Tolle Strukturen, starke Talente
Seit 15. September ist Emir Kurtagic als Nachfolger von Erik Wudtke Bundestrainer der U19-Nationalmannschaft. Sein erstes großes Turnier mit seiner neuen Mannschaft bestritt der frühere Bundesligatrainer des VfL Gummersbach und des Tus N-Lübbecke Ende Dezember in Merzig – und verteidigte durch den Finalsieg über Island gleich den Titel mit der DHB-Auswahl. „Solche Erfolgserlebnisse sind immer gut, auch wenn unser primäres Ziel die individuelle Ausbildung der Spieler ist. Wir wollen sie fit machen für die Bundesliga und die A-Nationalmannschaft, aber wenn man dann solche Spiele gewinnt, ist das immer sehr positiv“, sagt der 42-Jährige.
Viel Lob gibt es von Chef-Bundestrainer Nachwuchs Jochen Beppler: „Emir bereichert unser Team durch seinen Blick von außen und hat sich superschnell eingefunden. Wir sind froh, dass wir den Übergang nach dem Wechsel von Erik Wudtke in die Co-Trainer-Rolle der A-Nationalmannschaft, der in den vergangenen Jahren herausragende Arbeit als U19-Bundestrainer geleistet hat und nun in seiner neuen Funktion als zentrales Bindeglied zwischen den Männern und dem Nachwuchs fungiert, mit Emir und seinen großen Qualitäten so reibungslos hinbekommen haben.“
Nach rund sechs Monaten in seinem neuen Job hat Kurtagic die Komplexität der Aufgabe festgestellt, speziell im Vergleich zu seinen früheren Arbeitgebern: „Du bist eben nicht nur für 16 Jungs aus deinem Verein zuständig, sondern für 40, 50 Talente aus ganz Deutschland, die deine Präsenz erfordern. Das war ganz schön anstrengend mit Sichtungen, Regionallehrgängen, Deutschland-Cup und so weiter, aber es macht unglaublich viel Spaß. Es ist sehr aufwändig, aber das Gute ist: Im DHB gibt es so unglaublich tolle Strukturen, auf die du aufbauen kannst. Das hat mir sehr weitergeholfen.“
Beeindruckt ist Kurtagic auch von der Breite seines Kaders und der Qualität der Spieler: „Die sind für ihr Alter schon richtig weit, das zeigt die gute Arbeit der Vereine, in Kooperation mit den Landesverbänden und dem DHB. Das ist extrem viel Power, die die Maschine Nachwuchsförderung am Laufen hält.“
Seit seinem Amtsantritt vertraut Kurtagic auf die enge Zusammenarbeit mit den übrigen DHB-Nachwuchstrainern wie Jochen Beppler, Carsten Klavehn, Alexander Koke, Martin Heuberger, seinem Vorgänger Erik Wudtke, aber auch Torwarttrainer Mattias Andersson: „Das ist ein echter Teamspirit, alle ziehen am gleichen Strang, arbeiten in die gleiche Richtung. Besser kann man es nicht haben.“
Bei den vergangenen beiden Regionallehrgänge hat Kurtagic rund 50 Spieler der Jahrgänge 2006/07 gecastet, mittelfristig, um eine schlagkräftige Truppe für die WM im August in Kroatien zu formen, langfristig, um diese Talente individuell voranzubringen. „Und bei diesen 50 endet das Blickfeld nicht, gerade in der Jugend-Nationalmannschaft geht es teilweise sehr schnell mit der Entwicklung der Spieler, sowohl was Athletik, aber auch Taktik und Technik betrifft. Da haben wir überall die Augen offen.“
Nach den gerade abgeschlossenen Regionallehrgängen pausiert die U19 nun, damit sich die Spieler ganz auf die heiße Saisonphase der A-Jugend-Bundesliga konzentrieren können, ab Ende Juni geht es dann weiter. Im Juli spielt das Team traditionell bei den Lübecker Handballtagen, danach geht die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft los, die am 3. August startet.
Was Kurtagic in seiner neuen Funktion zugutekommt, ist seine Erfahrung als Vereinstrainer, auch schon in der Nachwuchs-Akademie des VfL Gummersbach. „Ich wurde bei allen Vereinen mit offenen Armen empfangen, die Kooperation mit den Klubs und den Leistungszentren ist optimal. Denn wir haben alle das gleiche Ziel – die Talente nach vorn zu bringen.“
Was der U19-Bundestrainer absolut positiv bewertet, ist die Qualität der Nachwuchsförderung an allen Standorten, die Struktur, wie dort Talente ausgebildet werden. „Ich war selber Bundesligatrainer und weiß, worauf es ankommt. Ich kann meine Aufgabe nun mit anderen Augen sehen, aber kenne auch die Bedürfnisse der Klubs. Generell ist das System der Förderung herausragend in Deutschland. Alle wollen die Jungs auf die Bundesliga, die A-Nationalmannschaft und den Profihandball vorbereiten. Und ich hoffe, wir können diesen Beitrag zusammen leisten. Die Voraussetzungen sind jedenfalls ideal.“
Und selbst, wenn nicht jeder U19-Nationalspieler am Ende im A-Team aufläuft, könne jeder von dieser „vier- bis sechsjährigen Grundausbildung in den deutschen Strukturen“ profitieren: „Alle Erst- und Zweitligisten haben am Ende etwas davon, wie stark diese Talente gefördert wurden – von allen Seiten. Nicht jedes Jahr schaffen vier, fünf Spieler den Sprung von den Junioren ins A-Team, aber jeder Spieler, der diese Ausbildung durchlaufen hat, hat ein großes Potenzial für die Zukunft.“
(BP)