Investment in den Nachwuchs
Die B-Trainer*in-Ausbildung ist eine der wichtigen Trainer*innen-Ausbildungen im deutschen Handball. Mit dem Projekt „B100+“ haben sich Deutscher Handballbund und Landesverbände im Jahr 2019 auf die Fahne geschrieben, dieses Angebot in einem vierjährigen Prozess gänzlich zu reformieren. Nun geht die Pilotphase zu Ende – Zeit für eine Zwischenbilanz.
„Eine Reform der B-Trainer*in-Ausbildung“, sagt Dr. Patrick Luig, „das war schon Thema, lange bevor ich zum DHB kam.“ Vor drei Jahren brachte der Bundestrainer Bildung und Wissenschaft dann final ein Projekt ins Rollen, das bis heute läuft. Der Titel: „B100+“. Die Idee: Die Ausbildung von B-Lizenz-Trainer*innen in Deutschland zu harmonisieren – und ihre Qualität langfristig zu steigern. 2019 startete das Mammutprojekt, 2020 bereitete das Projektteam – corona-bedingt stark ausgebremst – den Start vor, 2021 ging’s los. Inzwischen haben die ersten hundert Trainer*innen die neue Ausbildungsstruktur durchlaufen. „Wir haben heute also erste Erkenntnisse darüber, ob Projektansatz und -aufbau funktionieren wie gedacht“, sagt Luig.
Projekt gegen unglückliches Gefälle in B-Lizenz-Ausbildungsstandards
Von vorn: Bisher bestand die Ausbildung zum bzw. zur B-Lizenz-Trainer*in aus 60 Leistungseinheiten. Zuständig waren ausschließlich die 22 Handball-Landesverbände – logisch also, dass sich die Ausbildungsstandards zwischen den Verbänden mit den Jahren immer stärker unterschieden. Nicht nur in den Augen des DHB-Bundestrainers Bildung und Wissenschaft: ein unglückliches Gefälle. „Hinzu kam, dass wir in den letzten Jahren auch die A-Trainer*in-Ausbildung vollständig überarbeitet haben. Da lag es nahe, auch die B-Trainer*in-Ausbildung anzugehen“, sagt Luig heute.
Das Projekt „B100+“ war die Reaktion. Mit 40 zusätzlichen, zu Beginn vom DHB organisierten Lehreinheiten stockt das Projekt den Ausbildungsumfang nicht nur deutlich auf, sondern schafft gleichzeitig Raum für neue Ausbildungsinhalte, die von vornherein gleich gehalten werden. „Wir haben die Lehrplanerfüllung der Landesverbände analysiert und Lehrinhalte erarbeitet, die in den Ausbildungen der Landesverbände zu wenig Raum fanden“, erklärt Luig. Dazu zählen Inhaltsbausteine wie das individuelle Angriffs- und Abwehrspiel, Athletik oder das Tempospiel, die auch mit Blick auf die Entwicklung der Sportart in den letzten Jahren immer bedeutsamer geworden. Gestaltet werden die zusätzlichen 40 Einheiten aber nicht nur von DHB-Referent*innen, sondern auch von Ausbilder*innen der Landesverbände sowie externen Fachreferent*innen. Eine wichtige Säule des Projekts, wie Dr. Patrick Luig erklärt.
Dr. Patrick Luig: „Ein Investment in den Nachwuchs“
„Durch die gemeinsame Ausbildung mit den Landesverbänden wollen wir den Weg dafür bereiten, dass die Verantwortung für die B-Trainer*in-Ausbildung nach Ende des Projektzeitraums 2024 zurück in ihre Hände gegeben werden kann“, sagt Luig. „Bis dahin schaffen wir – DHB-, Landesverbands- und externe Ausbilder*innen – gemeinsam eine einheitliche, hohe Ausbildungsqualität.“ Der Hintergedanke, klar: Nur, wenn die Qualität der Trainer*innen-Ausbildung gleichbleibend hoch ist, kann die Qualität von Nachwuchs-Spieler*innen steigen. „Ein Investment in die Verbesserung der Ausbildung ist natürlich ein Investment in den Nachwuchs“, fasst Luig zusammen. „Das Projekt zeigt also auch die Relevanz der Trainer*innen-Profession für die Zukunft unseres Sports – denn die ist immens!“
Und wie sieht sie nun aus – die Zwischenbilanz des Projekts? Glückt das ambitionierte Vorhaben, die Institution „B-Lizenz“ zu reformieren? „Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten rund 100 , neuen’ B-Trainer*innen sind wir uns sicher: Das kann funktionieren“, sagt Luig. Das neue Ausbildungsformat sei schnell in die normale Lehre übergegangen, das Feedback der Teilnehmer*innen sei grundsätzlich gut. Und dennoch: „Wir werden die kommenden zwei Jahre nutzen, um immer weiter nachzusteuern. Wir sind noch nicht am Ende.“
(Silas Schefers)