Kleine Sensation: MTV Altlandsberg siegt beim Tabellen-Zweiten

Faustdicke Überraschung zu später Stunde. Erst gegen 20.55 Uhr stand das absolute Knüller-Resultat des vergangenen des Drittliga-Sonnabends fest. Der Tabellen-Elfte MTV Altlandsberg hatte bei der HSG Kropp-Tetenhusen 29:23 (13:12) gesiegt. Die seit 1988 bestehende Spielgemeinschaft fiel damit vom 2. auf den 3. Tabellen-Rang zurück. Und das Handball-Team aus Märkisch-Oderland verschaffte sich nach dem Heimsieg über Schwerin (33:22) weitere Luft im Abstiegskampf.

Aber was für eine verrückte Partie war das dort in Schleswig-Holstein? Wer sie am Live-Ticker verfolgte, glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als der MTV nach knapp sieben Minuten 5:1 führte. Viktória Várkonyi hatte bis dahin schon viermal getroffen. Die Ungarin, die vor der Saison von den Berliner Füchsen kam, fuhr wie ein Tornado durch die Abwehr der Gastgeberinnen.

Ein Tornado, der schnell zu einem lauen Lüftchen werden sollte? Als der große Favorit in der 13. Minute zum 5:5 ausgeglichen hatte und vier Minuten später 7:5 führte, musste man das aus Altlandsberger Sicht befürchten. Aber nur bis zum 10:9 hielt der Vorsprung des mit acht hochkarätigen Neuverpflichtungen gespickten Aufsteigers an. Dann nahm der Wahnsinn seinen Verlauf.

Weil zunächst Vicky Varkónyi weiterballerte und weiterhin traf. Auf neun Tore brachte es die Magyarin bis zur Pause. Starke elf Treffer sollten es insgesamt werden. Beim 10:10 (24.) hatte der MTV wieder ausgeglichen und übernahm fortan zur allgemeinen Verwunderung der Zuschauer in der Geestlandhalle das Kommando.

Das klappte, weil die Altlandsbergerinnen den HSG-Star Kristin Machau weitgehend stoppten. Sie, die die Torjägerliste der 3. Liga Nord mit 87 Treffern in elf Spielen klar anführt, konnte aus dem Feldspiel heraus nur zweimal einnetzen. Der MTV hatte die gefährliche Rückraum-Frau ebenso gut im Griff, wie deren Kolleginnen.

Entscheidend war auch, dass Viktória Varkónyi mit fortschreitender Zeit von den MTV-Kolleginnen im Angriff immer mehr Unterstützung erhielt. Ungewöhnlich: Erst in der 24. Minute (zum 10:10) warf Sophie Lütke ihr erstes Tor. Aber der Kapitän kam noch auf Touren, ließ sieben weitere folgen. Nach dem 19:18 (38.) gelang der „Rike“ sogar ein Hattrick und damit eine kleine Vorentscheidung. Aber auch andere, wie zum Beispiel Christiane Wiechert (4 Treffer), warfen ganz wichtige Tore. „Die Mäders haben unglaublich gekämpft, sich nach jedem Ball geschmissen“, so Co-Trainerin Eveline Sellert. „Mit unseren Emotionen haben wir sie platt gemacht“, jubelte Linksaußen Annika Fleck.

Aber wie kam es den zu dieser Leistungsexplosion von Viktória Várkony, die ja nach einem starken Saisonbeginn zwischenzeitlich einen echten Hänger hatte? Die Ungarin verriet und konnte sich vor Lachen kaum halten: „Ich bin beim Spazierengehen vor dem Spiel voll in die Schei… getreten. Das hat offensichtlich Glück gebracht.“ Elf Tore – wann ist das Vicky das letzte Mal in einem so wichtigen Spiel gelungen? „Daran kann ich mich nicht erinnern“, sagt sie. „Aber das ist auch gar nicht wichtig. Entscheidend ist, dass wir heute eine super Mannschaftsleistung gebracht haben. Nur das zählt.“

Daran hatten alle ihre Anteile. Nicht nur im Angriff. So auch Kathrin Wiehle mit wieder mal sensationellen Torwart-Paraden oder Linda Mandelkow mit einer fabelhaften Abwehrperformance. „Das war sicherlich eine unserer besten Leistungen in den vergangen beiden Jahren“, sagte Trainer Fabian Lüdke stolz. „Alles hat geklappt und der Gegner hat genau das getan, was wir in der Video-Analyse herausgearbeitet hatten und worauf wir uns einstellen konnten.“ Wirklich stark, wenn man berechnet, dass Kropp-Tetenhusen bis dahin noch keine Partie verloren hatte, nur zweimal unentschieden spielte. Und wenn man berücksichtigt, dass dem MTV mit Manja Berger (Rot-Sperre) noch eine ganz wichtige Kraft fehlte…

Und was sagt der Coach zur Heldin des Tages? Fabian Lüdke: „Das war von Vicky eine sensationelle Leistung. In der ersten Halbzeit war ja praktisch jeder Wurf ein Treffer, ehe nachher die Kraft etwas nachließ.“ Und Fabian Lüdke merkte noch verschmitzt an: „Ich bin ihr ja im Training oft auf die Nerven gegangen, bis ihr mal sogar die Tränen kullerten. Aber das war alles, um sie noch besser zu machen. Und das zahlt sich irgendwann aus…“

Der MTV-Coup hatte sich schnell herumgesprochen. Die Handys klingelten heiß. Es hagelte bei der Heimfahrt Glückwünsche. Unter anderem von Arno Jaeschke, dem Altlandsberger Bürgermeister. Ein schöner Sieg und wichtige Punkte im Abstiegskampf. Am kommenden Sonnabend geht es für den MTV in der Erlengrundhalle gegen Oldenburgs Bundesliga-Reserve weiter.

Kropp-Tetenhusen mit: Femke Lobstaedt, Christiane Sacher; Imke Jasmin Seidel, Sarah Madeli Jörgensen 1, Sarah-Lena Börnsen 2, Sabrina Maier 4, Katja Ohm, Lena Schulz 3, Levke Rohwer 1, Inra Isabelle Krück 3. Svenja Pahl 3, Janine Hansen, Caja Lübker, Kristin Machau 6/4.

MTV mit: Kathrin Wiehle, Juliane Schubert-Schlein; Linda Mandelkow , Sophie Lüdke 8, Viktória Varkonyi 11/3, Lisa Schönfelder 1, Sylvia Kalina 3, Annika Fleck 2; Christiane Wiechert 4, Marion Priemer.