Die etwas andere Sendung: DHBspotlight mit Blick auf Corona-Fälle und Polen-Spiel
Ein Rückblick auf die Partie gegen Österreich, ein Ausblick auf die Partie gegen Polen – und natürlich: die positiven Corona-Befunde von gleich sieben Nationalspielern. Es gab viel zu besprechen bei der zweiten Ausgabe von DHBspotlight zur EHF EURO 2022 in Ungarn und der Slowakei. Dazu begrüßte Moderator Kevin Gerwin am Montagabend live aus Heidelberg Jan-Olaf Immel, Europameister und Olympiazweiter von 2004, Christoph Theuerkauf, ehemaliger Nationalspieler, und erneut den langjährigen Kapitän der Nationalmannschaft, Uwe Gensheimer. Außerdem dabei: Turn-Europameister Andreas Toba.
Der Paukenschlag kam erst kurz vor Beginn der Sendung. „Wir haben das eine oder andere große Thema zu besprechen“, steigt Moderator Kevin Gerwin dann auch gleich ein. Denn gerade erst ist bekannt geworden, dass – neben Julius Kühn und Hendrik Wagner – fünf weitere Spieler aus dem Gislason-Kader mit Corona infiziert sind: Kai Häfner, Timo Kastening, Lukas Mertens, Luca Witzke und Andreas Wolff. Klar, dass der Ausfall der Spieler Einfluss auf das anstehende Spiel gegen Polen haben wird – und klar, dass er bei einer Sendung wie DHBspotlight besprochen werden muss.
Auch wenn eben diese Sendung ganz anders ablaufen musste als geplant. Die angedachten Live-Schalten ins Team-Hotel? Abgesagt. „Die haben da gerade ganz andere Probleme“, sagt Kevin Gerwin. Was für das DHBspotlight-Team eine große Überraschung, ist für die betroffenen Spieler, die sich symptomfrei sofort in Isolation auf ihrem Hotelzimmer begeben haben, „das Worst-Case-Szenario“, glaubt DHBspotlight-Experte Uwe Gensheimer. „Es tut mir unheimlich leid für die Mannschaft und das Staff drum herum.“ Die Spieler hätten alles getan, was in ihrer Macht stand, um spielen zu können. „Die verstehen jetzt die Welt nicht mehr.“
„Die Mannschaft spielt insgesamt schönen Handball!“
Dann aber: Weg von Corona, Fokus auf den Sport. „Wir haben bis jetzt viel über Corona gesprochen, das ist schade für die Mannschaft“, sagt Christoph Theuerkauf, der von seiner Wirkungsstätte in Lemgo zugeschaltet ist. Denn die Spielweise der Mannschaft gefällt dem ehemaligen Nationalspieler hörbar gut. „Ich finde es total erfrischend und toll, dass die Jungs in ihren Rollen so aufgehen“, so Theuerkauf weiter. Ganz ähnlich sieht das Jan-Olaf Immel, der dritte ausgewiesene Handballexperte in der Runde: „Natürlich war ein bisschen Nervosität zu spüren, weil viele Spieler kaum Turniererfahrung haben“, sagt Immel. „Aber das Selbstvertrauen ist gewachsen. Die Mannschaft spielt insgesamt schönen Handball!“
Eher ein „Handball-Laie“, wie er sich selbst nennt, ist dann der vierte Gast im Bunde. Andreas Toba, Turn-Europameister und guter Freund von Handball-Nationalspieler Timo Kastening, ist zwar offiziell sportfremd, teilt aber die Begeisterung für die Handball-Nationalmannschaft. „Wenn die Mannschaft in Rückstand gerät, wie sie sich dann suchen und sich finden. Das finde ich als Turner extrem beeindruckend“, sagt Toba. Extrem beeindruckend auch, was der 31-Jährige anschließend berichtet. Auf seine Leistung bei Olympia in Rio de Janeiro 2016 angesprochen, erzählt er, wie er – trotz eines gerissenen Kreuzbandes – weiter turnte, um seine Mannschaft nicht im Stich zu lassen. „Ich hatte mehrfach Gänsehaut“, sagt Christoph Theuerkauf, bevor er sich nicht nur als Turn-Fan zu bekennen gibt, sondern sich auch für mehr Turn-Elemente in der deutschen Handball-Ausbildung ausspricht.
Experten einig: Polnische Mannschaft schnell und gefährlich
Dem handballerischen Auge von Andreas Toba gibt die Runde übrigens einhellig recht: Die Chemie im Team sei gut – und das sehe man auch auf dem Feld. Denn die Gislason-Jungs trauen sich auffällig oft an den Kempa-Trick heran. „Diese Kempas sind ja kein Zufallsprodukt. Wenn ich mich mit jemandem gut verstehe, passe ich den Ball mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit“, sagt Christoph Theuerkauf. „Ich habe das Gefühl, die Jungs mögen sich alle.“ Ob der Mannschaft die gegenseitige Zuneigung für einen Sieg gegen die Polen reicht, ist aber fraglich. Immerhin wartet die Mannschaft aus dem Nachbarland mit zwei starken Kreisläufern auf. „Du wirst dich darauf einstellen müssen, dass die mit viel Tempo hinten rausgehen“, sagt Jan-Olaf Immel. Und auch Uwe Gensheimer hält die Mannschaft für gefährlich. „Bei jedem Ballgewinn drücken die aufs Tempo. Bislang haben die mir gut gefallen.“
Besonders bitter: Mit Andreas Wolff hat Trainer Alfred Gislason eigentlich eine Geheimwaffe gegen die polnische Mannschaft mit zur EM genommen. Dummerweise sitzt diese Geheimwaffe nicht am Spielfeldrand, sondern – auf dem Hotelzimmer, in Isolation. Der Torwart steht beim polnischen KS Kielce unter Vertrag. Ob Gislason Wolff gegen Polen gebracht hätte? Das ist unerheblich. „Aber er kennt die Wurfbilder“, sagt Uwe Gensheimer. Ein Wehrmutstropfen immerhin: Seit Sonntagabend steht die deutsche Nationalmannschaft sicher in der EM-Hauptrunde. Dort warten Spanien, Russland, Schweden und Norwegen.
Licht aus, Spot an: Die nächste Ausgabe von DHBspotlight gibt’s am Freitag, 21. Januar, um 20.15 oder um 22 Uhr – wie immer live auf der offiziellen Facebook-Seite des Deutschen Handballbundes sowie auf YouTube.