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Unermüdlicher Arbeiter

30.10.2021

Ganz geklärt wurden die Umstände seiner Abwahl und seines Rückzugs nicht. Von Paul Kenner, dem damaligen Rechtswart des DHB, ist überliefert, dass man Feick gar nicht habe ablösen wollen. „Er sollte nur wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden“, wird Kenner zitiert, dass der Präsident wohl oftmals zu eigenmächtig gehandelt habe. 

Unbestritten ist aber auch, dass Ernst Feick als „unermüdlicher Arbeiter“ galt. Zwischenzeitlich hatte er mit Wim Thoelke, dem späteren Sportjournalisten und Fernseh-Quizmaster, einen Geschäftsführer an seiner Seite. Aber Weltmeisterschaften und andere Großveranstaltungen in Deutschland, einen internationalen Kongress in Garmisch-Partenkirchen, diverse Länderspielreisen der Männer und Frauen (unter anderem nach Japan und Ägypten), den nicht einfachen Kontakt mit dem Handball in der DDR (1956 gab es eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft) und andere organisatorische Dinge bewältigte er von Zuhause aus.  

Genauso unbestritten ist die Fachkenntnis des gebürtigen Südhessen, der am 30. Oktober 1911 in Büttelborn (bei Groß-Gerau) auf die Welt kam. Denn im Rahmen seiner Handball-Karriere über den TV Büttelborn zum SV Darmstadt 98 bestritt er in den 30er Jahren auch vier Länderspiele. (Zusatz für Spätgeborene: Auf dem Großfeld wohlgemerkt. Hallenhandball gab es seinerzeit noch nicht.)  

Der Grundstein für sein Engagement neben dem Spielfeld wurde ebenfalls in diesen Jahren gelegt. Denn unter Reichstrainer Otto Günther Kaundinya war er auch als „Fachsportlehrer für Handball“ für den DHB aktiv. Daran knüpfte Feick nach dem Zweiten Weltkrieg an. Nach diversen anderen Funktionen ab 1949 fungierte er von 1954 bis ´58 als Vorsitzender des Hessischen Handball-Verbandes (HHV), ehe 1955 die nationale Karriere begann. 

Ernst Feicks Vorliebe für den (Groß-)Feldhandball ist nicht schwer nachzuvollziehen. Dennoch setzte er sich auch für den (international immer stärker aufkommenden) Hallenhandball ein, organisierte 1961 eine Hallen-WM der Männer und bereitete 1965 die Einführung der Handball-Bundesliga mit vor. Kurz vor seinem Ausstieg aus dem Ehrenamt beim DHB also. Die Entwicklung des modernen Hallenhandballs dürfte ihm sicherlich gefallen haben, und so hat er sich bestimmt sehr über das deutsche WM-Gold 2007 durch die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand gefreut. Aber auch darüber mochte Ernst Feick nicht sprechen. 

Beruflich unterrichtete der Handballlehrer von 1946 bis zu seiner Pensionierung 1977 als Oberstudienrat an verschiedenen Gießener Schulen. 

(Albert Mehl)