75 Jahre Deutscher Handballbund
Feierstunde am Gründungsort in der Stadthalle Mülheim an der Ruhr
Der Deutsche Handballbund (DHB) wird 75 Jahre alt: Der DHB wurde am 1. Oktober 1949 in der Stadthalle von Mülheim an der Ruhr gegründet. Dorthin kehrt der DHB am 11. und 12. Oktober 2024 zurück. Anlässlich der turnusmäßigen Sitzung des Bundesrates wird im Rahmen einer Feierstunde des Gründungsaktes vor 75 Jahren gedacht: „Wir wollen an diesem Tag zurückblicken auf die Anfänge, aber auch den Blick weiter nach vorn richten. Wir haben im DHB das Jahrzehnt des Handballs ausgerufen und wollen die Potenziale unserer Sportart entfalten“, sagt DHB-Präsident Andreas Michelmann.
Kurze Rückblende in die Anfangszeit des DHB vor 75 Jahren: Schon bald nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges 1945 bestand bei vielen sportbegeisterten Menschen wieder der Wunsch nach sportlicher Betätigung – so auch im Handball mit Training und Spiel draußen auf dem (Sport-) Feld selbst unter widrigsten Bedingungen, die heute kaum vorstellbar sind. Bereits im Frühjahr 1946 wurden erste regionale Meisterschaften durchgeführt. Vereine bildeten übergeordnete Ausschüsse, um den Spielbetrieb nach und nach von unten auf demokratischer Basis neu aufzubauen. Vorläufer des DHB war seit 1947 ein „Deutscher Arbeitsausschuss für Handball“, der die Gründung in Mülheim vorbereiten sollte.
Vorsitzender dieses Gremiums war der Dortmunder Unternehmer Willi Daume (1913-1996). Er wurde von den Delegierten am Sonnabend, dem 1. Oktober 1949, in der Stadthalle von Mülheim an der Ruhr einstimmig zum 1. Vorsitzenden des DHB gewählt. Daume war bei Amtsantritt im DHB schon Schatzmeister des im September 1949 in Bonn gegründeten NOK und wurde ein Jahr später in Hannover erster Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), eine der Vorläuferorganisationen des heutigen Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Später avancierte Willi Daume zu einem der einflussreichsten Sportfunktionäre in der Bundesrepublik Deutschland und sorgte als IOC-Mitglied federführend dafür, dass Hallenhandball 1972 in München (für Männer) olympisch wurde. Dabei dürfen jedoch seine Verstrickungen als Unternehmer, Sportler und Sportfunktionär in das menschenverachtende NS-System nicht vergessen werden.
Hallenhandball war in der Gründungszeit des DHB jedoch nur die kleine, weil nebengeordnete Spielvariante des Handballspiels. Laut einer Meldung in der „Deutschen Handballzeitung“, dem Vorläuferorgan der heutigen „HandballWoche“, gab es im Jahre 1950 in der Bundesrepublik Deutschland nur 30 geeignete Hallen zur Durchführung von Handballspielen: Feldhandball war die damals weitaus populärere Variante. Hier verbuchte der DHB gleich seine ersten großen internationalen Erfolge: Weltmeister bei den Männern 1952 und 1955, dann 1959 mit einer gemeinsam gebildeten Mannschaft auch aus Spielern des Deutschen Handball-Verbandes der DDR und schließlich 1966 wieder Weltmeister als DHB-Team. Das war dann gleichzeitig das Finale eines Spiels, das es heute weltweit nicht mehr gibt. Die Feldhandball-Weltmeister von 1966 (darunter etliche auch heute noch bekannte Namen wie Diethard Finkelmann, Josef Karrer, Herbert Lübking, Bernd Munck, Erwin Porzner und Volker Schneller) dürfen sich seitdem als ewige Weltmeister bezeichnen.
Der DHB, der im Jahre 1950 in die IHF aufgenommen wurde, hatte im Gründungsjahr rund 200.000 Mitglieder. Inzwischen ist der DHB der größte Handballverband der Welt mit über 700.000. Willi Daume legte sein Amt als DHB-Präsident 1955 nieder und wurde zum (ersten) DHB-Ehrenpräsidenten gewählt. Im Jahre 1995 zog die DHB-Geschäftsstelle ihm zu Ehren in das Willi-Daume-Haus in der Strobelallee in Dortmund an der legendären Westfalenhalle ein. Nachfolger von Daume wurde der Gießener Oberstudienrat Ernst Feick (1911-2007). Der Germanist und Politiker Andreas Michelmann (64) ist seit 2015 der neunte DHB-Chef.
(Prof. Dr. Detlef Kuhlmann)