Der nächste Gegner Kosovo: Durch die Hintertür in die EM-Qualifikation
Der nächste Gegner Kosovo: Durch die Hintertür in die EM-Qualifikation
Erstmals in der Geschichte der EM-Qualifikationen - und dank der Tatsache, dass dieses Mal 32 Länder teilnehmen - ist der Kosovo am Start. In der Vorqualifikationsrunde war das Team noch an Estland und der Türkei gescheitert, gewann dabei aber mit dem 24:24 gegen die Türkei den historischen ersten Punkt einer Männer-Nationalmannschaft bei einem offiziellen EHF-Wettbewerb.
Dann aber schlug die große Stunde der Kosovaren bei der EHF/IHF Trophy für kleinere Nationen 2017 in Bulgarien: Durch zwei deutliche Gruppensiege gegen Irland (47:30) und Nachbar Albanien (44:17) qualifizierte sich das jüngste EHF-Mitglied für das Viertelfinale, ließ dort Luxemburg keine Chance mit einem 34:23-Erfolg. Gegen den späteren Turniersieger Färöer Inseln, der am Mittwochabend sensationell ein Remis in der EM-Quali gegen Montenegro einfuhr, war man im Halbfinale bis zum Schluss auf Augenhöhe, verlor dann aber unglücklich mit 30:33. Und somit kam es im Spiel um Platz drei gegen Zypern zum großen Showdown - denn nur der Sieger sicherte sich das Ticket für die Qualifikation zur EURO 2020: Der Kosovo ließ nichts anbrennen, gewann nach 16:12-Halbzeitführung am Ende deutlich mit 32:25.
Trainiert wird das Team von Taip Ramadani, der immerhin schon als Trainer seine Erfahrungen bei Weltmeisterschaften (mit dem australischen Team) und dem Super Globe (mit Sydney University) machte. Mit ihm freut sich ein ganzes Land auf die Partie gegen die DHB-Auswahl am Sonntag (19.30 Uhr, Livestream auf www.sportdeutschland.tv) : „Das wird ein historisches Ereignis für uns werden. Ich hoffe, wir können dieser herausragenden Mannschaft unseren Kampfgeist entgegensetzen.“ Um sich optimal auf die beiden Qualipartien vorzubereiten, absolvierte das Team aus dem Kosovo zwei Testländerspiele in der Türkei. Zwei Leistungsträger werden Ramadani am Sonntag allerdings fehlen: Kapitän Valon Dedaj und Vlerson Zherka. Im ersten Spiel der Gruppe 1 verlor der Kosovo am Mittwoch deutlich mit 13:37 in Polen.
Trotz dieses Resultats und des eigenen deutlichen 37:21 zum Start der EURO-2020-Qualifikation gegen Israel nimmt Bundestrainer Christian Prokop die Kosovaren nicht auf die leichte Schulter – auch wegen der frenetischen Fans in Pristhtina: „Das wird auswärts eine andere Herausforderung werden, wir haben keine Fans im Rücken. Sie sind ein aggressiver Gegner, auch wenn es am Mittwoch in Polen noch nicht funktioniert hat. Wir müssen die Sache mit Kampfgeist und Geschlossenheit angehen.“
Zuletzt sorgte der kosovarische Meister Besa Famgas für eine Sensation im EHF-Pokal - angetrieben von den Fans gelang im Rückspiel ein 27:20-Sieg gegen den früheren norwegischen Meister Drammen HK. Da der künftige Gegner des THW Kiel aber das Hinspiel zuhause 37:26 gewonnen hatte, zog man in die dritte Qualirunde ein. Im Challenge-Cup gab es hingegen einen historischen Sieg von Vizemeister Kastrioti - denn das Team aus Pristina war den estnischen Meister Tallinn in Runde zwei raus. Das größte kosovarische Talent spielt derweil bereits in Deutschland: U20-Kapitän Albin Xhafoli vom VfL Gummersbach.
Und der steht am Sonntag auch in Pristina auf dem Feld – denn quasi im Vorprogramm des EM-Qualifikationsspiels der Männer ist der Finaltag der IHF-Trophies für U18 und U20-Nationalteams in der gleichen Halle.#