Neuer Bundestrainer Bildung und Wissenschaft: Dr. Patrick Luig verstärkt den DHB
Neuer Bundestrainer Bildung und Wissenschaft: Dr. Patrick Luig verstärkt den DHB
Seit dem 1. Januar hat der Deutsche Handballbund Zuwachs bekommen. Dr. Patrick Luig ist neuer Bundestrainer Bildung und Wissenschaft. Im Gespräch mit dhb.de erklärt der promovierte Trainingswissenschaftler was seine Aufgaben im Verband sind, welche Programmpunkte beim IHF-Trainersymposium auf dem Plan stehen und welche zukünftigen Projekte er plant.
Seit dem 1. Januar sind Sie Bundestrainer für Bildung und Wissenschaft beim DHB. Wie sind Sie zum Handball gekommen?
Dr. Patrick Luig: Das ist schon Ewigkeiten her. Ich komme aus einer Handballfamilie, mein Vater hat selbst höherklassig Handball gespielt und ist bis heute mit fast 70 Jahren noch Handballtrainer. Irgendwann wollte ich dann nicht mehr nur zuschauen, sondern selbst den Ball durch die Halle werfen.
Was genau umfasst ihr neuer Aufgabenbereich?
Dr. Patrick Luig: Im Großen und Ganzen zwei Aufgabenfelder. Zum einen den gesamten Bereich des Bildungswesens. Das umfasst im Wesentlichen alles, was mit der Trainerausbildung, -fortbildung und -weiterbildung zusammenhängt. Dazu gehören unsere typischen Ausbildungsgänge wie die A-Lizenz und natürlich die B- und C-Lizenz zusammen mit den Landesverbänden. Darüber hinaus bieten wir aber auch spezielle Lehrgänge, wie beispielsweise eine Torwarttrainerausbildung an. Hier werde ich zukünftig zusammen mit Michael Neuhaus das Lehrgangsgeschäft koordinieren. Es geht aber vor allem auch darum gemeinsam mit den Lehrstäben des DHB und der Landesverbände an der zukünftigen Ausrichtung des Lehrwesens zu feilen. Auf der anderen Seite gehört der Wissenschaftsbereich zu meinen Aufgaben. Wir sollten als Spitzenverband immer auch ein Gefühl für den Puls der Wissenschaft haben und sind gut daran beraten, neue wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich des Handballs zu bündeln und zugängig machen. Nur so können unsere Nationalmannschaften, aber insbesondere auch unsere Trainer und Trainerinnen einen Nutzen aus der Forschung ziehen. Bildung und Wissenschaft sind untrennbar.
Wie wichtig ist die Wissenschaft für den Sport?
Dr. Patrick Luig: Wissenschaftliche Forschung ist absolut essentiell für uns – solange sie anwendbar und zugängig ist. Das ist leider meistens das große Problem. Es wird zwar durchaus Forschung im Bereich des Handballs betrieben, aber davon kommt im Sport, insbesondere an der Basis noch nicht viel an. Diesen Transfer wollen wir zukünftig besser gestalten. Wir müssen als Spitzenverband aber auch die Wissenschaft unterstützen und auffordern auch vermehrt im Bereich des Handballs zu forschen. Andere Sportarten wie der Fußball, aber auch die amerikanisch geprägte Sportarten wie Basketball oder Eishockey sind da wesentlicher präsenter. Wir wissen ja zum Beispiel noch nicht einmal wie viele Kilometer unsere Nationalspieler bei der anstehenden Handball-WM laufen oder sprinten. Bei einem Fußball-Bundesligaspiel ist jedem Zuschauer sofort klar, wie viele Ballkontakte die Spieler hatten und wie viele Kilometer sie zurückgelegt haben. Im Grunde genommen ist das ja noch nicht einmal große Wissenschaft, sondern Basiswissen, mit dem wir auch im Bereich der Trainerausbildung sehr gut arbeiten könnten. Ein Bereich, in dem wir uns von der Wissenschaft deshalb viel erhoffen, ist die Trainingssteuerung und das Regenerationsmanagement, da man mit wissenschaftlicher Unterstützung noch viel genauere Anforderungsprofile erstellen kann. Das heißt, was muss ein Handballer auf einer bestimmten Position physisch und mental leisten und wie kann man das im Training gezielt abrufen und verbessern.
Einer Ihrer ersten Einsätze in diesem Jahr ist das IHF-Trainersymposium, das im Vorfeld der WM vom 8. bis 11. Januar in München stattfinden wird. Wer wird außer Ihnen beim Symposium dabei sein und welche Programmpunkte erwarten die Teilnehmer?
Dr. Patrick Luig: Das Trainersymposium steht unter dem Motto „Developing great handball players all over the world“. Wir haben eine sehr große Bandbreite von Themen und Referenten. Zum Beispiel wird unser ehemaliger Bundestrainer Dagur Sigurdsson einen Impulsvortrag zu seinem Projekt in Japan halten. Aber auch spezielle Themen, wie zum Beispiel „Injury Prevention“, also wie können wir die Leistungsfähigkeit von Spielern gezielt entwickeln und optimieren und dabei Überbelastung oder Verletzungen möglichst vermeiden. Das wird Thema von David Gröger sein, dem Athletiktrainer des Bergischen HC. Und natürlich werden auch internationale Gäste wie der Cheftrainer vom FC Barcelona, Xavier Pascual, teilnehmen. Anlässlich der WM werden wir zudem Einblicke in die dänische Philosophie, Spieler zu formen bekommen. Also insgesamt erhalten wir beim Symposium einen guten Überblick, was den Spitzen- und Breitensport Handball anspricht.
Was werden Ihre Aufgaben beim Trainersymposium sein?
Dr. Patrick Luig: Ich werde mich um die Redner und Teilnehmer kümmern, Ansprechpartner sein und schauen, wo Löcher zu stopfen sind (lacht).
Was erhoffen Sie sich vom Trainersymposium für die Teilnehmer, auch mit Blick auf Ihre eigene Arbeit?
Dr. Patrick Luig: Für uns ist es immer gut, über den eigenen deutschen Tellerrand hinauszublicken, welche Impulse aus Spanien oder Dänemark kommen und von Top-Trainern kann man immer viel mitnehmen. Ich erhoffe mir natürlich auch, dass wir durchaus auch für unsere eigenen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen den einen oder anderen Vortragenden sehen, den wir vielleicht einmal für unsere eigenen Ausbildungen gewinnen können, nicht nur aus Deutschland sondern auch aus dem internationalem Bereich. Die Teilnehmer selbst sind breit gestreut. Dazu gehören asiatische und afrikanische Länder, in denen der Handball noch entwickelt wird, aber auch Nationen wie Deutschland, Dänemark und Österreich sind dabei. Das macht es nicht immer leicht, alle gleichmäßig abzuholen. Aber ich glaube, dass das Programm Charme hat und das schaffen kann.
Was haben Sie als neuer Bundestrainer für Bildung und Wissenschaft in diesem Jahr noch vor?
Dr. Patrick Luig: In meiner Startphase liegt jetzt die WM, das ist natürlich ein Sprung ins kalte Wasser. Es sind schon größere Projekte in der Planung, zum Beispiel eine Videoplattform für Trainer und Trainerinnen aufzubauen. Außerdem werden wir zukünftig neben den klassischen Lehrgängen und Seminaren vermehrt auch auf Online- und elektronische Fortbildungsmöglichkeiten setzen, damit wir noch mehr Trainer und Trainerinnen erreichen können. Ich denke wir haben hier noch extrem viel Potential.