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Geballte Power aus der Champions League

11.01.2022

10, 10, 10 - das ist die Bilanz von Belarus bei den vergangenen drei Europameisterschaften. Immer in der Hauptrunde, aber auch nie mit einer einstelligen Platzierung. Die gab es nur einmal: bei der allerersten EM 1994, als sich das damalige Weißrussland auch dank eines Auftaktsiegs gegen Deutschland den achten Platz sicherte. Dabei hat auch das aktuelle Team viel Qualität im Kader - und einen Trainerfuchs auf der Bank: der auch in Deutschland bestens bekannte Juri Schewtsow. Der hat die Mannschaft in den vergangenen Jahren geformt. Lag früher die Verantwortung bei Siarhei Rutenka, der ja auch schon für Slowenien auflief - ist es heute das vom Trainer beschworene Kollektiv.

Rechtsaußen Mikita Vailupau, Linksaußen Andrei Yurynok, die Kreisläufer Artsem Karalek und Viachaslau Bokhan sowie der großgewachsene Rückraumshooter Uladzislau Kulesh haben sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und allesamt in der Champions League viel Erfahrung gesammelt. Zwischen den Pfosten steht das Meshkov-Brest-Duo Viachaslau Saldatsenka und Ivan Matskevich wie eine Wand, und dies im Zusammenspiel mit einer physisch starken Abwehr. Belarus verfügt zwar über einen recht junger Kader, ist aber durch die Blockbildung in Brest, Zaporozhye und Kielce gut eingespielt und spielt seit vielen Jahren in gleicher Formation zusammen. Aus dem 20-köpfigen Kader stehen elf Spieler bei CL-Klubs unter Vertrag.

Ein Spieler sticht beim deutschen Auftaktgegner besonders heraus, nicht nur wegen seines außergewöhnlichen Hobbys: Rechtsaußen Mikita Vailupau war mit 47 Toren der zweitbeste Werfer der EM 2020, nur übertroffen von Sander Sagosen, und bester weißrussischer Torschütze bei der Weltmeisterschaft 2021 mit 35 Toren. Bei seinem aktuellen Klub Meshkov Brest war er zweitbester Torschütze der Champions-League-Saison 2020/21 (hinter dem Spanier Valero Rivera von Nantes) und Torschützenkönig der SEHA Gazprom Liga in der Saison 2019/20. Vailupau macht mit seinem Wechsel zu Veszprem im Sommer 2022 den nächsten Karriereschritt. Der 26-Jährige ist zudem Künstler, er malt im Stil des abstrakten Expressionismus und hatte bereits einige Ausstellungen in Minsk. Auf dem Feld und am Pinsel ist Luc Abalo sein Vorbild.

Bei Belarus ist Vailupau der Experte für Gegenstöße und Siebenmeter. Nach einem kleinen Durchhänger zum Saisonstart kam er zuletzt in der Champions League richtig in Schwung - und erzielte insgesamt 17 Treffer bei den beiden Testspielsiegen gegen den großen Nachbarn Russland im November.  

Nicht nur wegen der Champions-League-Erfahrung, sondern auch wegen der taktischen Variabilität schätzt Bundestrainer Alfred Gislason Belarus als stärksten Vorrundengegner ein - auch wenn es in den letzten Partien immer deutsche Siege gab. In der EM-Qualifikation überraschte Belarus mit einem Sieg gegen den EM-Dritten Norwegen - und wurde punktgleich mit den Skandinaviern Gruppenzweiter. Die WM 2021 in Ägypten war allerdings ein Rückschritt: Nach einem Remis gegen Russland und einer Niederlage gegen Slowenien in der Vorrunde wurde das Schewtsow-Team nur Gruppendritter, spielte dann überraschend Remis gegen den späteren Finalisten Schweden, verlor aber deutlich gegen Ägypten. Am Ende stand ein 17. Rang unter 32 Teilnehmern, fünf Plätze hinter der deutschen Mannschaft.

Das sagt Bundestrainer Alfred Gislason über Belarus:

„Jury Schewtsow ist ein sehr schlauer und guter Trainer, der schon lange mit der Mannschaft arbeitet. Das Team ist sehr eingespielt, weil viele auch in Vereinen wie Brest, Zaporozhye oder Kielce zusammenspielen. Fast alle Weißrussen laufen in der Champions League auf, sind daher sehr international erfahren und abgezockt, zudem ist Belarus taktisch immer sehr gut eingestellt. Für mich der schwerste Gegner unserer Gruppe.“

Belarus:

Trainer: Jury Schewtsov

Stars: Mikita Vailupau, Artsem Karalek, Wiaschaslau Kulesh

Bisherige EM-Teilnahmen (inklusive 2022): 7

Bestes Abschneiden: 8. Platz 1994

EM 2020: 10.

WM-Teilnahmen: 5

Bestes Abschneiden: 9. Platz 1995, 2013

WM 2021: 17. Platz

Olympiateilnahmen: -

Deutsche Bilanz:

14 Spiele - 12 Siege - 1 Remis - 1 Niederlage - Tordifferenz: 415:331

Die drei letzten Spiele:

16.1.2020: EM-Hauptrunde in Wien: 31:23 (13:11)
18.1.2017: WM-Vorrunde in Rouen/FRA: 31:25 (16:16)
2.12.2009: Testspiel in Hamm/Westfalen: 36:24 (20:11)

(BP)