Wichtige Einblicke und Basis für Prävention
Forschungsprojekt des Deutschen Handballbundes und der Universität Tübingen zum Schmerzmittelkonsum
Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Universität Tübingen haben gemeinsam ein umfassendes Forschungsprojekt durchgeführt, das den Schmerzmittelkonsum im deutschen Spitzenhandball untersuchte. Ziel der „Fidelis-Studie“war es, Muster der Schmerzmitteleinnahme zu identifizieren und Bedingungen zu erforschen, unter denen Schmerzmittel von Spielerinnen und Spielern verwendet werden. Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in das Verhalten der Athletinnen und Athleten und führen zu Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Schmerzmitteln im Handball. Der DHB hat als Teil eines Maßnahmenpaketes zusammen mit der Projektgruppe Informationen und Handlungsempfehlungen für verschiedene Zielgruppen erarbeitet. Diese sind ab sofort online.
„Den Einsatz von Schmerzmitteln im Handball wissenschaftlich zu beleuchten, haben wir als notwendiges Projekt gesehen. Mit der Arbeitsgruppe aus Tübingen konnte ein Wissenschaftspartner gefunden werden, der kurzfristig einen überzeugenden und förderfähigen Projektantrag zusammen mit dem DHB und unserem Projektleiter Dr. Patrick Luig proaktiv auf den Weg gebracht hat“, sagt Ingo Meckes, Vorstand Sport des Deutschen Handballbundes. „Jetzt ist es unsere Aufgabe, diese Erkenntnisse insbesondere in die Nachwuchsarbeit sowie die Aus- und Weiterbildung zu übernehmen, damit wir über unsere Trainerinnen und Trainer und das medizinische Personal, die Spielerinnen und Spieler und das weitere Umfeld sensibilisieren können.“
Dr. Patrick Luig, DHB-Bundestrainer Wissenschaft und Bildung, ergänzt: „Das Projekt einschließlich der Zwischenergebnisse und die abgeleiteten Präventionsmaßnahmen sehe ich als idealtypisch für eine erfolgreiche anwendungsorientierte Forschung. Aus der Fidelis-Studie resultiert ein substanzieller Mehrwert für den Handball und die Wissenschaft gleichermaßen.“
Erkenntnisse zum Schmerzmittelkonsum im Handball:
- Früher Konsumbeginn: Die Schmerzmitteleinnahme beginnt häufig schon in jungen Jahren und nimmt bei älteren Spieler*innen zu.
- Vorbildfunktion der Trainer*innen: Trainer*innen haben einen erheblichen Einfluss auf den Umgang mit Schmerzen und Schmerzmitteln.
- Sozialisierung und Erfolgsdruck: Ein starker sportlicher Druck, gepaart mit sozialen Einflüssen, kann dazu führen, dass Schmerzmittel vor allem in Wettkampfsituationen vermehrt und „präventiv“ eingesetzt werden.
Handlungsempfehlungen und Präventionsmaßnahmen:
- Aufklärung von Athlet*innen und Trainer*innen: Es ist wichtig, dass Spieler*innen und Trainer*innen umfassend über die Risiken des Schmerzmittelgebrauchs sowie mögliche Alternativen informiert werden. Dabei müssen die gesundheitlichen Folgen stärker in den Vordergrund gerückt werden. Hierbei geht es um aufklärende Maßnahmen für die U-Nationalspieler*innen und deren Eltern sowohl im Umfeld der Lehrgänge als auch bei anderen Angeboten unter dem Dach des DHB. Insgesamt ist für alle Altersklassen besonders auf die präventive Einnahme von Schmerzmitteln einzuwirken.
- Förderung alternativer Schmerzmanagementmethoden: Physiotherapeutische Maßnahmen sowie präventive Ansätze wie Regeneration und Verletzungsprävention sollten stärker gefördert werden. Ziel sollte es sein, den Gebrauch von nicht ärztlich verordneten Schmerzmitteln zu reduzieren. Auch dies gilt insbesondere für den Nachwuchsbereich.
- Verantwortungsbewusster Umgang mit Schmerzmitteln: Trainer*innen und medizinisches Personal sollten eng mit den Athlet*innen zusammenarbeiten, um den Einsatz von Schmerzmitteln auf ein notwendiges Minimum bzw. einen medizinisch zu vertretenden Teil zu beschränken. Eine verbesserte und offene Kommunikation zwischen allen Beteiligten kann dazu beitragen, die Selbstmedikation zu verringern.
- Sensibilisierung der Trainer*innen: Trainer*innen sollten ihre Rolle als Vorbilder ernst nehmen und für den bewussten Umgang mit Schmerzmitteln sensibilisiert werden. Workshops und Schulungen bieten dafür dabei eine wichtige Unterstützung. Notwendige Inhalte sind in die Aus- und Weiterbildung des DHB zu integrieren.
- Enge medizinische Betreuung: Eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen Athlet*innen, Trainer*innen und medizinischem Personal ist entscheidend, um einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Schmerzmitteln zu gewährleisten. Dazu ist das medizinische Personal insbesondere im Nachwuchsbereich zu sensibilisieren.
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