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Aufsteiger, Videobeweis, internationales Ansehen

15.07.2023

Mit den Saisonvorbereitungslehrgängen, die aktuell über die Bühne gehen, startet auch für die DHB-Schiedsrichter die neue Spielzeit. Einige Schiedsrichterteams haben den Aufstieg in den nächsthöheren Kader aufgrund ihrer guten Leistungen geschafft (siehe Liste unten). Was die Elite- und Bundesligakader betrifft, wird an der bestehenden Gesamtkadergröße festgehalten werden.  

Beim Blick zurück auf die vergangene Saison ist Jutta Ehrmann-Wolf, Leiterin Schiedsrichterwesen beim Deutschen Handballbund, generell zufrieden mit der Entwicklung: „Es ist uns in allen Kadern von der 1. Bundesliga bis zur Jugendbundesliga gelungen, das ein oder andere Schiedsrichterteam gezielt weiterzuentwickeln. Es spricht zudem für die Qualität unserer Kader, dass es kaum größere Probleme gab. Die beiden Pokal Final-4-Turniere, die Deutschen Jugendmeisterschaften und die Aufstiegsrunden der 3. Ligen haben wir aus Schiedsrichtersicht mit sehr ordentlichen Leistungen gelöst.“  

Generell genießt das deutsche Schiedsrichterwesen international traditionell einen sehr guten Ruf, was sich auch an der Vielzahl von Nominierungen zeigt. „Wir sind bei den Großereignissen kontinuierlich mit Schiedsrichter-Teams oder Delegierten vertreten. Sowohl Robert Schulze und Tobias Tönnies als auch Maike Merz und Tanja Kuttler sowie Kay Holm als Delegierter haben zuletzt bei der Männer-Weltmeisterschaft sehr gute Leistungen abgeliefert. Es freut mich auch, dass wir unsere Präsenz darüber hinaus enorm steigern konnten. In der kommenden Saison werden wir erstmals vier EHF-Delegierte stellen und sind durch Kay Holm und Lars Geipel zusätzlich in der IHF vertreten. Dass wir international vertreten sind, ist gut und wichtig für uns, denn wir können unsere Expertise einbringen, aber vor allem zugleich selbst von den anderen Ländern und vor allem von den Dachverbänden EHF und IHF stets lernen“, sagt Ehrmann-Wolf, die diese Erfolge aber definitiv nicht als Ruhekissen verstanden haben will: „Wir haben die stärkste Männerliga der Welt, also müssen wir stets den Anspruch haben, Top-Schiedsrichter zu stellen. Wir haben eine hohe Messlatte und wollen diese Standards weiter erfüllen. 

In der Saison 2022/23 gab es neben drei neuen Regeln auch technische Innovationen in den nationalen Ligen – und die haben gut funktioniert, meint Ehrmann-Wolf: „Wir haben zum Beispiel das Buzzer-System in der LIQUI MOLY HBL sowie ab der Rückrunde in der 2. Bundesliga in Zusammenarbeit mit dem Ligaverband sehr erfolgreich eingeführt. Die Rückmeldungen der Vereine und unserer Schiedsrichter, Delegierten, Zeitnehmer und Sekretäre sind durchweg positiv. Das ist für die Männerligen ein großer Schritt nach vorne.“ 

Gleiches gilt für die Leiterin des DHB-Schiedsrichterwesens auch für die Einführung von Headsets in der 3. Liga: „Das war eine sehr gute Entscheidung, und nach einer kleinen Eingewöhnungsphase gab es keinerlei Probleme. Ich freue mich, dass uns dieser nächste Schritt in der Professionalisierung gelungen ist. Ohne Headset geht im modernen Schiedsrichterwesen nichts - es gehört zum Equipment wie die Pfeife oder früher der Notizblock. 

In der neuen Spielzeit 2023/24 wartet nun die nächste Technologie – zumindest für die Schiedsrichter, die in der HBL eingesetzt werden: der Videobeweis. Der steht schon bei den kommenden Lehrgängen im Fokus - in drei Stufen, wie DHB-Schiedsrichter-Lehrwart Kay Holm berichtet: „Zunächst geht es um die Regeln und die genau definierten Situationen, wann die Schiedsrichter den Videobeweis anfordern können, dann folgt die technische Umsetzung durch unseren Partner Sportlounge und dann das Training mit dem System in der Halle - unter Wettkampfbelastung. Nach der problemlosen Einführung der Buzzer-Technologie hoffe ich auf eine ähnliche Umsetzung auch für den Videobeweis.“ 

Das sieht Jutta Ehrmann-Wolf ähnlich: „Auf diese Technik werden wir uns gemeinsam mit der Liga sehr gut vorbereiten müssen, weil es für fast alle Schiedsrichter Neuland sein wird. Da jedoch die erprobten Richtlinien wie in den internationalen Wettbewerben angewendet werden, bin ich zuversichtlich, dass wir diese Technik erfolgreich implementieren werden. Wir übernehmen die von der EHF bekannten Standards, das heißt, es ist klar, für welche Situationen ein Videobeweis genutzt werden kann und bei welchen dies aus technischen Gründen nicht geht, wie zum Beispiel bei Wechselfehlern. Somit gibt es keine Änderungen beim Videobeweis im Vergleich zu internationalen Klubwettbewerben oder Nationalmannschaften. 

Laut Kay Holm stehen den Schiedsrichtern dabei bis zu vier Kameraperspektiven zur Verfügung. Weitere Schwerpunkte der Lehrgänge werden die Bilanz der Rückserie der Spielzeit 2022/23 sowie spezielle Situationen am Kreis und Außen sowie die verschiedenen Stufen einer möglichen Bestrafung zusätzlich zu Siebenmetern sein. Elite- und Bundesligaschiedsrichter werden zudem vom neuen TV-Partner Dyn informiert, für die Bundesligagespanne gibt es einen weiteren Fokus aufs Bankverhalten. 

Auch wenn im Spitzenbereich aktuell alles im grünen Bereich ist, liegt Jutta Ehrmann-Wolf ein Punkt auf dem Herzen: der Schiedsrichtermangel in der Breite. Wenn wir das Problem nicht in den Griff kriegen, haben wir irgendwann keine Spitzenschiedsrichter mehr, denn das beeinflusst sich nun einmal gegenseitig. Man sieht an den aktuellen Zahlen deutlich einen Corona-Einbruch. Wir haben daher ein Maßnahmenpaket beschlossen und ich weiß, dass auch in den Landes- und Kreisverbänden engagiert an diesem Thema gearbeitet wird.  

Was zuletzt sehr gut bei den Schiedsrichtern ankam, ist die Maßnahme „Breite trifft Spitze“. Wir haben bei verschiedenen Erst- und Zweitligaspielen der Männer sowie beim OLYMP Final4 der Frauen in Stuttgart einen Austausch von Basis-Schiedsrichtern mit unseren Spitzenteams organisiert. Diese Maßnahme wird extrem gut angenommen. Alleine in Leipzig hatten wir 150 Teilnehmer, in Berlin und in Stuttgart waren jeweils rund 100 Schiedsrichter dabei. Ich glaube, dass diese Plattform eine schöne Wertschätzung für unsere Basisschiedsrichter darstellt und wir ihnen so für ihren Einsatz etwas zurückgeben können. Wir wollen diese Veranstaltungen in der kommenden Saison forcieren“, sagt Ehrmann-Wolf.  

Die Aufsteiger für die kommende Saison: 

Elitekader: 

Lucas Hellbusch/Darnel Jansen 

Christian Hannes/David Hannes 

Elite-Anschlusskader: 

Marvin Cesnik/Jonas Konrad 

Bundesliga-Kader: 

Nicolas Jaros/Felix Thrun 

Marvin Völkening/Jonas Zollitsch 

Alexander Kittel/Lars Scharfe 

Maximilian Engeln/Felix Schmitz 

Leon Bärmann/Nico Bärmann 

Daniel Halbach/Sebastian Halbach 

Nachwuchskader: 

Dustin Seidler/Denis Seidler 

Fabian Foerster/Tim Foerster 

Moritz Hartmann/Nils Hennekes 

(BP)