Als Außenseiter in den Doppelpack
Es war eine besondere Premiere - erstmals trafen im Hinspiel der EM-Qualifikation im Oktober in Trier die Frauen-Nationalmannschaften von Deutschland und Griechenland aufeinander. Zudem gab es parallel zur Partie ein Treffen der Organisatoren der U21-Weltmeisterschaft 2023 - erstmals in der Geschichte der Junioren-Weltmeisterschaften werden zwei Verbände der Ausrichter sein: der Deutsche Handballbund und die Griechische Handall-Föderation HHF. Im anschließenden EM-Qualifikationsspiel waren die Kräfteverhältnisse dann aber eindeutig: Das 36:10 der DHB-Auswahl war der deutlichste Sieg einer deutschen Frauenmannschaft in der EM-Qualifikation - zusammen mit 45:19 gegen Italien im Jahr 2010.
Allerdings fehlte bei den Griechinnen ihr Superstar: Labrina Tsakalou vom Bundesligisten Thüringer HC, die zuvor schon für den kroatischen Champions-League-Teilnehmer Podravka Koprivnica aufgelaufen war. Sie hatte großen Anteil daran, dass Griechenland zum vierten Mal an der finalen Phase der EM-Qualifikation teilnimmt, denn sie war beste Werferin der Griechinnen in den drei Vorqualifikationsspielen auf heimischem Terrain im Juni 2021, die mit drei Erfolge gegen Bosnien-Herzegowina (29:18), Lettland (34:17) und Italien (33:22) endeten.
Noch nie war das Team aus Hellas bislang bei einer Frauen-EM oder Frauen-WM am Start, das einzige Großturnier waren 2004 die Olympischen Heimspiele von Athen, als man den zehnten Platz belegte. In der Vorqualifikation zur WM 2021 in Spanien scheiterte man an Island und Litauen. In den vergangenen EM-Qualifikationen, an denen die Griechinnen teilnahmen (für 2010, 2012 und 2020), blieb man ohne Punkte. Einen Erfolg auf der internationalen Handballbühne haben die griechischen Frauen den Deutschen allerdings voraus: 2018 wurden sie Beach-Handball-Weltmeister.
Dass die Mannschaft von Nationaltrainer Panagiotis Messinis in der aktuellen EM-Qualifikation 4:4 Punkte auf dem Konto hat, liegt am Ausschluss von Belarus durch die EHF - alle vier Zähler errang Griechenland am grünen Tisch durch die Absage der im März geplanten Partien. Mit einem Sieg gegen Deutschland (5:5 Punkte) am Donnerstag (19.30 Uhr, live auf www.sportdeutschland.tv) im niederländischen Almere würde sich Griechenland somit erstmals für eine EM qualifizieren.
Aber in diese Partie geht man als großer Außenseiter - nicht nur wegen der deutlichen Hinspielniederlage. Eine ähnliche Rolle hat man im finalen Qualifikationsspiel am Sonntag gegen die Niederlande, zum Abschluss des Drei-Länder-Turniers in Almere. „Wir wissen, wo wir stehen und was wir tun können. Wir spielen gegen zwei Supermächte des Frauenhandballs und wir sind glücklich, zwei Spiele mit solchen Gegnern zu bestreiten, denn nur so werden wir unser Niveau verbessern. Eines ist aber sicher: Wir werden mit Zuversicht und Leidenschaft spielen“, sagt Messinis.
Ziel des griechischen Verbands ist, dass möglichst viele Spielerinnen im Ausland Erfahrung sammeln. Vasiliki Gkatziou spielt zum Beispiel beim spanischen Topklub Rocasa Gran Canaria - und neben Tsakalou sind zwei Griechinnen in Deutschland aktiv: Athina Vasileiadou und Athanasia Tsitlakidou spielen beim Drittligisten Elbehexen in Riesa und Meißen. Ohne diese Legionärinnen begann Messinis die Vorbereitung auf die beiden letzten EM-Qualifikationsspiele bereits vergangenen Mittwoch in Katamero, seit Ostersonntag ist das Team komplett.
Bevor sie am Sonntag zum Abschluss der EM-Qualifikation gegen Griechenland spielen, treffen die Niederländerinnen am Samstag (16 Uhr) im Toppsportcentrum Almere in einem Testspiel noch auf Deutschland. Die „Oranjes“ sind mit 10:0 Punkten bereits für die EM 2022 qualifiziert, setzten sich im März in Krefeld (31:25) und Rotterdam (30:29) zweimal gegen die DHB-Auswahl durch. Es waren die ersten Länderspiele für den neuen schwedischen Trainer der Niederländerinnen, Per Johansson, und die letzten für den vorherigen Bundestrainer Henk Groener - in Almere sitzt bekanntlich dessen Nachfolger Markus Gaugisch erstmals auf der DHB-Bank.
75 Spiele haben DHB-Frauennationalmannschaften bislang gegen die Niederlande absolviert - die Bilanz: 55 Siege, vier Remis und 16 Niederlagen. Die Partie in Almere ist seit 2018 bereits das fünfte Testspiel beider Verbände, die 2025 gemeinsam die Frauen-Weltmeisterschaft ausrichten werden. Die aktuelle Bilanz ist mit jeweils zwei Siegen ausgeglichen.
In Johanssons 21-köpfigen Kader für die Partien gegen Deutschland und Griechenland stehen acht aktuelle Bundesligaspielerinnen, darunter mit Inger Smits, Danick Snelder und Kelly Dulfer allein drei Spielerinnen aus Gaugischs Klub SG BBM Bietigheim.
(BP)