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Nach EM: U19 muss Hausaufgaben erledigen

26.07.2019

Minimalziel WM-Ticket zwar erreicht, aber viele Hausaufgaben für das kommenden Jahr mitgenommen: So lautet die Bilanz der deutschen U19-Nationalmannschaft von DHB-Trainerin Marielle Bohm nach den sieben Spielen bei der w19 EURO im ungarischen Györ.

„Der neunte Platz auf dem Papier ist sicherlich nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, sagt Bohm. „Wir hatten zwar mit die stärkste Vorrundengruppe, aber die Niederlagen gegen die Niederlande und Dänemark haben gezeigt, dass uns Richtung Weltspitze einiges fehlt.“ Eine Erkenntnis, die sich laut Bohm bereits „beim Turnier im März in Ungarn angedeutet hatte.“ Eine Erkenntnis, an der in den kommenden Monaten intensiv gearbeitet werden soll und muss.

„Wir sind mit einer anderen Zielstellung in das Turnier gegangen. Zwar haben wir das WM-Ticket erreicht, aber dennoch sind wir mit dem Endergebnis absolut nicht zufrieden“, sagt Axel Kromer, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes. „Im Nachwuchsbereich zählen nicht nur Ergebnisse, sondern auch die Entwicklung ist entscheidend und die stottert.“ Vor zwei Jahren feierte ein Großteil der Mannschaft in Polen den EM-Titel, im darauffolgenden Jahr bei der Jugend-WM belegte die DHB-Auswahl den fünften Rang – nun also ist es am Ende Platz neun. Kromer: „Wir müssen uns diese Entwicklung sehr kritisch anschauen und intensiv aufarbeiten.“

Ein wichtiger Punkt für die Zukunft sei das „klare Bekenntnis zum Leistungssport“, sagt Bohm. Daher gilt es in den kommenden Monaten vor allem im weiblichen Nachwuchsbereich die Strukturen weiterzuentwickeln, um den Leistungssportgedanken noch stärker zu verankern. Kromer: „Hier sind wir alle gefragt. Wir müssen zusammen mit den Vereinen die Rahmenbedingungen schaffen und diese so weit verbessern, dass auch im weiblichen Nachwuchsbereich der Fokus noch stärker auf den Leistungssport gerichtet ist wie es bereits bei anderen Nationen erfolgreich umgesetzt wird.“  

Eine Ansicht, die Bohm teilt: „Wir müssen bis zur WM im kommenden Jahr unsere Hausaufgaben machen und vor allem die Spielerinnen weiterentwickeln und fördern, die sich klar zum Leistungssport bekennen. Den Vorsprung, den sich einige Nationen in vielen Bereichen aufgebaut haben, müssen wir reduzieren.“

Sportlich positiv ist, dass sich die Mannschaft nach dem Rückschlag gegen Dänemark gesammelt und am Ende das Minimalziel WM-Qualifikation perfekt gemacht hat. Bohm: „Die Spielerinnen haben dieser Drucksituation standgehalten. Die WM-Qualifikation ist sehr wichtig, da wir damit Spiele auf sehr hohem Niveau bekommen.“ Die Spielerinnen, die erstmals auf internationaler Bühne dabei waren, „haben ihre Aufgaben gut gelöst“, sagt Bohm.

Offensiv wurde die DHB-Auswahl von den beiden Rückraumspielerinnen Dana Bleckmann und Mariel Wulf (beide BVB 09 Dortmund) angeführt. Insgesamt 196 Treffer erzielte Deutschland, 76 steuerte das Duo bei (Bleckmann/49 Tore, Wulf/27 Tore). Bleckmann belegte am Ende damit Platz zwei in der Torschützenliste. Dem gegenüber stehen 199 Gegentore, jeweils mehr als 30 gegen die Top-Teams Niederlande (Vize-Europameister) und Dänemark (Platz sechs am Ende). Bohm: „Die Niederlande war uns überlegen und gegen Dänemark haben wir eine schlechte erste Halbzeit gespielt, von der wir uns nicht mehr erholen konnten.“

Nach der Sommerpause wird sich die U19-Nationalmannschaft im Herbst wieder zu einem ersten Lehrgang zusammenfinden. Bis dahin steht nun die intensive Aufarbeitung der EM auf dem Programm. Kromer: „Wir werden alles in Ruhe analysieren und kritisch hinterfragen, damit wir die Entwicklung wieder in die richtige Bahn lenken.“