Die große Chance auf ein Erfolgserlebnis nicht ergriffen
Die große Chance auf ein Erfolgserlebnis nicht ergriffen
Diese Niederlage war von allem etwas: unverdient, unglücklich, vor allem aber auch unnötig. Denn die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang präsentierten sich im Auswärtsspiel bei Zweitliga-Absteiger HG Saarlouis deutlich verbessert. Doch sie ergriffen ihre Chancen nicht – und standen am Ende nach einer 21:22-Niederlage auch im fünften Spiel der Saison mit leeren Händen da. Und das trotz deutlichem Aufwärtstrend.
Wenige Sekunden vor dem Abpfiff kamen die HCOB-Handballer ein letztes Mal in Ballbesitz. Mit weiten Pässen überbrückten sie das Feld, zwei Sekunden vor der Sirene legte Tom Kuhnle den Ball für den Außenspieler Marcel Lenz auf. Die Zeit hätte für einen Abschluss gereicht, doch der scharf gespielte Ball glitt dem erfolgreichsten Angreifer der Gastmannschaft durch die Hände. Das Spiel war entschieden, 21:22, nicht mal ein Unentschieden. So bejubelte Saarlouis sein Glück, die HCOB-Handballer hingegen waren frustriert und enttäuscht.
Die Murrtaler zeigten vor 920 Zuschauern in der Stadtgartenhalle einen couragierten Auftritt. Sie achteten im Angriffsspiel auf Ballsicherheit und zeigten sich im Rückzugsverhalten deutlich verbessert. Hatte sich die Abwehr erst einmal formiert, dann war es für Saarlouis schwer, eine Lücke zu finden. Das Zusammenspiel von Abwehrspielern und Torwart Thomas Fink stimmte. Bis zum 3:3 nach zehn Minuten war die Partie ausgeglichen, dann münzte der HCOB seine Abwehrstärke in einen Vorsprung um. Marcel Lenz erzielte zwei Kontertore, Kevin Wolf traf von der Mittellinie ins verwaiste Tor, dann gelang Jonas Frank das 9:5. In der Folgezeit hatten die Gäste Wurfpech, denn mehrere Bälle landeten am Pfosten und an der Latte. Die HG kam heran, erzielte nach 27 Minuten den Ausgleich. Das letzte Wort in der ersten Hälfte hatte aber der HC Oppenweiler/Backnang. Jonas Frank traf im Nachwurf zur 11:10-Pausenführung.
Nach dem Seitenwechsel überstand der HCOB eine Unterzahlphase nach einer Hinausstellung gegen Ruben Sigle ohne Gegentor. Als Saarlouis kurz darauf aber erneut einen Mann mehr auf dem Feld hatte, nutzte der Zweitliga-Absteiger diese zu einer 13:11-Führung. Der HCOB tat sich im Angriff schwer, der Rückstand wuchs auf vier Tore an (15:19, 45. Minute), doch entschieden war die Begegnung nicht. Die Gäste fanden im Angriff wieder gute Lösungen, kamen auf 18:20 heran. Auch Rot für Evgeni Prasolov – er störte einen Gegenspieler beim Konter – bremste die Aufholjagd nicht. Die HCOB-Abwehr blieb stabil, sie wurde sogar immer effektiver. Als Maximilian Hartz elf Minuten vor dem Ende das 21:18 für Saarlouis erzielte, war dies für sehr lange Zeit das letzte Erfolgserlebnis der Hausherren.
Der HCOB indes machte Druck. Philipp Maurer traf erst vom Kreis, dann per Konter. Sieben Minuten vor dem Ende stand es 21:21, alles wieder auf Anfang. Und der HCOB hätte nachlegen können, ja müssen. Denn während die Angriffsbemühungen von Saarlouis mit technischen Fehlern oder Verzweiflungswürfen endete, hatten die Gäste allerbeste Einwurfgelegenheiten. Doch gleich mehrfach scheiterten sie an Keeper Patrick Schulz, der für sein Team zum Matchwinner wurde. Der HCOB bekam zwei Stürmerfouls gepfiffen, das tat in dieser Phase zusätzlich weh. Und die Flaute wurde bestraft: Philipp Leist nutzte die einzige gute Chance für die HG zum 22:21, das war der Siegtreffer. Der letzte HCOB-Angriff endete sinnbildlich: So wie Marcel Lenz der Ball aus den Fingern glitt, so waren den Handballern aus dem Murrtal auch mögliche Punkte entgangen.
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Wir hatten alle Trümpfe in der Hand, um das Spiel zu gewinnen. Wir hatten in der Abwehr über 60 Minuten ein super Zusammenspiel mit einem guten Zentrum und einer klasse Torwartleistung von Thomas Fink. Im Angriff haben wir lange gute Lösungen, allerdings haben wir zwischen der 30. Und 40. Minute zu viele Fehler gemacht, und dann natürlich am Ende der Begegnung. Wir hatten drei, vier freie Wurfchancen, die wir nicht genutzt haben, dazu drei, vier technische Fehler. Und dann reicht es nicht zum Sieg, obwohl wir taktisch und von der Einstellung ein gutes Spiel gemacht haben.“
HG-Trainer Philipp Kessler: „Für mich sind die beiden Punkte und die Torwartleistung von Patrick Schulz die positivsten Aspekte. In der ersten Halbzeit waren wir ängstlich und sind nicht in unsere Aktionen gekommen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit sind uns die Zeitstrafen zugutegekommen. Aus meiner Sicht hätten wir den Sack früher zumachen müssen.“
HG Saarlouis: Patrick Schulz (1), Darius Jonczyk (n.e., Tor), Julian Kreis (n.e.), Philipp Leist (2), Peter Walz (6), Maximilian Hartz (5), Toms Lielais (2), Dominik Rifel, Josip Grbavac, Gilles Thierry (n.e.), Yannick Engel (n.e.), Quentin Abadie (4/3), Pascal Noll (2), Lars Walz (2). – Trainer: Philipp Keppler.
HC Oppenweiler/Backnang: Thomas Fink, Stefan Koppmeier (Tor), Marcel Lenz (8/3), Ruben Sigle (3), David Szilagyi (n.e.), Kevin Wolf (1), Jonas Frank (2), Philipp Schöbinger (2), Evgeni Prasolov (1), Tom Kuhnle, Philipp Maurer (3), Felix Raff, Dominik Koch, Lukas Köder (1). – Trainer: Matthias Heineke.
Schiedsrichter: Sven Beck (Bühl) und Sven Braun (Kuppenheim).
Zuschauer: 920.
Siebenmeter: 3/3 : 3/3.
Zeitstrafen: 10:10 Minuten (Abadie/zweimal, Noll/zweimal, Grbavac – Prasolov/einmal und nach Disqualifikation, Schöbinger/zweimal, Sigle).
Disqualifikationen: Prasolov (48./Foulspiel).
Spielverlauf: 3:3, 5:9, 10:11 – 16:14, 19:15, 21:21, 22:21.