Mit Kämpferherz und als echte Einheit
Als Jonna Schaube am Sonntagnachmittag in der Sachsenhalle in Hamm-Heessen in der 54. Minute der letzten Partie des Vier-Nationen-Turnier zwischen den U20-Nationalmannschaften Deutschlands und Frankreichs für die DHB-Auswahl zum 25:26 verkürzte, fehlten dem Gastgeber noch zwei Törchen, um nicht nur den westlichen Nachbarn zu schlagen, sondern auch den Pokal für den Turniersieger holen. Weil die von großem Teamgeist getriebene Aufholjagd nach frühem 3:8-Rückstand nicht ganz von Erfolg gekrönt war (Endstand: 27:29), wurde es nicht Rang eins, sondern der vierte – alles andere als ein Beinbruch. „Die Platzierung spielt überhaupt keine Rolle. Das hätte ich auch so gesagt, wenn wir das Turnier gewonnen hätten“, versicherte Trainer André Fuhr. Es geht um Wichtigeres: Am 22. Juni beginnt die Weltmeisterschaft. Darauf arbeitet die deutsche Mannschaft intensiv hin. „Wenn man die personellen Vorzeichen betrachtet, können wir zufrieden sein“, sagte Fuhr. Im Laufe der Lehrgangswoche schieden vier Spielerinnen verletzungs- oder krankheitsbedingt aus. „Wir werden jetzt darüber beraten, wie viele Spielerinnen wir für die WM nominieren und dann möglicherweise nachmelden“, bezog sich Fuhr auf die nicht einfache personelle Situation.
In Westfalen absolvierte das neu zusammengestellte Team seine ersten Länderspiele in diesem Jahr. Die Zeit drängt bis zum ersten WM-Anwurf in Slowenien. Wie fast schon erwartet, konnten die Automatismen und Absprachen noch nicht passen, wenngleich die Mannschaft nach der Niederlage gegen Portugal (24:25) eine schnelle Steigerung zeigte. „Der Sieg gegen Spanien war ganz wichtig für uns. Er hat gezeigt, dass wir Spiele auf diesem Niveau gewonnen können“, kommentierte Fuhr den 28:27-Erfolg über den späteren Turniersieger. Mit etwas mehr Konstanz und weniger technischen Fehlern hätten es auch zwei, vielleicht sogar drei Erfolge werden können. Weit waren die deutschen Talente von Portugal und Frankreich wahrlich nicht entfernt.
Die Problemfelder kompensierte Deutschland mit großem Kämpferherz und nicht zuletzt der Unterstützung durch die Fans. Gut 500 Besucher fanden zu jeder Begegnung der Fuhr-Sieben den Weg in die Halle. „Es machte riesigen Spaß, vor dieser tollen Kulisse im eigenen Land zu spielen – ein einmaliges Gefühl“, schwärmte Torhüterin Annabell Krüger nach dem Frankreich-Spiel. Nur sechs Spielerinnen aus dem aktuellen Kader haben schon ein großes internationales Turnier bestritten und bringen entsprechende Vorerfahrungen mit. „Aber wir sind eine tolle Einheit, in der jeder ein Leader sein kann. Als Team sind wir stark“, schilderte Emma Ruwe, eine von sechs Debütantinnen im deutschen Trikot ihre Eindrücke.
Erst kürzlich hat der Weltverband IHF einige Regeländerungen für die neue Saison angekündigt, die bei der WM in Slowenien bereits gelten und in Hamm getestet wurden. Im Mittelpunkt die Regel des passiven Spiels: Künftig sind bei gehobenem Arm der Unparteiischen nur noch vier Pässe erlaubt. Auch darauf konnten sich die Spielerinnen am Wochenende einstellen. (RW)