Deutsches Doppel in IHF-Funktionen zieht positive WM-Bilanz
Der Deutsche Handballbund war bei der Männer-WM in Polen und Schweden nicht nur mit dem Nationalteam und den Schiedsrichtergespannen Maike Merz/Tanja Kuttler und Robert Schulze/Tobias Tönnies bestens und erfolgreich vertreten, sondern auch durch zwei weitere IHF-Offizielle: Schiedsrichter-Lehrwart Kay Holm war als Delegierter und Schiedsrichterbeobachter vor Ort, Chef-Bundestrainer Nachwuchs Jochen Beppler als Analyst. Aufgrund der Tatsache, dass in zwei Ländern und neun Städten gespielt wurde, sahen sich beide nur beim Vorbereitungslehrgang in Warschau, brachten aber beide viele positive WM-Erfahrungen mit nach Hause.
Für Kay Holm war es die erste Männer-WM im IHF-Auftrag, nachdem er 2022 bei der Juniorinnen-Weltmeisterschaft erstmals als IHF-Delegierter am Start war. Bei acht Spielen in Kristianstad, Jonköping und Malmö saß er am Offiziellentisch, für fünf Partien war der Schleswig-Holsteiner Schiedsrichterbeobachter. An den spielfreien Tagen war Holm für die Analyse der vorherigen Schiedsrichterleistungen zuständig, in Gruppen- und Einzelgesprächen. „Mir ging es darum, nicht nur auf die Fehler hinzuweisen, sondern auch das herauszustellen, was gut gelaufen ist - so mache ich das auch in meinem Job als Personalentwickler“, sagt Holm, der rückblickend begeistert ist vom tollen Umgang unter den Spitzenschiedsrichtern, Delegierten, aber auch den Spielern und Trainern: „Viele Spieler kenne ich ja aus der Bundesliga, aber bei einer WM gingen alle respektvoller miteinander um.“
Ein Fokus lag auf der Umsetzung der im Sommer 2022 erfolgten Regeländerungen, aber weder Schiedsrichter, noch Mannschaften hatten in diesem Punkt in Holm Auffassung „irgendwelche Probleme“. Seine persönlichen WM-Höhepunkte waren die Partien Ungarn gegen Island und Dänemark gegen Kroatien. „Insgesamt hatten wir eine tolle Gruppe aus Schiedsrichtern und Delegierten, wir waren alle auf Augenhöhe. Und an einzelnen Spieltagen traf ich dann auch unsere DHB-Schiedsrichter. Insgesamt war diese Weltmeisterschaft für mich eine bemerkenswerte Erfahrung“, lautet Holms Fazit.
Bereits seit einigen Weltmeisterschaften sowie den Olympischen Spielen von Tokio gehört Jochen Beppler zum Analystenteam der IHF, zu dem auch Dietrich Späte als Vorsitzender der Trainer- und Methoden-Kommission des Weltverbands zählt.
Beppler war in Polen und Schweden sowohl für die sportlichen Analysen als auch ab dem Viertelfinale für die Auswertungen und Vorbereitung der Schiedsrichter zuständig. „Weil in zwei Ländern gespielt wurde, habe ich in den ersten Tagen viele Spiele per Video analysieren müssen und nicht vor Ort, zudem war der Austausch mit den anderen Analysten nicht so einfach“, sagt der Hesse.
Erste empirische Ergebnisse - wie eine insgesamt sehr hohe Trefferzahl, weniger Tore von Außen und die Breite auf höchstem Niveau im Kader von Weltmeister Dänemark - liegen bereits vor, nun warten auf Beppler & Co. die qualitative Analysen - und diese Ergebnisse sollen dann auch in die künftige weltweite Trainerschulung eingehen. Und Bepplers Betonung liegt auf weltweit: „Gerade mit Blick auf den Olympia-Status darf Handball nicht nur eine europäische Sportart sein. Mannschaften aus Afrika, Asien und Panamerika dürfen den Anschluss nicht verlieren, aktuell spielt nur Ägypten ganz vorne mit. In den anderen Kontinenten ist ein sehr hohes Wachstumspotenzial.“
Dass der deutsche Handball mit Akteuren die Turniere analytisch mit begleitet und mitwirkt, ist wichtig, da diese Tätigkeiten „auch einen positiven Einfluss auf die Arbeit beim DHB haben. Wir sehen die aktuellen Entwicklungen, analysieren sie und können sie so direkt in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen“, betont Beppler.
Wie auch bei Kay Holm spielten die neuen Regeln auch in Bepplers Analysen eine gewisse Rolle: „Was vor allem den schnellen Anwurf betrifft, ist das gut gelaufen.“ Generell wird Beppler einen Punkt ansprechen: „Wir müssen die Spiele - gerade wegen der neuen Anwurfregel - anders scouten, müssen andere Daten sammeln als bisher, zum Beispiel, was ein Gegenstoß ist, muss anders erfasst werden. Das aktuelle Scouting wird dem modernen Handball nicht gerecht.“