Südkoreas goldene Jahre sind vorbei
Vor zwei Jahren war es ein echter Thriller, als Deutschland und Südkorea zuletzt aufeinandertrafen - am Ende hieß es 27:27 in der Vorrunde in Kumamoto, Südkorea beendete die erste Turnierphase ungeschlagen, wurde aber der Mitfavoritenrolle nicht gerecht und belegte am Ende Rang elf. Vorbei die Zeiten, dass der Asien-Rekordmeister - mit 15 Titeln bei 18 Turnieren unangefochten an der Spitze - auch weltweit zu den Topteams zählt.
Von 1984 bis 2012 stand Südkorea sieben Mal in den Olympischen Halbfinals, gewann 1988 zuhause in Seoul und 1992 in Barcelona sogar die Goldmedaille. Davon ist man aktuell unter den fünf Ringen aber meilenweit entfernt: In Rio wurde man Zehnter, in Tokio erreichte Südkorea zwar das Viertelfinale, kam dort mit 30:39 gegen Schweden unter die Räder und wurde Achter. Und damit war die Zeit des langjährigen Erfolgscoach Jae-Won Kang gekommen, der als Spieler erster asiatischer Welthandballer war und danach mehrfach die Frauennationalmannschaft trainiert hatte.
Nach Tokio musste Kang gehen, er wird bei der WM interimsmäßig von Jang In-ik ersetzt, 2022 soll ein europäischer Trainer übernehmen. Um wen es sich handelt, wurde noch nicht bekannt. „Erstmals in der Geschichte des koreanischen Handballs werden wir einen ausländischen Trainer verpflichten“, heißt es lediglich auf der Website des koreanischen Verbands.
In der WM-Vorrunde in Spanien gab es zwei Siege gegen Tunesien (31:29) und den Kongo (37:23), im Gruppenfinale um den ersten Platz in Gruppe F verlor das Team um Weltstar Ryu Eun-hee dann aber deutlich mit 23:35 gegen Dänemark. Im ersten Hauptrundenspiel rehabilitierte sich Korea mit einem 32:26 gegen Tschechien und liegt vor dem Spiel gegen Deutschland am Freitag (15.30 Uhr, live auf sportdeutschland.tv) mit 4:2 Punkten zwei Zähler hinter dem verlustpunktfreien DHB-Team, das sich am Mittwoch im ersten Spiel in Granollers mit 29:18 gegen den Kongo durchsetzte. Somit steht Korea unter großem Druck - bei einer weiteren Niederlage wäre der Traum vom Viertelfinale geplatzt, das als Minimalziel ausgegeben wurde. Für Deutschland wäre ein Sieg hingegen bereits gleichbedeutend mit dem Viertelfinale, nachdem Dänemark am Mittwochabend auch die Ungarinnen deutlich mit 30:19 schlug und die Tabelle punktgleich mit Deutschland mit 6:0 Punkten anführt.Ungarn ist mit 2:4 Punkten bereits raus aus dem Rennen um einen Viertelfinalplatz.
Außer Ryu Eun-hee, die seit diesem Sommer beim Champions-League-Rekordsieger Györ unter Vertrag steht, spielen alle anderen Koreanerinnen für Klubs in der Heimat oder in Japan. Insgesamt sechs Spielerinnen sind aus jenen Teams, die bei den vergangenen U18- und U20-Weltmeisterschaften in Polen und Ungarn jeweils Bronze gewonnen hatten. 2014 war das koreanische Team im Kroatien sogar Juniorinnen-Weltmeister geworden - am gleichen Tag, als Deutschlands Männer den Fußball-WM-Titel in Rio ergatterten.
Mit 23 Treffern ist Ryu Eun-hee auch aktuell beste Werferin der Koreanerinnen, dahinter folgen Migyeong Lee mit 20 Toren und Jinji Kim (19). Starke Werte hat auch Torhüterin Jinhui Jeong mit einer Paradenquote von 34 Prozent. Insgesamt spielt Korea traditionell einen sehr schnellen Handball, wirbelt den gegnerischen Angriff zudem in der Abwehr mächtig durcheinander - und versucht so zu Ballgewinnen und Gegenstößen zu kommen. „Das ist ein ganz anderer Stil als der Kongo“, sagt DHB-Kapitänin Alina Grijseels.
Die deutsche Bilanz gegen Südkorea ist mit sieben Siegen, einem Remis und neun Niederlagen negativ, in den letzten drei Vergleichen blieb Deutschland bei den Weltmeisterschaften 2015 in Dänemark, 2017 in Deutschland und 2019 in Japan mit zwei Siegen und einem Remis aber ungeschlagen.
Trainer: Jang In Ik
Stars: Ryu Eun-hee, Lee Mi-kyung, Jeong Jinhui
Für Spanien qualifiziert: Asienmeister 2021
Bisherige Weltmeisterschaften: 18 Teilnahmen - größte Erfolge: Gold 1995, Bronze 2003
WM 2009: 11. Platz
Sieger Asienmeisterschaften: 1987, 1989, 1991, 1993, 1995, 1997, 2000, 2006, 2008, 2012, 2015, 2017, 2018, 2021
Olympische Spiele: 9 Teilnahmen - Gold 1988, 1992, Silber 1984, 1996, 2004, Bronze 2008
Die deutsche Bilanz:
17 Spiele - 7 Siege - 1 Remis - 9 Niederlagen - Tordifferenz: 416:425
Bilanz bei Weltmeisterschaften:
8 Spiele - 5 Siege - 1 Remis - 2 Niederlagen - 185:155
Letzte drei Spiele gegen Südkorea:
10.12.2015: WM-Vorrunde in Kolding, Dänemark: 40:28
3.12.2017: WM-Vorrunde in Leipzig: 23:18
6.12.2019: WM-Vorrunde in Kumamoto, Japan 27:27
(BP)