Frauen erleben absolutes Non-Plus-Ultra-Jahr
Ein aufregendes Jahr liegt hinter den Beachhandballern – mit den Deutschen Meisterschaften der Junioren und Senioren endete die Spielzeit im Sand im August. Zeit, einen Blick auf die Leistungen und Entwicklungen im Jahr 2022 zu werfen. Weiter geht es mit der Frauen-Nationalmannschaft.
Unverhofft: Als die Frauen-Nationalmannschaft im Frühjahr die Vorbereitungen für die Herausforderungen im Jahr 2022 aufgenommen hat, wäre den meisten nicht in den Sinn gekommen, was für Erfolge auf sie warten. „Die Akkus waren leer, die ersten Wochen von Krankheiten inklusive Corona durchzogen“, blickt DHB-Trainer Alexander Novakovic zurück. Die zurückliegenden Monate hatten viele Körner gekostet, Pläne mussten umgestellt werden. „Wir haben stark auf die Regeneration gesetzt und uns auf die wesentlichen taktischen Elemente konzentriert“, ergänzt der Coach.
Denn auf Kreta wartete die Weltmeisterschaft auf die Europameisterinnen von 2021. Und die deutsche Auswahl akklimatisierte sich schnell, machte sich ein Bild dessen, was sie in intensiven WM-Tagen erwarten würde – und was möglich ist. „Das Hauptrundenspiel gegen die Niederlande nach verlustpunktfreier Vorrunde war ein Gamechanger in den Köpfen, wir haben ein starkes Spiel gegen den späteren Drittplatzierten abgeliefert und sind in den Flow gekommen“, so Novakovic. Es war der Startschuss zum nächsten Titel, die WM-Krone kam mit 19 Siegen in Serie einher. „Wir haben den Respekt der übrigen Teams gespürt, es gab teils schon Wetten, wer uns als erste würde besiegen können“, sagt der Frauen-Trainer.
Der Gewinn der Weltmeisterschaft blieb mitnichten das einzige Highlight. Wenige Tage später bot die IHF Global Beach Trophy in Danzig dem Trainerteam die Möglichkeit, dem WM-Kader ein paar Tage Pause zu gönnen und Jugendspielerinnen die Tür zu öffnen. „Zwischen der Weltmeisterschaft und den World Games in den USA lagen bloß zehn Tage inklusive der Trophy. Da mussten wir in Sachen Regeneration, Ernährung und Schlaf alle Register ziehen und zeitgleich talentierten Spielerinnen die verdiente Bühne in Danzig bieten“, erklärt Novakovic. Trotz so mancher harter Kaderentscheidung erwies sich auch das Turnier als Schritt nach vorn, während die Weltmeister-Spielerinnen sich auf das globale Highlight in Übersee vorbereiteten.
Dort benötigte die Auswahl die ersten drei Tage, um sich einigermaßen zurechtzufinden. Nicht bloß der Jetlag, auch die Turniergröße, Distanzen und die Organisation konnten in den ersten Momenten erschlagend wirken. Doch pünktlich zum Start der Spiele am vierten Tag war das DHB-Team wieder voll da, zeigte starke Auftritte gegen Argentinien und Norwegen in der Vorrunde – und besiegte die Skandinavierinnen im Finale erneut. „Ein untypisches Endspiel, von Fehlern und viel Abwehrarbeit geprägt“, erinnert sich Novakovic. „Man hat gespürt, dass es um den höchsten Titel der Welt geht.“ Am Ende: Nach EM- und WM-Sieg auch der Gewinn der World Games, das historische Triple. „Ein Rekord für die Ewigkeit, dazu mit 25 Siegen in Serie“, ist auch Novakovic stolz auf das Erreichte.
Dabei wird der Coach nicht müde, sich bei allen Beteiligten und teils im Hintergrund agierenden Protagonisten zu bedanken. Als Beispiel dient Franziska Stadler: Die Physiotherapeutin hat vier Jahre lang mit der Frauen-Nationalmannschaft gearbeitet, ehe sie sich nach den World Games umorientierte. „Sie wird uns allen fachlich und menschlich fehlen“, erklärt der DHB-Trainer. „Auch den Trainern der Vereine in den Hallen gebührt Dank für die reibungslose Kommunikation und das entgegengebrachte Verständnis für den Beachhandball“, sagt Novakovic. „Es wurde viel Positives erkannt, die Entwicklung ist gut.“
Und: Sie soll noch längst nicht abgeschlossen sein. Zunächst dürfen die Seriensiegerinnen am 9. September beim Bundespräsidenten vorstellig werden, um das Silberne Lorbeerblatt in Empfang zu nehmen. „Das ist die größte Ehre eines jeden Sportlers in der Bundesrepublik, das hätte vor fünf Monaten niemand gedacht“, weiß Novakovic. Im Anschluss geht der Blick aber auch direkt auf das Jahr 2023, in dem das DHB-Team als Titelverteidiger bei der EM im Mai antritt. „Die Europameisterschaft ist von der EHF noch vor dem letzten Spieltag der Bundesligen angesetzt, sehr unverständlich und teils tragisch aus unserer Sicht“, formuliert der DHB-Trainer. „Wir tun aktuell alles, damit wir mit unserem kompletten Kader eine Teilnahme ermöglichen können.“ Und im August warten die World Beach Games auf Bali. „Wir wollen uns taktisch weiterentwickeln, zuletzt waren immer mehr Teams gut auf uns vorbereitet, da müssen wir uns was einfallen lassen“, schließt der Coach ab. „Auch in Sachen Athletik werden wir akribisch arbeiten und schauen, welche junge Spielerin sich perspektivisch in den Fokus spielen kann.“
(ENI)