Der Bundestrainer spricht von einer „riesigen Vorfreude“, der DHB-Sportvorstand von „der Kirsche auf der Torte“ - und die Spielerinnen sind hochmotiviert: das waren die wichtigsten Erkenntnisse aus dem ersten digitalen Medientermin des Deutschen Handballbunds vor den beiden Testspielen der Frauen-Nationalmannschaft gegen den Weltmeister Niederlande am Donnerstag (18.15 Uhr) und Samstag (16.45 Uhr) in der EmslandArena Lingen, die beide von Sport 1 live übertragen werden.
Am Mittwoch, einen Tag nach dem 60. Geburtstag von Bundestrainer Henk Groener, stellten sich der Niederländer, Sportvorstand Axel Kromer und Kapitänin Kim Naidzinavicius in einer Videokonferenz den Fragen der Medienvertreter.
„Wir haben über neun Monate auf unser erstes gemeinsames Training warten müssen, nun freue ich mich über die unglaubliche Energie und die tolle Einstellung, die die Spielerinnen an den Tag legen. Ein Riesenkompliment an alle, aber auch für den Deutschen Handballbund und die Liga, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen, und dass das alles so möglich gemacht wurde“, sagt Groener, dessen Lehrgang im niedersächsischen Freren am Sonntag startete.
Groener lobte zudem die „überraschend gute Verfassung“, in der sich alle 22 Spielerinnen befinden, die in Freren vor Ort sind. Es fehlen Emily Bölk und Julia Behnke, die wegen Corona-Fällen in ihrem Klub FTC Budapest nicht am Lehrgang teilnehmen können, aber in die Mannschaftsbesprechungen per Videokonferenz zugeschaltet waren. „Emily befindet sich noch in Quarantäne, bei Julia prüfen wir noch, ob sie nachreisen kann“, sagte Groener über die beiden Ungarn-Legionärinnen.
„Wir wollen das Beste aus den Spielen und dem Lehrgang machen, denn wir haben vor der EM in Norwegen und Dänemark im Dezember nicht so viele weitere Trainingsgelegenheiten“, sagte der Bundestrainer vor den Duellen mit seinen Landsfrauen, die nach ihrem WM-Titel im Dezember 2019 in Japan ebenfalls kein weiteres Spiel bestritten haben. „Ich erwarte ein schnelles Spiel mit viel Tempo. Allerdings ist für mich das Ergebnis nur zweitrangig. Viel wichtiger ist das Einspielen und zu sehen, wie die neuen Spielerinnen sich im Spiel zeigen“, sagt Groener, der allen 22 am Donnerstag und Samstag Spielanteile geben wird. „Alle haben schon ein überraschend gutes Zusammenspiel im Training gezeigt, was aber auch daran liegt, dass die Erfahrenen die Jungen online schon vorbereitet hatten, was bei uns wie läuft.“
Groener hat seinen Kader mit Blick auf die EM auch deswegen so breit aufgestellt, weil man „ja nie weiß, was bis dahin noch passiert, und wer uns zur Verfügung steht. Daher ist es wichtig, so viele Spielerinnen wie möglich in eine solche Lehrgangswoche zu integrieren“. Groener und die Mannschaft blicken nach dem Verpassen der Olympiaqualifikation bei der WM in Japan nur noch in die Zukunft: „Wir haben die Weltmeisterschaft analysiert, jetzt gibt es nur noch den Blick nach vorne.“ Und bei der EM, wo man in der Vorrunde auf Gastgeber Norwegen, Rumänien und Polen trifft, will die deutsche Mannschaft den Abstand zur Weltspitze weiter verkleinern: „Daher ist es gut, dass wir in diesem Test gleich auf die Niederlande treffen“, sagt Groener. „Zum Neustart zwei Testspiele gegen den Weltmeister ist doch die Kirsche auf der Torte. Unsere Frauen haben es verdient, so im Rampenlicht zu stehen“, betonte auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Groener setzt auf den Lernprozess seiner Mannschaft, auf die gewachsene Erfahrung durch die EM 2018 und die WM 2019 und darauf, dass nun viele seiner Spielerinnen Woche für Woche in der Champions League gefordert werden: „So wollen wir im Dezember auch einen weiteren Schritt nach vorne machen. Wir können gegen jede Mannschaft gewinnen, müssen nur noch konstanter werden.“
Neu im Stab der DHB-Frauen-Nationalmannschaft ist Co-Trainer Alexander Koke, den Groener schon als Spieler kannte, und der sich bereits intensiv im ersten Lehrgang eingebracht hat: „Das passt schon sehr gut, die Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv. Wir teilen uns die Aufgaben auf, wobei Alex sich vorrangig mit dem Angriff beschäftigt“, sagt der Niederländer.
Wie Bundestrainer Groener sieht es auch Kromer als Vorteil an, dass die Frauen-Bundesliga schon Anfang September ihren Spielbetrieb aufgenommen hat. „Wir haben gemeinsam mit den Ligaverbänden eine sehr gutes Konzept für den Neustart und die Hygienestandards erarbeitet, die Krise hat die tolle Kooperation aller Beteiligten gezeigt, die an einem Strang ziehen, um den Handball wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.“
(BP)