Dann haben wir uns selbst in die Unsicherheit getrieben und die Spanierinnen eingeladen, ins Spiel zu finden. Wir hatten einfache technische Fehler, den Ball ohne Not mehrfach ins Aus geworfen - und so gehen wir mit einem Vier-Tore-Rückstand in die Halbzeit. Dann ist es sehr schwierig, in einem Viertelfinale gegen sehr starke Spanierinnen und Gastgeber das Spiel noch einmal zu drehen. Wir haben alles versucht. Ich hoffe, man hat gesehen, dass wir bis zur letzten Sekunde gekämpft haben. Da gehört viel Kampf, viel Mut und viel Glück dazu - und das Glück hatten wir heute leider nicht. In Summe können wir aber sehr viel Positives mitnehmen aus diesem Turnier.

Kreisläuferin Meike Schmelzer:

Zum Spiel: Wir starten verdammt gut, vor allem in der Abwehr und können so auch unser Tempospiel aufbauen, das wir in fünf der letzten sechs Spiele gut aufgezogen hatten. Wir sind drei, vier Tore weg und fangen dann an, die Bälle im Angriff ohne Druck und ohne Not wegzuschmeißen und laden so die Spanierinnen zu einfachen Toren ein. Leider konnten wir uns davon nicht mehr so richtig erholen. Wir hatten in der Halbzeit gesagt, dass wir die Abwehr wieder so stellen müssen wie am Anfang, um ins Tempospiel zu kommen, aber im Großen und Ganzen haben wir nicht den Schritt gemacht, um auf weniger als drei Tore heranzukommen. Das ist einfach sehr enttäuschend.

Zur gesamten WM: Wenn man die Vorrunde und zwei Drittel der Hauptrunde betrachtet, haben wir uns sehr gut entwickelt. Wir haben gute Abwehrarbeit gezeigt und ein gutes Tempospiel. Wenn man die letzten beiden Spiele sieht, frustriert es doch. Ich weiß, dass wir es besser können und wir haben auch über weite Strecken des Turniers gezeigt, was wir eigentlich draufhaben. Es ist einfach schade, dass wir es in einem solchen Spiel, in dem es ums Halbfinale geht, einfach nicht richtig hinbekommen.